Ein Nagel, noch ein Nagel...! (2. Teil)

Beschreibung zum Thema Humor

von  tastifix

Es wurde später und später...

Bereits zwei Stunden werkelten meine Freundin Angelika und ich angestrengt zwischen dem Wust an Hölzern, Handwerkszeug, immer noch verschlossenen oder nur halbleeren Nagel- sowie Schraubentüten herum.

Es hatte sich herausgestellt, dass Löcher einbohren ein herrliches Fitnesstraining bedeutete, zumindest dann, schrieen etwa zwanzig Bretter auf einmal nach diesen sehr eindrücklichen Verzierungen.
Da kam es dann schon ´mal vor:
"So langsam reicht` s mir. Meine Handflächen brennen schon wie Feuer!"
"Sind ja nur noch zwei Bretter, dann ist der Mist geschafft!", trösteten wir uns gegenseitig.

Nach weiteren fünf Minuten liebkosten wir den von uns in hervorragender Weise gelöcherten Holzberg mit stolz-erleichterten Blicken. Eendlich fertig damit, ein Erfolgserlebnis der besonderen Art!

Was jetzt noch zu tun war, erschien uns wie ein Kinderspiel. Bester Laune schnappten wir uns nochmals die blöde Anleitung.
"Jetzt müssen wir die Dinger nur noch zusammen schrauben!", stellte Angelika zufrieden fest.

Ich muss uns zugute halten, dass wir die Deckplatte des Schreibtisches in dem ganzen Gewühl nach nur einer Sekunde ausmachten. Triumphierend legten wir sie mitten im Raum auf den Boden. Jetzt kämen die Seitenwände mit dem Buchstaben C dran. Laut Abbildung gehörten sie logischerweise rechts bzw. links außen auf die Unterseite der Deckplatte geschraubt.

Siegesgewiss teilten wir uns die Arbeit. Im Nu ragten beide Bretter senkrecht im rechten Winkel zur Platte in die Luft.
"Na bitte, geht doch!", lobten wir uns wie aus einem Munde. Um unsere Arbeit zu prüfen, drehten wir das Ganze um 180 Grad.

"Du," meinte Geka zu mir, "irgendwie sieht das eigenartig aus. Als ob das schief wäre."
"Aber wir haben doch richtig nachgeguckt. Das sind beides "Brett C!", grübelte ich.
"Ach du meine Güte!", entfuhr es da meiner Freundin.
"Bitte?"
"Hier, der Typ Brett darunter ist nur ein bisschen kürzer und dem haben sie auch "C" verpasst."
"Ach nee! Mensch, diese Anleitung kann man ja wohl vergessen. Also zurück, marsch-marsch!"
Nur mit größtem Kraftaufwand gelang es uns, die Schaubverbindungen wieder zu lösen. Schließlich hatten wir sie extra fest eingedreht. Sicher ist sicher.

Danach allerdings war uns eifrigen Handwerkern endlich das Glück hold. Nach einer weiteren halben Stunde saßen die richtigen Bretter an den richtigen Stellen, alle geforderten Schrauben waren eingedreht. Wir zwei Bauleute waren stolz wie Oskar. Vor uns stand der fertige Schreibtisch. Wir sonnten uns in seinem Anblick.

Aufatmend begaben wir uns ans Aufräumen.
„Guck` Dir das an,“ machte ich Angelika aufmerksam.
„Die haben doch tatsächlich ´ne ganze Tüte Nägel zuviel mitgeliefert. Koomisch!“
„Kann ja ´mal vorkommen. Du siehst doch, unser Prachtstück fällt nicht zusammen. Also wird das schon seine Richtigkeit haben.“

Meine Tochter Alexandra hatte anscheinend mitbekommen, dass sich die Aktivitäten in meinem Zimmer ihrem Ende zuneigten. Sie packte die Neugierde. Da sie ja keine hölzernen Dolomiten mehr am Betreten meines Zimmers hinderten, stellte sie sich neben das gute Möbelstück, um es kritisch zu begutachten. Dann prüfte sie mit einem kurzen Ruck an der Platte dessen Standfestigkeit. Der Schreibtisch antwortete mit einem leichten Schaukeln. 

Nachdenklich geworden, stand meine Tochter dort mit urplötzlich arg gefurchter Stirn, hinter der es sichtlich arbeitete. Kein Zweifel, die brütete etwas aus:

„Mamaa, wieso wackelt der soo...?“, kam die zögernde Frage.
Just in diesem Moment entdeckte sie die volle Nageltüte, fing an zu feixen und meinte:
„Mamaa, kann das sein, dass ihr die Hälfte der Nägel vergessen habt...?!“

Also doch kein überflüssiges  Arbeitsmaterial!
Verlegen grinsten wir erst uns, dann meine Tochter an. Einer Antwort enthielten wir uns vorsichtshalber.

Zu unserer Ehrenrettung sei erwähnt, dass wir letztendlich all diese absolut nicht überflüssigen Nägel noch da einnagelten, wo sie hin gehörten.
Es waren ihrer fünfzehn Stück.

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