handverlesen

Gedicht zum Thema Beobachtungen

von  Theseusel

als ich dir die Hand las
konnte ich deine Augen sehen
schwamm in der Lebenslinie
deren Strom noch immer trägt

als ich aus deiner Hand las
war mein Horizont ein Augenblick
der mich wie Treibholz
zum dritten Katarakten zog

dort entweiche ich dem Stein
darf zu Torf zerfallen
blättert mein Pergament auf
in Blindenschrift

im Druck deiner Hand fallen
Diamanten geboren aus Asche
sie fließen aus der Mine vom Rand
der Erde in den Himmel

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (10.10.06)
zartes funkengestiebe säumt deine zeilen...
dies hier ist so sanft, wie selten eines von dir,
du lieber seusler du...
the seusel
ja, deinem namen aus urgrund alle ehre machst hiermit.

sterben in absoluter hingabe...dem schnellen des
lebensflusses...und mehr...um zu werden wieder.
oder endlich. ja.

es ist wie eine liebeserklärung ans leben. ans lebenswerte.
ohne nur zu träumen - es lädt ein, gelebt zu werden mit
allen sinnen. tastbar, greifbar...

ich mag es sehr!
dank sei dir und deiner gabe,
kirsten :)

 Theseusel meinte dazu am 11.10.06:
Etwas sterben zu lassen, was behindert hat - ja...und in sofern eine Wiedergeburt liebe Kirsten. Hand in Hand kann man sich in die Augen sehen ... das Folgende hast Du so schön beschrieben, dass ich es nur zerrede:)) Danke Dir sehr - Gerd
Cheyenne (28)
(10.10.06)
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 Theseusel antwortete darauf am 11.10.06:
Danke Cheyenne:-)
Fabian_Probst (44)
(10.10.06)
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 Theseusel schrieb daraufhin am 11.10.06:
In diesem Falle war es wirklich ein Bild Fabian...denke nett für Deinen Komm und liebe Grüße von Gerd:)
Sektfrühstück (41)
(10.10.06)
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 Theseusel äußerte darauf am 12.10.06:
Hi Secke! Dein Kommentar ist klasse! In diesem Gedicht spricht Lyrich als Mann zu einer Frau, indem er sich über seinen Blick in ihre Hand begibt. Wenn er dies bildlich tut, liegt er auf ihrer Hand und kann ihr in die Augen sehen. Ihre Lebenslinie kann sein Rückgrat stärken und ihn sowohl tragen als auch Energie geben. Das Treibholz und der Stein symbolisieren im Grunde das mystische Spiel von Werden und Vergehen, denn ihre Tränen (ob nun vor Glück oder aus Trauer) ziehen ihn an…gegen die Schwerkraft…denn in dieser Metapher blickt er auf. Den „Raum“ des dritten Katarakten zu füllen soll dem Leser überlassen bleiben…für mich ist er die Mystik! Ein Ort der Verschmelzung wo eben das Treibholz sich auflöst und als Stein der Vergangenheit, der (á la Sisyphos) hoch gerollt wird, erweicht oder für Lyrich zum Stein der Weisen mutiert! Das Pergament (die Haut als Spiegel der Seele) blättert auf, soll einfach eine Gänsehaut darstellen die bei einer sanften Berührung geschieht, weil alle Sinne aktiv sind. Diese Beobachtung ist schon eine Liebeserklärung und wenn das „Du“ sie erwidert, schreibt sie es in der letzten Strophe auf…die Asche oder der Kohlenstaub der Bleistiftmine wird auf dem Blatt unter der Verdichtung zu Diamanten, wie sie auch tief in der Erde wirklich unter großem Druck entstehen;) – Kohlenstaub wird rein…zumindest für Lyrich und dann sieht er die Augen als Stern oder gar Sternschnuppen die er zurück wünscht, weil er nicht schnell genug wünschen konnte…auf jeden Fall sollte er im 7ten Himmel sein…;) (Deine Anmerkung hat mir keine Ruhe gelassen: deren bei einem Fluß und dessen bei Energie) Ich meinte die Energie und lasse mich gern beraten;) Dein Komm hat mich gefreut und ich sende Dir beste Grüße - Gerd
(Antwort korrigiert am 12.10.2006)

 mondenkind (10.10.06)
ich lese es als eine erkenntnis des sich-fallen-lassen-könnens..
das treibholz, das treiben lassen, das lösen aus dem stein... klingt wie befreiung.
blätterndes pergament zu blindenschrift, damit jemand dich lesen, ertasten darf... ein sehr vertrautes, inniges, wunderschönes bild, finde ich.. :)
aus der letzten strophe spricht pures, warmes vertrauen.. sich dem druck der hand ausliefern und zu wissen, dass man fallen darf...
hach.. wirklich ausgesprochen schön, herr seusel...
liebe grüsse, nici :)
The_black_Death (31)
(10.10.06)
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 Theseusel ergänzte dazu am 11.10.06:
Danke Dir T.b.D. das freut mich sehr:) Herzliche Grüße zurück - Gerd
anaxor (45)
(11.10.06)
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anaxor (45) meinte dazu am 12.10.06:
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 Theseusel meinte dazu am 16.10.06:
*smile* ich sehe zu meine Ensetzen, dass ich mich noch nicht geäußert hatte lieb Xana! Das hole ich jetzt nach...denn Deine letzten beiden Zeilen entschlüsseln das Gedicht;) Liebe Grüße und eine tolle Woche - Gerd
Lyrine (43)
(12.10.06)
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 Theseusel meinte dazu am 16.10.06:
Ja die Stromschnellen werden wie die Energie aus der Hand schnell zu einem Blitz...aus heiterem Himmel! Mich freut sehr, dass Dir das Bild der Blindenschrift gefällt...ein Urvertrauen, das, wie Du sagst, auch den Unwägbarkeiten ausgesetzt ist. Ich sende Dir ganz liebe Grüße - Gerd

 Traumreisende (15.10.06)
mensch seusel das geht aber unter die haut, ist ein wortleckerbissen mit soviel gefühl, so handverlesen und doch ein hauch von melancholie die nicht fassbar ist....

lg dir
silvi

 Theseusel meinte dazu am 16.10.06:
Ich brauche Nachhilfe von Dir in Sachen Mail-Management liebe Silvie:) Ich freue mich sehr über Deinen Kommentar...die Melancholie liegt offen wie ein Gästebuch:) Ganz liebe Grüße an Dich von Gerd

 Bergmann (14.11.06)
weich und hart, Leben und Tod, Glanz und Verlöschen - das ist ein Aspekt dieser Verse.

 Theseusel meinte dazu am 16.11.06:
Ja Uli. Die auffangende Hand wie Rilke sie in seinem Herbstgedicht beschreibt. Aus der "Liliputaner - Perspektive" schon darin zu sein. Du "zwingst" mich ab und zu in den Akt des Schreibens zurück...demnach kann es auch hier gut sein, dass eine "Gotteshand" beschrieben wird, die ich eigentlich nicht beschreiben wollte,...jetzt ist da wieder diese Hand mit dem Dreieck und einem Auge drin...irgendwie ist alles schon da! Grüße von Gerd
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