Putzteufel en hicks!

Kurzgeschichte zum Thema Humor

von  tastifix

Soweit ich weiß, habe ich schon in einer meiner zahlreichen Geschichten vorsichtig angedeutet, welch eine Wirkung Alkohol auf mich hat. Deshalb nehme ich auch nur "eenen wenzigen Schlock", wenn es sich bei einem gemütlichen Beisammensein so gar nicht vermeiden lässt.

Vor ein paar Jahren wurde ich während eines feucht-fröhlichen Abends diesem "weenzigen" Schluck untreu. Ich war irgendwie so richtig in der Stimmung, Blödsinn zu machen. Aus dem obligatorischen Wirklich-nur-éinmal-Nippen wurde sage und schreibe ein ganzes Glas Rotwein. Das zog verhehrende Folgen nach sich!

Meine Töchter warteten seelenruhig, ob und was dann sich gleich mit ihrer Mama täte. Sie mussten sich denn doch noch etwa eine Viertelstunde gedulden.
"Siehste, Mama, was du für`n Quatsch erzählst, du wärest schon nach einem Schluck blau? Das bildest du dir nur ein!"

Ich setzte an, um ihnen eine Vortrag über die heikle Liebesgeschichte Alkohol/ Mama zu halten. Doch irgendwie klappte das mit der gewählten Ausdrucksweise nicht mehr so, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte:
"Abaa i.ich vatrag den wirklich nicht. Mir ist jetzt schon ganz komisch!"

Das war nichts als die Wahrheit, da bestand ich drauf. Das Kopfschütteln vermied ich, denn dabei wurde mir prompt so eigenartig schwindelig. Ganz abgesehen davon, sah ich gar nicht ein, mir von meiner da wahrlich so besorgt um mein Wohl bemühten Nachkommenschaft, die bereits unbeschadet mit dem zweiten Glase zugange war, einreden zu lassen, ich hätte mir da etwas eingeredet.

"Mama, das kann überhaupt nicht sein!"
Es folgten fadenscheinige Begründungen, warum das überhaupt nicht sein konnte. Zumindestens tat ich sie vor mir selber als fadenscheinig ab. Andernfalls hätte ich ja zugeben müssen, dass ich einer Macke erlegen war. Und das waltete Hugo!

Während meine Kinder mir hartnäckig zu suggerieren versuchten, dass ich in Bezug auf meine Einschätzung der Wirksamkeit gewisser Getränke einen Knall hätte, gab mir mein eigenes, sich steigernd ver-rücktes Verhalten unbestreitbar nur allzu deutlich Recht.

Der Rotwein eroberte zunehmend meine Blutbahn, vergass auch keine einzige Ader bzw. Vene (es war ja auch ein guter Jahrgang!) und machte mir das Leben in rasantem Tempo immer vergnüglicher.

Die deutsche Sprache war schon recht apart überarbeitet, ich in meinem jetzigen Zustande mit dem Ergebnis sehr zufrieden und fand das alles ausgesprochen lustig.

"Ich hab`nua einen ganz leichten Schwiips, Mäuse!", versicherte ich meinem Nachwuchs, der mir mit wachsender Fassungslosigkeit lauschte und im Innern seine Meinung über ´Mama und Alkohol`hastig revidierte.
Sie waren ja Zeuge dessen, was mit mir los war.

"Natürlich Mama, soo`n Rotwein haut dich doch nicht um, niich...?!!"
Wie durch einen geistigen Nebel hindurch bekam ich leider noch so eben die wahre Bedeutung jener netten´Anmerkung durch die Blume` mit.
"Die behaupten nichts anderes, als dass ich besoffen bin!", entrüstete sich mein Inneres und fand selbst dies gleichzeitig zum Kringeln.
"Hihi!", grinste ich relativ dümmlich in die Runde.
Ein allerdings weitaus intelligenteres, da nun wissendes Grinsen war die Reaktion.

Es kam noch viel schlimmer:
Mittlerweile kriegte ich vom Gespräch ringsum sowieso nur noch ein armseliges Drittel mit (immerhin!), und wenn, dann total verkehrt. Etwa so:
"Mama, morgen bin ich bei Sylvia!", wurde ich in Kenntnis gesetzt.
"Prima, sie daf gerne bei uns übarnachten!"
"Abaa Mamaa!", ratlose Reaktion des betreffenden Töchterchens.
"Die kommt nicht hierhin, sondern ich geh`zu der. Haste das kapiert??"
Mir war das alles viel zu kompliziert. Irgendwas... und Sylvia. Ach, mir doch egal. Vorsichtshalber nickte ich. Sie sollte nicht etwa annehmen, dass...
"Aua, mein Kopf!"
Ein Grübelversuch ob einer enorm wichtigen Angelegenheit beschäftigte mich:
"Ob Sylvia jetzt zuhause wohl auch...?"
Wie gesagt, es blieb bei einem hilflosen Versuch.

Eine halbe Stunde später:
Trotz halber geistiger Umnachtung zeigte sich noch einmal die Hausfrau in mir. Ich kann nicht mehr sagen, wie, aber ich brachte es fertig, meinen Blick auf einen bestimmten Punkt zu fixieren. Da ich in den letzten Minuten hauptsächlich ganz verliebt meinen Küchenboden betrachtet hatte, war in jenem Moment der bestimmte Punkt ein ordinärer Tomatenketchupflecken direkt zwischen den Beinen des nächst stehenden Stuhles. So eine Frechheit aber auch von diesem Flecken!

Ordentliche Hausfrauen ertrugen einen solchen Anblick nicht allzu lange.
"Wirf mir ´ma das Tuch da ´rüber!", bat ich eine meiner Töchter.
Das Tuch war das Staubtuch.

Um die Balance nicht völlig zu verlieren, umklammerte ich die Tischkante und hockte mich auf den Boden. Mein Gleichgewichtssinn streikte und in der nächsten Sekunde saß ich mit breit gegrätschten Beinen wie ein Kleinkind auf den Fliesen, auf dem Gesicht ein noch dümmlicheres Grinsen als zuvor, in der linken Hand das Staubtuch:
"Warum ist der denn da noch, wieso habt ihr den nich wech gemacht?"
Meine Töchter entschieden, eine Erwiderung erübrige sich, Mamas Auffassungsgabe hatte sich aufgegeben.

Ich, ihre Mama, kroch auf allen Vieren zum Stuhl. Meine rechte Hand umfasste das Stuhlbein, die linke wienerte mit dem Staubtuch auf dem besagten Flecken herum, wieder und wieder. Ich war nicht zu bremsen. Ich scheuerte abwechslend die Fliesen und dann wieder den roten Punkt. Als dann erstaunlicherweise wirklich dessen Ketchupleben verblasste, stoppte mich das nicht, sondern ich begann, wie eine Verrückte die sauberen Fliesen um mich her von wahrlich schrecklichen, allerdings ausschließlich für mich sichtbaren Flecken zu säubern. Ich rieb und rieb und lachte mich dabei lauthals kaputt.

Meine Kinderschar beobachtete mich mit zunehmendem Entsetzen.
"Oh Gott, sie ist ja total hinüber!"
"Mama, das hast du aber fein gemacht. Komm jetzt, wir bringen dich besser nach oben ins Bett, bevor du uns noch die Treppe ´rauf fällst!"

"Alles wieda sauber," war meine letzte Bemerkung, bevor ich einschlief, um meinen Rausch auszuschlafen.

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