Erinnerung an eine besondere Nacht (Spinne sei Dank)

Erzählung zum Thema Atem/ Atemlosigkeit

von Maya_Gähler

„Ja, sie ist eingeschlafen.“
So konnte ich noch erledigen, was zu erledigen war. Danach fiel ich total erledigt ins Bett.

Das war kurze Zeit nach der Geburt meines zweiten Kindes. Ich hatte mich gerade so an den Gedanken gewöhnt, dass mein Kind anders sein wird. Wir werden lernen müssen mit der Behinderung der Tochter zu leben. Viele Gedanken, die man sich sowieso um seine Kinder macht, wurden noch verstärkt, intensiver nachgedacht. Vieles, was so selbstverständlich schien, war es auf einmal nicht mehr. Wie wird sie sich entwickeln, was wird alles auf uns zu kommen? Über all diesen Gedanken fiel ich in den Schlaf. Wie immer ein leichter Schlaf, da man mit einem Ohr immer im Kinderzimmer war. Vorne beim „Grossen“, damals knapp vier Jahre alt, nebenan bei der „Kleinen“.

Träume ich oder wache ich? Was ist das? Lasst mich doch mal in Ruhe!
So oder ähnlich muss ich gedacht haben

Ich schrie, schlug um mich, schüttelte mich und dann hörte ich es…

Nebenan im Zimmer ein seltsames Geräusch. Da lag die Kleine in ihrem Bettchen, ganz blau im Gesicht und röchelte nur noch. Ich nahm sie heraus und sah sie an, ich wollte nicht in Panik geraten und doch spürte ich so was wie Panik in mir aufsteigen. „Bleib ruhig“, sagte ich mir selbst. Wie in Trance ging ich, mit der Kleinen auf dem Arm ins Wohnzimmer, spürte wie sie sich leicht entspannte, wählte die Nummer vom Kinderarzt. Er gab mir seine Privatnummer, für den Fall der Fälle.

„Ok, mache ich. Vielen Dank und entschuldigen sie die Störung in der Nacht“.

Ich rannte ins Bad, ließ das heiße Wasser in die Wanne rauschen, zog der Kleinen das Oberteil aus und blieb mit ihr im warmen Dampf. Mir lief der Schweiß, meine Tochter bekam wieder etwas Farbe. Als ich das Gefühl hatte, es habe sich etwas gebessert am Zustand der Kleinen, ging ich mit ihr ins Zimmer. Ich zog sie aus, ihr Körper hatte wieder die übliche blassrosa Farbe. Sie wurde gewickelt und bekam etwas Tee. Ich saß die ganze Nacht in ihrem Zimmer, hatte sie im Arm und hoffte, dass sie keinen Pseudo-Kruppe-Anfall mehr bekäme. Es war der erste Anfall dieser Art. Sie war sehr ruhig und ich traute mich nicht mehr sie ins Bett zu legen. Am Morgen machte ich mich parat und fuhr mit ihr direkt ins Spital, da mir ihr Zustand immer noch nicht gefiel. Im Spital war man ein wenig ratlos, etliche Tests wurden gemacht. Nach mehr als drei Stunden Untersuchungen, Tests etc. beschloss man, dass sie ins Kinderspital nach Zürich gebracht werden müsse. Am Tag darauf wurde meine Tochter in einer mehrstündigen Operation am Herzen operiert.

Warum ich eigentlich beim aufwachen so schrie? Nun, ich spürte, dass mir eine Spinne ins Gesicht gesprungen war, so eine dicke, schwarze, wie ich sie hasste…
Seit diesem Vorfall habe ich keinerlei Angst mehr vor Spinnen. Denn diese Eine im Gesicht, hat meiner Tochter das Leben gerettet…

©g.b.=Maya_Gähler
2007-01-09

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Inhalt

Meine kleine...

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Kommentare zu diesem Text

Isaban (09.01.07)

Eine Gänsehautgeschichte, liebe Maya.
Jeder graust sich vor Spinnen im Gesicht, aber das war nicht gemeint.
Diese bedrohliche Situation und dieser kleine achtbeinige Schutzengel, der von oben herab kam, um zu warnen.
Und irgendwie hat man (Frau) es ja auch sowiso oft im Gefühl, wenn mit den Lieben irgendwas passiert, dieses erwartungsvolle undefinierbare Unbehagen, das uns schon oft warnend beschleicht, lange bevor es losgeht und das wir aus rein logischen Gründen immer so fortwinken.
Spannende, anrührende Geschichte. Meine Empfehlung wert.

Liebe Grüße
Sabine

Maya_Gähler meinte dazu am 09.01.07:

Ich glaube, wenn die Spinne nicht gewesen wäre, dann hätte ich wohl zu spät reagiert...
Mein Verhältnis zu Spinnen ist auf alle Fälle seit dieser Nacht sehr freundschaftlich geworden. Ich spüre noch heute dieses Gefühl im Gesicht, wenn ich an jene Nacht denke. Aber ich bin glücklich, dass dieser Spinnenengel für uns da war.
Lieben Dank für deinen mitfühlenden Kommentar und die Empfehlung.
Ich grüße dich von Herzen
Maya

urbinia (49)
(09.01.07)