Das Versteck!

Kurzgeschichte zum Thema Humor

von  tastifix

Diesmal möchte sich Mato, der Chef meines himmlischen Kleeblattes, echten Erinnerungsstress von der Hundeseele bellen:

Ich lebte noch bei meinem Frauchen und deren Kinderschar. Die waren noch recht jung und ich auch. Wir tobten den halben Tag durchs ganze Haus. Den ganzen ging leider nicht, denn sie mussten morgens immer so früh weg zum Hunde-, ääh, Menschenplatz. Frauchen nannte den "Schule".

Die Schule war bei meinen Ersatzschwestern etwa so beliebt wie bei uns Hunden der doofe Unterordnungsunterricht. Auf den hätte ich gerne verzichtet, Frauchen aber leider nicht und so machte ich notgedrungen mit. Doch nach diesen Übungen vergaß ich jedesmal das Gelernte auffallend schnell und machte einfach wieder nur, was ich selber wollte. Diese Taktik behielt ich übrigens mein ganzes Leben lang bei. Wie Ihr es bestimmt schon gelesen habt, brachte mir das so manch` ein Abenteuer auf die eigene Pfote ein.

Nun gut, Ihr könnt Euch sicher vorstellen, mit welch einer tollen Laune meine "Kinder" mittags nach Hause kamen. Da gehörte es zu meinen wichtigsten Aufgaben, sie mit lustigen Spielen abzulenken. Traurige Ersatzgeschwister ertrug ich höchstens für eine Minute. Dann war Essig damit.

"Matochen, das war wieder eine Schei...!", seufzten die Vier um die Wette. Warum das so Schei...war, erfuhr ich dann auch:
"Stell dir vor: Da lässt der uns doch tatsächlich unangekündigt eine Arbeit schreiben. Wir waren doch alle nicht vorbereitet. Das gibt sicher einen Sechsersalat!"

Unter Sechsersalat konnte ich mir zwar nichts vorstellen, aber, da sie in mir wohl einen intelligenten Gesprächspartner sahen, setzte ich eine wichtige Miene auf und machte als Zeichen meiner Anteilnahme einmal kurz:
"Wau...jaul!"
"Genau, du Süßer!"
"Gut gemacht!", sagte ich mir stolz.

"Wau, hört ´mal, vergesst die dämliche Arbeit. Was machen wir jetzt?", fragte ich mit großen Kulleraugen und hing noch eine deutliche Spielaufforderung dran.
Ich lag fast auf dem Boden vor lauter Auffordern.

Da mussten sie lachen.
"Au ja, wir toben mit Matochen!", meinte Alexandra, die Älteste, begeistert. Die anderen Drei waren sofort Kauknochen und Pizza.

"Verstecken spielen!", schlug Nicki, ihre nächstjüngere Schwester vor. Die noch jüngeren Zwillinge Tini und Kati fanden es toll, von den Älteren ernst genommen zu werden. Sie dürften mitspielen.

Mein Revier war ja recht groß, ein Haus mit ganz Unten, Unten und einmal Oben. Außerdem gehörte mir noch ein Garten mit zwei Tannen, einer Weidenkatze und einer Menge Gras zum Draufherumwälzen. Ein paar Blumen wuchsen da auch noch.

Sich im Garten zu verstecken, war schwierig. Dafür geeignete Büsche hatten Frauchen und der Papa leider nicht angepflanzt.
"Eigentlich hätten sie daran denken müssen!", dachte ich vorwurfsvoll.
Ob die da noch nicht vorgehabt hatten, so etwas Tolles wie mich zu adoptieren?
"Typisch Menschen!"
Naja, ich war ja noch jung und hatte Zeit genug, sie mir in Ruhe zu erziehen. Genau das hatte ich mir fest vorgenommen und wie ich mich einschätzte, kämen diesbezüglich bestimmt keine größeren Schwierigkeiten auf mich zu.
"Sie gehorchen ja eigentlich schon jetzt ganz gut. Und dabei bin ich erst sechs Monate bei ihnen!"
Stolz streckte ich mein Näschen hoch in die Luft.

Den Garten konnte ich also fürs Versteckspiel schon ´mal vergessen. Blieb ja noch das ganze Haus.

In den Keller wollte ich nicht so gerne.
Da hockten überall in den Ecken so unheimliche Spinnen und vor denen hatte ich Angst.
In die Läppchen-Küche aber auch nicht, denn da saß auf einer Minitreppe so`n großer, weißer Hund, der an manchen Tagen unentwegt schrecklich laut knurrte und dabei mit seinem einen Riesenauge dauernd im Kreis ´rum rollte. Ja, schlimm, nicht? Der Kerl hatte tatsächlich nur ein Auge!

Mich etwa im Erdgeschoss ins Elternschlafzimmmer zu verkrümeln, traute ich mich nicht. So klein ich noch war, wusste ich dennoch schon:
"Da darf ich nicht ´rein. Das ist "pfui!"
Das Wohnzimmer sollte ordentlich bleiben. Das wollte ich nicht verdrecken, denn sonst gab es ebenfalls Schimpfe.

Also raste ich die Treppe hoch ins Reich meiner Ersatzschwestern und meins. Dort gab es mit Ausnahme des Planschzimmers keinen Pfui-Raum. Ich durfte überall ´rein, sogar bis in die Betten, wenn Frauchen nicht in der Nähe war. Sie merkte es gar nicht, wie oft ich mich in denen breit machte. Meine "Kinder" hielten dicht und verrieten mich nicht.

Schnell hatte ich mich entschieden. Ich freute mich wie toll über meine Superidee und konnte vor Freude dummerweise wieder einmal mein Schnäuzchen nicht halten:
"Waulewau, wuhuuh!"
Und das, obwohl mich doch niemand bemerken sollte.

"Ja, das mach`ich. Da findet mich keiner!", triumphierte ich, trabte in Katis Zimmer, drückte mich platt wie eine Flunder auf den Teppich und kroch unter ihr Bett bis ganz nach hinten zur Wand. Da blieb ich, oh Wunder, für diese eine Mal Hundekinder lieb total still liegen. Ich bewunderte mich selbst dafür, dass ich das überhaupt schaffte. Ich sagte doch für mein Leben gerne ´Wau!`.

So kauerte ich dort und bibberte vor mich hin. Waulewau, war ich aufgeregt.
"Wie lange die wohl brauchen, bis sie mich hier finden?"
Davon überzeugt, wie irre gut meine Idee gewesen war, wedelte ich mir selber lobend zu:
"Klasse, junger Junge!"

Eine Zeitlang fand ich das Pfannkuchenleckerchenspielen ganz spannend. Aber dann wurde ich langsam unruhig. Da kam nämlich keiner, um nach mir zu suchen. Im Haus war es so ungewöhnlich still. Kein Kindergeschrei noch - lachen. In meinem Zuhause gab es das eigentlich sonst nur nachts, wenn meine "Kinder" in ihren Körbchen schliefen und ich in meinem einen tollen Kauknochentraum träumte oder auch von Katzen, die ich eine nach der anderen alle plattmachte. Natürlich nur im Traum!

Immer noch nicht rührte sich nichts. Mittlerweile bekam ich es mit der Angst zu tun.
"Was, wenn die mich vergessen haben und vielleicht alle ausgegangen sind? Das dann ohne mich??"
Dieser grauenvolle Gedanke machte mir mehr und mehr zu schaffen. Schließlich beschloss ich, vorsichtshalber nach dem Rechten zu sehen.

Immer noch auf dem Bauch liegend, schob ich mich ein bisschen und noch ein bisschen vorwärts, bis ich unterm Bett vor luken konnte.
"Ach, wau, gleich geschafft!", frohlockte ich.
Doch das sollte man nie zu früh tun.

Ich ruckelte und ruckelte. Das olle Bett gab nicht nach. Es stand felsenfest und ich lag darunter. ohne auf alle Viere zu kommen.
"Du bist aber böse. Lass mich ´raus!"
Das Bett zeigte sich unbeeindruckt.
"Vielleicht sollte ich ´mal tüchtig knurren?". überlegte ich.
Gesagt, getan. Doch könnt Ihr Euch bestimmt denken, wie sich das anhörte. Denn ich war ja noch ein Hundekind.

Ich geriet in Panik. Spiel hin oder her, jetzt musste etwas geschehen, wollte ich nicht den langen, langen Rest meines Hundelebens unterm Bett zubringen.
"Jauul!"
Und noch einmal:
"Waulewau...jauul!"
Ich weinte immer herzzerreißender und lauter. Irgendwer musste mich doch hören? Hatten sie mich am Ende gar nicht mehr lieb??

Ich spitzte meine Lauscher. Da, da war doch etwas! Das Geräusch kannte ich doch. Da hopsten meine Ersatzschwestern, plötzlich gar nicht mehr leise, die Treppe hoch. Und...sie riefen mich!!
"Matochen, wo steckst du denn? Komm hierhin, komm!"
"Ja, möchte doch nichts lieber auf der Welt als das. Ich kann doch nicht!", jammerte ich und brüllte laut los.

Meine Kinder hatten mich also doch lieb, mich nicht vergessen, sondern machten sich inzwischen große Sorgen um mich. Hach, war das ein schönes Gefühl.

Alexandra an der Spitze, Nicki und die Zwillinge im Gänsemarsch brav hinterher, durchsuchten sie sämtliche Kinderzimmer. Endlich erschien Kati an der Zimmertür. Einen Moment lang stutze sie. Dann lachte sie laut los:
"Kommt ´mal ganz schnell her. Ich hab Matochen gefunden. Ratet ´mal, wo der ist?"

Sofort stürmten ihre Geschwister herbei. Sie grinsten bei meinem Anblick von einem Ohr bis zum anderen.
"Matochen, meinste, wir sehen dich da nicht?"
"Pech gehabt, so klein biste ja nun nicht!"
"Hättest dein Schwänzchen besser verstecken müssen, äätsch!"

Ja ja, es stimmte schon: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Meine Freude darüber, sie alle bei mir zu wissen, verflog. Stattdessen war ich schwer beleidigt und obendrein ganz traurig. Die lachten mich ja aus...!

"Gefunden, Matochen. Kannst da ´raus kommen!", forderte mich Alexandra auf.
"Aber ich steck`doch fest!", winselte ich.
"Was hast du denn, Matochen?"
Immerhin hatten sie`s gemerkt, dass was nicht stimmte.
"Wau,wau,wuuh,jaul, winsel, wau!!", erklärte ich ihnen, in der Hoffnung, soweit wären ihre Kenntnisse in Hundesprache schon gediehen.

"Oh je!", stellten die Vier fest.
"Matochen steckt fest. Der ist für dieses Versteck einfach schon zu groß!"
Grübel, grübel.
"Wir müssen das Bett hochheben. Dann kann er drunter weg."
Das kam von Nicki.
Lachend stellte sich jede von ihnen an eine der Ecken des Bettes.
"Hauruck!", hieß es.
Das Bett hob sich tatsächlich etwas und hing wackelnd über meinem Kopf in der Luft.

"Bloß schnell weg hier, bevor mir das auf den Kopf purzelt!", sagte ich mir, zog mich vorsichtig ein wenig hoch und robbte schleunigst aus dieser unbequemen Höhle heraus. Kaum draussen, schwang ich mich blitzschnell auf meine Pfoten und war weg.
Hinter mir hörte ich noch das amüsante Gelächter meiner Ersatzschwestern.

Ich hatte das Ganze eigentlich alles andere als lustig gefunden. Wenn ich ehrlich bin, stand ich Todesängste aus. Eines ist sicher:

Umter einem Bett verstecke ich mich nie wieder!
Wau!!

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