Süße Früchte

Monolog zum Thema Schwäche

von  Martina

Ich habe grade Bowle getrunken, eine altmodische Bowle, mit vielen Früchten
Die hatten es mir angetan. Hab mich an ihnen vergangen- gnadenlos. Denn eigentlich mag ich keinen Alkohol, ich vertrag mich auch nicht gut mit ihm. Es endet immer im Streit. Zuerst sind wir beide noch ganz gut drauf, manchmal kann ich sogar richtig lachen. Er hat so eine lockere Art an sich, sich meine Sorgen unter die Nägel zu reißen, solange er sich mit mir beschäftigt. So sehr ich am Anfang auch seine Gesellschaft schätze, am Ende läßt er mich Dinge tun, die ich ohne ihn nie tun würde. Wichtige Wahrheiten lässt er unter den Tisch fallen. Ich falle nicht mit, deshalb sehe ich sie auch nicht. Aber ich vergesse sie. Ich kann mich noch gut an das letzte Mal erinnern. Da kam er im Erdbeersekt zu mir. Er sah so harmlos aus, ich hätte nie gedacht, das er mir was anhaben könnte. Doch dann weit gefehlt. So ganz nebenbei löste er meine Zunge, dabei mailte ich gerade mit einem Typ. Ich hatte immer einen Sicherheitsabstand zu ihm gehalten. Plötzlich saß ich so gut wie auf seinem Schoß, wenn nicht die Entfernung dazwischen gelegen hätte. Ich weiß nicht, irgendwie macht er mich mutig, ja geradezu draufgängerisch. Böse Falle. Am nächsten Tag schlug ich mir mit der Hand vor die Stirn, und fragte mich, wie komme ich da wieder heraus? Ich bin da nicht rausgekommen.
Das ist jetzt schon so lange her. Und heute, ja heute, da hat er sich wieder zu mir gesellt- Mister Alkohol. Auf seine alte Verkleidung bin ich heute nicht reingefallen, aber diesmal kam er als süßes Früchtchen, und er hatte ne Menge wohlschmeckender Freunde mitgbracht. Eine ganze Armee gleich. Er hatte ne ganz schöne Arbeit mich zu überzeugen. Und nun ist seine Verkleidung aufgeflogen, denn ich spüre genau, dass er sich wieder in mir breit gemacht hat. Aber vorsichtshalber maile ich nicht mit fremden Männern, nein- den Fehler mache ich nicht noch mal. Ich sitze hier einfach und schreibe brav vor mich hin.
Jedenfalls solange er sich hier in meiner Blutbahn eingenistet hat. Morgen früh wird er wieder fort sein, und nichts schlimmes wird mich diesmal an ihn erinnern, ausser einem pelzigen Gefühl im Mund, dort, wo er seine Verkleidung fallen gelassen hat...

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Kommentare zu diesem Text

Lucina (47)
(07.10.06)
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 Martina meinte dazu am 07.10.06:
Aha...bei dir treibt er sich also auch rum...lach...bei mir war er auch grad wieder....hab schon langsam Bedenken, das wir gute Freunde werden, lach...Lg Tina
evilelli (28)
(08.10.06)
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 Martina antwortete darauf am 08.10.06:
Aber sicher..ich tue mein bestes ) Lg Tina
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