Mato beim Tierarzt (3. Teil)

Geschichte zum Thema Humor

von  tastifix

So einem klugen Hund wie mir (hört, hört!) war schnelles Nachdenken eigentlich noch nie schwer gefallen. Ja, richtig gelesen: „Eigentlich noch nie“! Doch  davon konnte in dieser brenzeligen Situation angesichts des wackligen und brutal eiskalten Tablettes da in der Höhe keine Rede mehr sein. Meine Gedanken wirbelten total ungeordnet und zu nichts mehr zu gebrauchen wild in meinem Kopf herum. So war ich denn auch total hilflos der weißen Meute ausgeliefert, die eiligst zur Monsterbesänftigung ins Sprechzimmer stürmte. Das Monster, meine lieben Freunde, das war ich.

So ganz Unrecht hatten sie ja nicht: Wie ein Verrückter verhaute ich mit meinen Pfoten den armen Fliesenboden, der doch gar nichts für mein Unglück konnte und solch eine Dresche bestimmt überhaupt nicht verdient hatte. Gleichzeitig ruckte ich nach allen Seiten. Garantiert wirkte das recht ungeschickt und gar nicht elegant. Das war mir da aber völlig egal, denn es ging schließlich ums reine Überleben. 

Die Mädchen, die zu Frau Dr. Pieks Unterstützung herbei stürzten, machten alle einen sehr netten Eindruck. Das gestand ich denen ja noch zu. Aber was sie dann mit mir anstellten, fand ich ausgesprochen unverschämt. Zwei von ihnen hielten meine Vorderläufe fest, eine klemmte sich meinen Kopf zwischen die Beine und der Rest der Mannschaft schnappte sich meine Hinterpfoten.

Derweil kraulte Frauchen meine Ohren, was das Zeug hielt. Es nutzte aber nichts. Sie hätte stundenlang da ´rum wurschteln können...Ich war auf Hundertachtzig und ich blieb dort oben. So wirklich ganz überflüssig meinte sie auch noch zu mir:
„Matochen, passiert doch nichts Böses, ganz ruhig, gaanz ruuhiig!“

Schließlich regte ich mich tatsächlich ab, hörte mit dem Stampfen auf und verstummte. Nach den voran gegangenen Heularien war nämlich war meine Stimme weg und das ewige Strampeln war Hochleistungssport gewesen.
„Sch...wuff!“, bemerkte ich noch kraftlos, so kraftlos, dass ich schon gar nicht mehr in der Lage war, mich für diese Bemerkung vielleicht noch zu schämen.

Die nächsten zwei Minuten taten mir gut.
Gut, wiiee? Ja, da staunt Ihr sicherlich, aber es war wirklich so. Während ich da eingekeilt still stand, erholte ich mich sichtlich. Meine Körperhaltung straffte sich, ich versuchte, mit dem Kopf zu rucken und blinzelte bereits wieder ein wenig kecker(und trotziger) aus den Augenwinkeln um mich. Leider waren die anwesenden Zweibeiner nicht gerade dumm, kriegten das mit und fassten zur Sicherheit gleich noch etwas fester zu.

Frau Dr. Pieks hatte inzwischen seelenruhig wieder einmal mit meinem Herzen telefoniert. Ihrer Miene nach zu urteilen, gab es wenigstens da keine unangenehmen Neuigkeiten. Und trotzdem:
„Chance vertan!“, ärgerte ich mich und noch weitaus mehr darüber, dass dieser erste wieder vernünftige Gedanke mir sagte, dass mich noch viel größere Gemeinheiten erwarteten. Es wurde schrecklich.

Bis da hatte ich ja wenigstens noch auf meinen eigenen vier Beinen gestanden. Doch nun hob mich eines der Mädchen blitzschnell auf seinen Arm. Ich, total überrumpelt, hing da wie ein nasser Sack und völlig wehrlos herum.
„Guck` mal, wie verdattert der guckt!“, flüsterte das eine Mädchen dem anderen grinsend zu.
Diese Bemerkung war fast genau so frech wie das, was dann folgte. Mit einem gehörigen Schwung durch die Luft beförderte sie mich auf den gefürchteten Schnibbeltisch. Der war glatt, hart und bitterkalt. Verzweifelt versuchte ich Halt zu finden. Doch da war keiner. Hilflos rutschte ich auf der Platte hin und her.

„Noch nicht einmal eine Decke haben die für mich. Dabei bin ich doch immerhin eine echte Hoheit. Ob die mit ihren zweibeinigen Königen auch so umspringen?“
„Alles bestens!“, erklärte die Ärztin gerade meinem Frauchen.
Frauchen sah richtig froh aus.
„Matochen, haste das Lob gehört?“
Na klar hatte ich. Aber:
„Glaub` ja nicht, dass ich jetzt vor Freude darüber etwa wedele!“, dachte ich und setzte mit vollster Absicht eine betont hochnäsige Miene auf. Das klappte prima. Das hatte ich ja mein Leben lang gründlichst geübt. Nein, meine Erleichterung wegen des Anrufergebnisses behielt ich für mich.

Morgen berichte ich Euch, was weiter noch passierte!

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Kommentare zu diesem Text

Zentoolino (60)
(01.11.06)
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 tastifix meinte dazu am 01.11.06:
Hallo Leonore!

Dankeschön!!

Ich habe noch mehrere Hundegeschichten geschrieben. Vielleicht siehst Du ja mal die Liste durch. Viel Spass beim Schmökern!

Lieben Gruß
Gaby
(Antwort korrigiert am 02.11.2006)
Zentoolino (60) antwortete darauf am 02.11.06:
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