Meistens kommt es anders als man denkt

Erzählung zum Thema Ausweglosigkeit/ Dilemma

von  Maya_Gähler

Und wieder einmal würde er es nicht schaffen rechtzeitig zum Fest zuhause zu sein.
Dieser verdammte Job würde ihn mal noch seine Familie kosten. Bestimmt würde ihn seine Frau wieder nur ansehen. Doch die Vorwürfe in ihren Augen würden deutlich zu sehen sein.
Sie kennen sich schon viele Jahre und vor 10 Jahren haben sie geheiratet. Als dann die Kinder auf die Welt kamen, die Zwillingsbuben Jonathan und Sebastian, hatte er sich fest vorgenommen kürzer zu treten. Doch leider war es immer nur beim Vornehmen geblieben.
Die Rechnungen zahlten sich nicht von selbst und die Hypothek für das Haus musste ja auch bezahlt werden. So fuhr er noch mehr als zuvor. Immer auf der Autobahn München-Hamburg.
Diesmal wollte er einen Tag vor Heiligabend zuhause sein. Aber wie immer war noch ein Auftrag unterwegs dazugekommen und so schaffte er es nicht. Am Tag des heiligen Abends war er immer noch auf der Autobahn. Er hatte gestern mit ihr telefoniert und er hörte die Tränen, die ihre Stimme brüchig machten. Sie wollten gemeinsam den Tannenbaum im Wald holen. Wieder würde es an ihr alleine hängen bleiben. So musste sie die Kinder zu ihrer Mutter bringen. Den Baum auswählen, ihn schlagen und noch auf die Kinder aufpassen, das ging nun wirklich nicht. Die beiden waren zurzeit in einem Alter, in dem alles spannend war. Immer auf Entdeckungsreise. Natürlich jeder in eine andere Richtung.
Sie würde auch den Baum selbst verladen müssen, zuhause ausladen und natürlich auch alleine schmücken. Wie lange war es her, dass sie dies gemeinsam taten, fünf Jahre oder länger? Er wusste es nicht mehr. Zu Zeiten wie diesen da verfluchte er es, dass er keinen anderen Beruf ergriffen hatte. Obwohl er ihn ja eigentlich sehr liebte. Lastwagen hatten ihn schon zu Kinderzeiten interessiert und fasziniert. Jetzt fängt es auch noch zu schneien an. Er kann nicht mehr so zügig fahren. Und natürlich, wie sollte es auch anders sein. Ein Stau. Er würde vor 17 Uhr unmöglich zuhause sein. Sie wollten um 17 Uhr gemeinsam in die Kirche gehen. Auch dies musste sie alleine tun.  Doch sie würden nie mehr zur Kirche gehen können oder Weihnachten feiern. Nur dies wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht….


©g.b.=Maya_Gähler
2006-12-07

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

cave-mann (50)
(08.12.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 apocalyptica (08.12.06)
Der Kracher kommt zum Schluss....
Hab bis zuletzt gedacht, das kenn ich doch alles irgendwoher....das ist doch fast schon Normalzustand heutzutage....aber dann....
Wirklich gut geschrieben, liebe Maya!
Liebe Grüße dir,
die -bea

 Maya_Gähler meinte dazu am 08.12.06:
Ich danke dir herzlich für das Sternchen und dein Lob liebe Bea.
Freue mich sehr, daß du wieder hier bist :o)
Liebe Grüße von deiner Maya
Nunny (73)
(08.12.06)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Maya_Gähler antwortete darauf am 08.12.06:
Liebe Gisela, ich danke dir für deine Empfehlung und dein Lob.
Es macht mich sehr glücklich, wenn ich von so erfahrenen Autorinnen, wie Bea und du es sind, ein Lob bekomme. Ich bin noch ein Neuling im schreiben und immer noch auf der Suche, welchen Weg im schreiben einschlagen soll.
Herzliche Grüße sendet dir
Maya
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram