Sie hoffen, ihr seht sie.

Kurzprosa zum Thema Helden

von  Judas

Marek ist 23 Jahre alt. Er wurde vor 7 Jahren geboren. Anfangs hatte er keinen Namen, denn er brauchte keinen. Er war schon so gut aussehend, als er aus dem See kam, ganz nass und ganz auf sich allein gestellt. Marek hat graue Augen, die manchmal leuchten, wenn er spricht. Er rasiert sich nicht gerne. Doch der blonde Stoppelbart steht ihm. Nun, Marek hatte anfangs keinen Namen. Denn er war nur da, um das Bollwerk zu sein. Die Mauer. Die, die keinem die Chance gab, sie zu durchdringen, um einen Blick in das spiegellose Blau dahinter zu werfen. In den See.
Vor 7 Jahren ist in diesem See ein Mord geschehen. Ein junges Mädchen wurde in ihm ertränkt. Sie starb sehr elendig, sehr lange. Einen solchen See sollte man nicht sehen und ein so ermordetes Mädchen auch nicht. Den Schaulustigen musste einfach der Blick auf dieses Übel genommen werden, dieses Übel, welches kaum ein Mensch zu Stande gebracht hätte. Herzen und Seelen allerdings vollbringen solch ein Werk des kalten Mordes.
Die Mauer wurde erstellt und niemand kam dahinter. Keiner wusste also von dem Tod des Mädchens, auch nicht die Familie, auch nicht die Polizei oder die Zeitung. Und weil es keiner merkte, merkte auch niemand den Unterschied. Es gab keinen, der die Feingliedrigkeit hatte, das unrasierte Kinn unter seinen Fingerkuppen zu erfühlen. Niemanden, der den intensiven Tiefenblick hatte, die grauen Augen zu entdecken. Und so geriet Marek zu der Gesellschaft, sehr unbewusst muss man sagen. Er fand heraus, was Leben ist. Er erschuf seine Charakterzüge, die ihn so sympathisch machen. Nicht, dass Marek perfekt wäre. Aber er ist schon ein wirklich lieber Kerl. Vergesslich und liebenswert chaotisch, ja. Doch Marek will einfach niemandem etwas Schlechtes. Warum auch? Wenn er will oder im Begriff ist, zornig zu werden, so dreht er einfach der Welt den Rücken zu und schweigt. Und weil er so liebenwürdig ist, war er in der Gemeinschaft der Menschen einfach entrückt. Nicht wirklich fehl am Platz. Aber er war nicht zu verstehen und sah ein, dass es besser gewesen wäre, wenn er sich nie für das Außenleben interessiert hätte. Erst, als er feststellen musste, dass er Menschen dazu bringt, wegen ihm Nächte zu durchweinen, wegen ihm wegzuziehen. Als er merkte, dass andere Menschen ihn deswegen zu hassen begannen oder einfach nicht leiden konnten. Erst, als er einsah, dass andere sich auch in ihn verlieben konnten. Da wusste er, dass er nur die Mauer war. Und dass die Tote auch zurückgekehrt war, ihr Leben weiter zu führen. Zwar als lebender Zombie. Zwar nicht so, wie sie erschaffen worden war. Aber den Unterschied merkte keiner. Und dann… dann war da noch Judas. Judas, das ist der Mann mit den schwarzen, schulterlangen Haaren. Auch seine Augen sind grau. Doch nie, niemals leuchten sie. Judas schaffte das, was Marek aus seinem Inneren heraus nie erreicht hatte. Er verletzte Menschen mit Worten. Mit Absicht und aus einem guten Wissen heraus. Judas war nicht aus dem See gekrochen, wie ein schattenhaftes Pestizid. Judas war erschaffen worden. Vielleicht intuitiv. Vielleicht auch aus vollem Bewusstsein heraus. Und sie beide blieben, um zu beschützen, was gestorben war. Sie traten nicht mehr in den Vordergrund. Das wollte Marek nicht mehr und das wollte Judas noch nie. Aber sie hielten ihre grauen Augen auf die Gestorbene gerichtet und sie hielten ihre Hände beschützend um das Herz und sie richteten ihren Verstand auf die Seele und sie werden immer sein, bleiben und sehen.
Marek, der lächelnde Emotionsneurotiker.
Und
Judas, der barmherzige Verräter.


Anmerkung von Judas:

Nach langen hin und längerem her habe ich beschlossen, es dann einfach rauszulassen. Es fehlt damit nichts.

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Kommentare zu diesem Text

shadowhunter (28)
(23.01.07)
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 Judas meinte dazu am 23.01.07:
*schiebt das in die 'muss bei Gelegenheit überarbeitet werden'-Kiste* Das doch mal ein konstruktives Kommentar. Keks?
shadowhunter (28) antwortete darauf am 24.01.07:
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 Judas schrieb daraufhin am 24.01.07:
Ich glaube, es ist noch Brennnesseltee warm.
Brunnenfrosch (34)
(23.01.07)
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 Judas äußerte darauf am 24.01.07:
Dann werd' ich das mal ändern :)
Und Thesen sind dazu da, um über sie zu disskutieren... gell?
Brunnenfrosch (34) ergänzte dazu am 24.01.07:
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 Judas meinte dazu am 24.01.07:
Zu 1/3 behaupte ich.
Brunnenfrosch (34) meinte dazu am 24.01.07:
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 Judas meinte dazu am 24.01.07:
Versuch es doch einfach, herauszufinden... *lächel*
Brunnenfrosch (34) meinte dazu am 24.01.07:
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The_black_Death (31)
(19.03.07)
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Festil (59)
(10.02.17)
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 Judas meinte dazu am 10.02.17:
wühlst du dich hier gerade durch steinalte Texte? :)

Schöner Kommentar. Danke dafür!
Festil (59) meinte dazu am 11.02.17:
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