Und wieder auf ein Neues ...

Kurzprosa zum Thema Zerrissenheit

von  ViolaKunterbunt

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Schon vorhin, als ich noch draußen auf der Terrasse stand und aufblickte zum leuchtenden Himmel, habe ich drüber nachgedacht, was ich Euch vielleicht noch heute schreiben könnte, weil es doch der erste Tag im Neuen Jahr ist und ich Euch am liebsten allen einzeln die Hand schütteln möchte, einige wenige würde ich jetzt sogar am liebsten in den Arm nehmen und ganz feste drücken, weil mir grad so danach ist, auch ganz feste gedrückt  und in den Arm genommen zu werden, weil es doch immer so ein scheiß komisches Gefühl ist, wenn so ein Jahr zu Ende geht, und mich das immer in so eine rührselig melancholische Sylvesterabschiedsdepressionsstimmung bringt, weil man ja auch nie weiß, was denn nun so alles auf einen zukommt und am liebsten würde ich ja alles Vergangene, Alte festhalten, obwohl ich natürlich auch weiß, dass Loslassen die Kunst des Lebens ist, aber wenn man doch dann grade an solchen Wendepunkten wie diesem Jahreswechsel steht und spürt, dass da nun wieder eine Zahl ihren Abschied nimmt, mit all dem Erlebten in den 365 Tagen, dann ist das ein ganz schöner Einschnitt und es wird mir auch schon mal ein wenig mulmig bei dem Gedanken, was das Neue nun wieder bringen wird, denn so richtig toll war das letzte Jahr ja nun auch nicht, mit den ganzen Krankheiten in der Familie und immer all diesen Problemen, die sich da manchmal wie große Berge vor einem auftürmen, und doch haben wir das ja dann noch ganz ordentlich überstanden und auf manche Entscheidungen und so kann ich ja auch ganz stolz sein, und trotzdem kommt grad in dieser Nacht, so wie in jedem Jahr, diese ganz große Frage auf, wie wir denn wohl im nächsten Jahr alle hier stehen werden, denn schließlich zeigt die Erfahrung mit jedem Jahr Älter werden, dass es eben auch ganz schnell vorbei sein kann und irgendwann wieder einer in der Reihe fehlt, und doch, wir stehen heute alle hier zusammen und es kommt mir beim Anblick der vielen bunten Lichter am Himmel auch der Gedanke, dass es doch auch recht gut werden könnte, das Neue Jahr, das uns grade so lauthals, wenn auch stinkend, begrüßt und von dem ich auch eine Menge schöner Stunden erwarte, grade von DIESEM Jahr, denn da kommt so einiges auf uns zu, und natürlich ist es sehr spannend und ich find es ja auch toll, wenn was Neues kommt, denn das bringt Aufregung mit sich und ich merke an dem klopfenden Herzen und der aufsteigenden, freudigen Unruhe, dass ich noch lebe und auch die Vorfreude in mir steckt, und nun habe ich mich vor dem großen Glockenschlag mit ein wenig leckerleichtem Damenlikör gestärkt, um dem Ganzen selig säuselnd entgegen zu sehen, wobei man diese Tatsache den Zeilen wohl auch ein wenig anmerkt, aber das macht nix.  Prosit Neujahr !


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Kommentare zu diesem Text


 Sonnenaufgang (01.01.07)
liebe viola, auch dir wünsche ich ein frohes neues jahr. lassen wir uns mal überraschen, was wohl kommen mag. ich mag deine zeilen, verstehe auch die zerrissenheit, die einen schon mal überkommt. ich selbst hielt rückblick nach schönen augenblicken vom alten jahr und da fielen mir viele schöne momente ein. als die uhr dann gegen 24.00 uhr wanderte überkam mich ein feierliches gefühl. ich zündete eine spritzkerze an und schickte alle guten gedanke und wünsche in den nachthimmel, dachte an alle die ich gern habe.
meine wünsche fürs neue jahr sind: frieden, gesundheit und freude
dir und allem vom verlag, ein zuversichtliches, neues jahr, wünscht felicitas

 ViolaKunterbunt meinte dazu am 02.01.07:
Danke Dir für die vielen guten Wünsche!
Da hast Du ja auch einen besinnlichen Jahreswechsel gehabt.
Ich wünsche Dir alles Liebe und bis bald,
Viola

 BrigitteG (01.01.07)
Achtung! Warnung! Gefahr! Dies wird ein Knuddelkommentar!
Ich nehme eine virtuelles Glas des leckerleichten Damenlikörs und stoße mit Dir an, Viola, auch wenn schon gnadenlos viel Stunden von 2007 verstrichen sind. Und da ich wohl davon ausgehen kann, dass Prosa-Ich und die Autorin doch recht seelenverwandt sind *g*, sage ich Dir einfach mal: Du bist zwar nicht immer groß und stark (wer ist das schon), aber Du hast genug Energie, dass Du Deine Stärke verwandeln kannst in kreative Projekte (das meine ich nicht nur auf kV bezogen!), in neue Ideen, in Weiterentwicklung Deiner inneren und äußeren Welt. Und deswegen bist Du dann, wenn es wichtig ist für Dich, eben doch groß und stark (aber Du nimmst Dir auch Pausen dazwischen, zum Ausruhen *g*). Ganz abgesehen mal von Deiner Wärme und Anteilnahme - ich weiß manchmal schon ziemlich genau, warum Menschen mir guttun *gg*. In diesem Sinne wollen wir 2007 frohgemut entgegensehen - die schönen Dinge aufnehmen und genießen, die schmerzlichen umwandeln in Erkenntnis (> Regines Text), und wenn es wichtig ist, uns einfach in den Arm nehmen (ansonsten auch *g*). So jetzt bin ich fertig mit dem Wort zum Sonntag, und höre endlich auf. Ganz frische und saubere neujährliche Grüße von Brigitte. :)

 ViolaKunterbunt antwortete darauf am 02.01.07:
Hach, Du bist einfach süß! Und wohl das Beste, was mir auf KV passiert ist. *ggg*
Doch wirklich, ich danke Dir für diesen wunderschönen, lieben Kommentar, auch wenn er sich nur sehr minimiert auf den Text bezieht, eigentlich so überhaupt nicht auf die Art des Schreibens. Und hey! Da habe ich mir ganz viel Mühe gegeben, keine Punkte zu setzen und die Inhalte trotzdem sinnig zu verbinden. Und auch inhaltlich habe ich das versucht zu sortieren, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so wirkt.
Hach ne, ich darf hier keine so persönlichen Texte mehr einstellen, da kümmert sich ja kein Mensch mehr um die große künstlerische Leistung die dahinter steckt. *gggggg*

Saubere Grüße - das ist schön! Die schicke ich Dir auch! Aber meine sind schon ein ganz klein wenig staubig.
Viola

 BrigitteG schrieb daraufhin am 02.01.07:
Ach, der Text - ist ja auch noch da *verblüfftguck* *kopfkratz*.
Inhaltlich natürlich gut nachvollziehbar, klar. Und jetzt, wo Du es sagst: die Sortierung fällt mir auch auf *g*, erst die augenblickliche Stimmung, dann der Rückblick, dann die Vorausschau. Auch gut, die Sortierung, finde ich. Ganz ohne Punkte zu schreiben, dürfte schwierig sein, vermute ich - ich habe keine Erfahrung damit, hört sich aber alles flüssig und gelungen bei Dir an.
Jetzt denkst Du Dir vermutlich: "Hey, die Alte lobt - da fehlt doch noch der Hammer!" *g*. Es war mehr so ein Gefühl bei mir von "Ja, kann man machen, liest sich gut". Aber das ist ja das Problem - Du schreibst nie schlecht, und ich finde, es könnte noch besser sein. Wenn Du magst, und es noch nicht kennst, dann schau doch mal bei
http://www.keinverlag.de/texte.php?text=133712
Das ist absolut nicht ohne Punkt und Komma. Aber wenn man es liest, kommt es einem irgendwie so vor *g*. Was ich meine, ist, dass diese inneren Monologe, Gedankenabfolgen, oder wie man sie nennen mag, einen deutlichen Charakter haben sollten, finde ich zumindest. Der von dem genannten Text ist so quälend realistisch und damit völlig nervtötend. Das von Tom damals war (so wie ich es noch auf die Reihe kriege) restlos sachlich und nüchtern, mit einem Schocker am Ende und durch den Gegensatz für mich beeindruckend.
Deins ist jetzt nicht "nett" in dem Sinne, wie ich "nett" benutze, also belanglos. Nein, es zeigt ehrlich Deine Gedanken, Du bist nicht oberflächlich, nicht schematisch, bist beweglich im Denken, offen zu Dir selber, also alles wunderbar. Aber es hat für mich zu wenig "Charakter", und damit meine ich nicht Dich, sondern nur den Text! Jetzt überlege ich gerade, ob so ein Text nur wirkt, wenn der Charakter etwas überzeichnet wird - interessante Frage. Also quälend, oder nüchtern, oder emotional im Kreis drehend. Vielleicht passt Deine Art zu denken und Dein Charakter nicht zu so einem Text, wenn er ziemlich autobiographisch ist und - grob gesehen - ungefähr 1 : 1 Deine Gedanken abbildet. Ist jetzt mal ne Hypothese.
Aber wenn Du so etwas in "überzeichnet" schreiben würdest, mit einem Prosa-Ich, das die gleichen Gedanken völlig chaotisch, überemotional und in den Wahnsinn abdriftend beschreibt, dann kämen sicher die ersten Beileidspostkarten, weil es Dir doch so schlecht geht *gg*.

 Martina (01.01.07)
So einige deiner Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen...ich hab auch immer so ein flaues Gefühl...und ich hasse Abschiede von etwas, was schön war ) Lg Tina

 ViolaKunterbunt äußerte darauf am 02.01.07:
Jeder Abschied ist ein kleiner Tod. (Zitat!!! Wer sagte das noch?)
Ich hasse selbst Abschiede von Dingen, die nicht ganz so schön waren. Weil es dann so unwiderruflich vorbei ist. Hach, es ist manchmal sehr schwierig.
Dir liebe Grüße und ein tolles Neues Jahr!
Viola
zackenbarsch† (74)
(04.01.07)
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 ViolaKunterbunt ergänzte dazu am 04.01.07:
Oh, da danke ich Dir aber ganz besonders, dass Du durchgehalten und auch kommentiert hast. Sogar eine Empfehlung ... herzlichen Dank.
Auch Dir alles Liebe und Gute für 2007!
Viola

 souldeep (25.01.07)
dieses hier, liebe viola, habe ich sehr genossen!
es ist wie ein bauchbetontes, buntes feuerwerk aus alltag
und traum...
es ist eine lange rede, die punktlos sprudelt aus deiner feder...
und weisst du was? ich hab deine stimme im ohr dazu. damit
ist dieses neue perfekt. das kann ich mir gut vorstellen, zu
hören.

diese ehrlichkeit darin, die ist es, die immer wieder einfach
packt. in der mitte. und ich danke dir dafür.

von herzen
dir ebensolche lichte und vertrauensvolle momente wünschend,
die du provozierst, zu suchen,
kirsten

 ViolaKunterbunt meinte dazu am 19.08.07:
(Huch ... ich hab ja immer noch nicht kommentiert ...)
Vielen lieben Dank für diesen schönen kommentar.
Ich habe mich sehr gefreut.

Liebe Grüße, viola
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