Eintritt

Drama zum Thema Abschied

von  Theseusel

"Du bist an der Reihe!"
tönt eine Stimme
vom Ende der Schlange

"Hier geht’s nicht weiter!"
entgegnet er bange
"Das Drehkreuz - es klemmt!
Da hat sich jemand dagegen gestemmt
die Wellenbrecher halten noch Stand
ich warte gerne hier am Rand!"

Machen sie mal einen
[Punkt]

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Kommentare zu diesem Text

C.S.Steinberg (43)
(23.11.06)
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 Theseusel meinte dazu am 23.11.06:
Du hast meine Intention wunderbar erfasst Cash... zunächst wollte ich die Zeilen mit Notausgang oder Exit-us betiteln. Hier ist es das konkrete Bild eines Menschen, der mit dem Tod ringt von der Warte eines anderen gesehen - aus hoffentlich noch einiger Entfernung ... es gibt Schlangen, da steht man lieber weit hinten. Doch wir müssen alle an das Drehkreuz...darin spiegeln sich alle Möglichkeiten und Richtungen. Ich sende Dir nette Grüße - Gerd
Synonym (32)
(23.11.06)
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 Theseusel antwortete darauf am 23.11.06:
Das Nachzeichnen mit dem Stift bedeutet Mitfühlen liebe Doreen. Die „Inflation“ der Ausrufezeichen bringt im Abschied irgendwann einen Fall in den Punkt ohne Wiederkehr. Ich freue mich sehr, dass Dir diese Zeilen gefallen! Liebe Grüße von Gerd
hüllenlos (29)
(23.11.06)
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 Theseusel schrieb daraufhin am 23.11.06:
Hi Nicole! Es ist eine Stimme aus dem Jenseits…Türwächter…Fährmann. „Machen sie mal einen Punkt“ soll der finale Aufruf aus dem Jenseits wie auch die Entrüstung des Ich über die Unmöglichkeit des Abschiedes (sterben) sein … auch der Wunsch eines Beobachters ihn beim Loslassen zu unterstützen…wie auch immer. Das aktive Eingreifen zählt dazu, obwohl es mir nicht direkt in den Sinn kam. [Punkt] … bedeutet in diesem Fall die Flatline auf dem EKG – Monitor, da unausweichlich … er hat noch viele andere Bedeutungen. Danke für den netten Kommentar Nic und beste Grüße von Gerd
Lyrine (43)
(23.11.06)
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 Theseusel äußerte darauf am 23.11.06:
Im Konjunktiv ist die schon mal gar nicht platt liebe Bettina ... da diese Perspektive die Singularität ist:) Dieses Bild gebrauchte Scal ja eben schon in seinem Komm zu Deiner Peripherie - umgekehrt. Ich habe hier versucht einen Gedankenanstoß weiter zu führen, den ich zu einem Aphorismus von Bergmann bekommen habe ... Grüße von Gerd
Lyrine (43) ergänzte dazu am 23.11.06:
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 Theseusel meinte dazu am 23.11.06:
*g*...einzigartig sowieso...Du kannst mich jetzt erschlagen: Ich habe bei Dir "benennte" gelesen. Nach dem Motto "würde es so benennen"...irgendwie habe ich da was mit "kennte - kennen würde", wie es früher mal geschrieben werden durfte automatisch in einen Topf geworfen ... ich bin schwindlig von den Serpen - Tinen;) Gerd

 souldeep (23.11.06)
...die vielen standpunkte...
das wirr-war an gedanken bei einem so ernsten fall, wie der
vor dem drehkreuz, wo bereits das schlangenende sichtbar
wird...

ach!
es lähmt mich fast, wenn ich nicht kämpfen darf und kann.
und doch ist da ein unverrückbarer wille, der nichts schlicht
als gegeben hinnehmen kann. oder sind es die bauchhöhlen,
die solche vehemente einsprachen erheben?

was machen wir menschen doch für wahnsinns-dinge.
wir schneiden ein ins leben...gegen das sterben, nähen den
schnitt, den letzten zu...und glauben, es sei gelöst. hoffen.

ja! wir sind so weit, dass wir es wagen können...dieses
verhandeln mit dem tod. mit dem letzten schritt am ende
der schlange...in den schlund des sprechers: du bist dran!



weisst, lieber gerd, ich könnte ellenlang noch weiterschreiben.
aber bevor ich was falsches sage (ich hoffe, ich hab nicht schon), will ich dir einfach wünschen, dass es freier, gelöster
und annehmbarer wird. für alle. vertrauensvoll.

von herzen
kirsten

 Theseusel meinte dazu am 25.11.06:
Und genau bis an den letzten Satz Deines wundervollen Kommentars läßt sich das Bild für uns vorstellen liebe Kirsten. Die Schlange als Symbol, die Stimme als Instanz und der Schnitt … der nicht genäht werden kann. Und dass Du nichts falsches gesagt hast brauche ich kaum zu erwähnen, bei Deiner Gabe Dich in Bilder hineinzufühlen. Ich danke Dir lieb und sende herzliche Grüße:)
MicMcMountain (59)
(23.11.06)
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 Theseusel meinte dazu am 23.11.06:
Trotzdem stehst auch Du in der Reihe, wenn Du Dich außerhalb siehst und fühlst. Deshalb steht da kein Punkt;) Danke Mic
Gerd

Addendum: Ich habe den Punkt als Satzzeichen bewußt vermieden, weil es nach ihm zumindest nicht "wie gewohnt" weitergeht.
(Antwort korrigiert am 23.11.2006)

 mondenkind (23.11.06)
hm..es liest sich wie ein nahtod. wie das unaufhaltsame zudrängen auf das tor, das unwiederbringlich nur in eine richtung offensteht. und dann, die wellenbrecher, die sich dagegenstemmen, ein aufbäumen; ein wenig aber auch ein bangen, instinktiv, ob man sich dagegen aufbäumen darf, gegen diese urmacht, gegen das scheinbar unausweichliche.
(so, nun auch öffentlich. auch, wenn ich nun weiss, dass man darf/muss -gegen diese urmacht.) :) ein sehr schlüssiges bild, herr seusel.
liebe grüsse vom mondmädchen

 Theseusel meinte dazu am 25.11.06:
Ja Nici! Das Aufbäumen dagegen macht erst Leben möglich denke ich – das geschieht intuitiv und ohne Überprüfung des Gewissens und sogar im suizidalen Ausnahmezustand, an den ich hier beim Schreiben nicht direkt gedacht habe. Dein Kommentar ist klasse und ich sende liebe Grüße - Gerd

 JohndeGraph (23.11.06)
Es scheint mir vom Hasten des Lebens? An der Himmelstür, und noch stehen wir dafür - an, manchmal am Rand. Den Punklt finde ich ziemlich gut, wie ein Resumee zu ziehen. Laß die Wellenbrecher noch ein wenig halten, auch wenn man ständig neue braucht. Grüße Dich J.d.G.

 Theseusel meinte dazu am 25.11.06:
Hi Matthias! Himmelstür passt super im Sinne von Glaube und auch Kosmologie (Spiralnebel) etc.:) und dieser Punkt ist in einem Raum, den ich durch die Klammern darstellen möchte…jeder Raum, jede Linie wird durch die Schwerkraft gebeugt …deshalb habe ich nicht die Überschrift Tod gewählt … für den einen Eintritt, für den anderen das Nichts… die Wellenbrecher stehen in ihrer Zeit … heißt das Ich kann sie passiert haben, denn sie haben das Drehkreuz beschützt…ein Mann steht wirklich am Drehkreuz. Ich grüß Dich nett zurück – Gerd

 BrigitteG (24.11.06)
Hallo Gerd. Hm - das ist jetzt dumm: ich habe nach Deinem Gedicht zuerst ratlos ein bisschen in den Kommentaren rumgelesen, schnell die "offizielle" Interpretation gefunden *g* und mag aber gar nichts rechtes dazu ergänzen, weil es sich mir beim ersten Lesen nicht in die Richtung erschlossen hatte. Sehr loben möchte ich hingegen Deine letzten beiden Zeilen. Eigentlich mag ich Worte in eckigen Klammern nicht [!] *gg*, weil sie oft Mode bei kV waren. Aber so wie Du es geschrieben hast, ist es ganz klasse - ein bisschen verspielt-dadaistisch und lakonisch. Und das dachte ich schon, bevor ich die Kommentare gelesen habe :). Liebe Grüße, Brigitte.

 Theseusel meinte dazu am 25.11.06:
Danke Brigitte! Diese Ratlosigkeit ist auch für mich eher unbewußt in die Zeilen eingeflossen, weil sich das Bild so überraschend zeigte. Du „spielst“ dabei eine Rolle, denn ich mußte an einen Text von Dir denken beim Schreiben. Das Thema war „loslassen“. Du beschreibst darin einen klinisch sauberen Raum, in dem der Erzähler einen Todgeweihten trifft – erzeugst dem Leser Unbehagen(leider habe ich den Titel vergessen)! In meinem Text entsteht die Situation kurzfristig spielt aber auch auf einer KH-Station. Die Schlange ist natürlich eine biblische Andeutung auf das Paradies bzw. das Jenseits im Sinne von Anfang und Ende… die vielen Ausrufezeichen können Jovan zugeschrieben werden, weil er mich dazu verleitet hat das Lebens als „Fall“ in einem großen Ausrufezeichen zu betrachten … *g* und bei den Klammern sind wir einer Meinung … hier war es der Bergmann mit seiner Autorenseite, speziell sein Komm zu „Naht“ einem Kurzgedicht oder Apho von mir. Die Wellenbrecher werden sich nicht bewegen – wir bewegen uns in Relation zu ihnen. Auch, wenn wir am Rand sind: Hauptsache leben! Liebe Grüße von Gerd
(Antwort korrigiert am 25.11.2006)

 BrigitteG meinte dazu am 25.11.06:
Ah, Du hast uns drei also hemmungslos ausgenutzt *ggg*. Nee, das ist ja interessant, wie dieser Text bei Dir entstanden ist - irgendwie puzzleartig, eine Stimmung hier, ein Eindruck dort....

 Bergmann (31.12.06)
Wenn sich Punkt auf Rand reimen tät, das wär schön!

 Theseusel meinte dazu am 22.02.07:
Sehe Deinen Komm erst jetzt! Eigentlich wollte ich das Gedicht seinerzeit unter "Entrüstung" einstellen und habe meine Texte auf Tauglichkeit für die Ausschreibung im "Dichtungsring" überflogen, da ich drei oder vier bei Dir einreichen wollte!
Punkt auf Rand ... jetzt kommt Dein Kommentar zu "Naht" - ergo Hand! Ich wünschte die Autoren würden sich Deine Komms durchlesen statt sich prophylaktisch zu empören. Danke und Grüße
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