2189 Anno Domini

Kurzgeschichte zum Thema Gesellschaftskritik

von  Alazán

Die Nacht über dem Ruhrplex bot eine zauberhafte Aussicht von den zu abertausend aneinander gereihten Balkons und Plateaus über die gesamte Hochstadt. Es war sternenklare Nacht und die silberschwarz glänzenden Wände der Wolkenkratzer und Quertunnel stellten ihre Arbeit als Energieerzeuger ein, als schliefen auch sie. Eines von vielen Paaren unter denselben Sternen leistete sich auf einem dieser Balkons Gesellschaft und schwenkte teuersten Wein, den es vor einigen Minuten in Italien bestellt hatte. Der Herr trug ein edles Jacket, fast im Stil wie vor etwa sechshundert Jahren und die Dame ein nicht minder edles und rötlich schimmerndes Kleid, das ideal zu ihrer Zellfaserfärbung der Lippen passte. Beide nahmen einen freudigen Atemzug der pünktlich um Mittnacht gereinigten Stadtluft und ließen mit einem genießerischen Lächeln die Weingläser los, um sich zu küssen.
"Es war ein wundervoller Abend, Schatz" sagte die Dame mit warmen Augen und lehnte sich verspielt an die Brust des immer aufrecht stehenden Herrn. "Ja, nun haben wir, was wir wollten und diese Konservativen können uns bei nichts mehr im Wege stehen." schmunzelte der Herr ebenso warm zurück. Er streichelte seiner Partnerin eine lila-farbene Strähne aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Wer hätte das gedacht? Selbst die Kirche hat es endlich eingesehen. Dabei haben wir heute bewiesen, dass nichts Verwerfliches dabei ist, solange man keinen Nachwuchs zeugt." Die Dame schmiegte sich verspielt doch standesgemäß und elegant an ihren Bruder, um sich von ihm einen Arm um den unteren Rückenbereich legen zu lassen. Beide fühlten sich frei, und ab heute waren sie es auch. Sie waren Geschwister und würden es auch heute Nacht endlich sein dürfen.


Anmerkung von Alazán:

Vonwegen 2189 :-D, scheinbar 2007 ^^ Ich hab das hier gefunden:
___
"Inzest-Geschwister" wollen Beischlafverbot kippen!

Das so genannte Inzestpaar aus dem sächsischen Zwenkau will vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Inzestverbot klagen.

Patrick S. hat mit seiner sieben Jahre jüngeren Schwester vier Kinder im Alter von einem bis fünf Jahre. Wegen der beiden älteren Kinder wurde der Mann bereits zu 25 Monaten Haft verurteilt. Ende Januar hatte das Oberlandesgericht (OLG) Dresden die Revision gegen eine weitere Haftstrafe wegen der beiden jüngeren Kinder verworfen. Die Anwälte des 29-jährigen Patrick S. sehen in dem Inzestverbot nach einem Bericht der "Dresdner Neuesten Nachrichten" einen unzulässigen Eingriff in das Grundrecht auf sexuelle Selbstbestimmung von Erwachsenen.



Quelle: GMX Nachrichten 20.02.07

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Brunnenfrosch (34)
(01.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Alazán meinte dazu am 01.02.07:
Danke! Du hast's genau so verstanden, wie ich es mir für die Leser ausgedacht hatte - Die Hemmschwellen sinken immer weiter und weiter und dieses schockierende Ende soll den Leser nachdenklich stimmen über Hemschwellen und nötige Konservative et ceterra.

viele liebe nächtliche Grüße
an die treuste leserin !

Philipp
Nehemoth (25)
(01.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Alazán antwortete darauf am 01.02.07:
Vielen Dank, dein Besuch freut mich!
So pessimistisch und kritisch, die Geschichte "2089" zu nennen war ich dann wohl doch nicht :)

Danke!
Philipp
alien (24)
(01.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Alazán schrieb daraufhin am 01.02.07:
Finde ich nicht. Ganz und garnicht. Vielleicht solltest du dich mal informieren, ob deine Meinung in manchen Punkten nicht ein wenig zu extrem oder verschlossen gegenüber anderer Meinungen bzw. realistischer Aspekte ist. Ich bin z.B.neben vielen weiteren hundertmillionen Menschen ebenfalls "die Kirche", aber weder bestechlich noch Bordell-Stammgast. Der Prozentsatz solcher bösen Pfarrer von denen du sprichst ist innerhalb der Kirchlichen Ämter ebenso gering bzw. hoch wie in staatlichen Ämtern oder jeglichen anderen Berufs- und Kulturwelten.

Deine Idee allerdings mit der Science-Fiction Geschichte würde sich abr doch ganz gut eignen, um sie mal näher zu verfolgen. Schreib doch darüber - danke auch für deinen Besuch und den Kommentar

vlG
Philipp
alien (24) äußerte darauf am 02.02.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Brunnenfrosch (34) ergänzte dazu am 02.02.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Alazán meinte dazu am 02.02.07:
Danke Brunnenfrosch, danke Alien - ich freu' mich dass hier noch nichts ausgeartet ist sondern friedlich verläuft, das ist doch mal was vor allem bei dem Thema. Zum Thema:
Ich als Anhänger der Kirche, versuche das Beste draus (aus der Kirche) zu machen. Würde der Papst zu erneuten Kreuzzügen aufrufen (wozu ihn Pr.Bush 2002 bewegen wollte, der Papst jedoch Bush die Meinung gegeigt hat), so wäre ich schon mit vielen anderen Mitchristen und Mitmenshen dabei, dagegen zu protestieren eben so setze ich mich in der Kirche für moderne Interessen wie Jugendarbeit etc. ein. Was wäre die Kirche ohne ihre Ehrnamtlichen und nicht verbeamteten Mitarbeiter? Der Klerus für sich allein nützt doch genau so wenig wie ein Bundestag ohne Deutschland - da hat Alien recht.

vlG
Philipp
Beaver (41) meinte dazu am 05.02.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Alazán meinte dazu am 31.01.08:
Nicht die Fahnen und was darauf steht ist das Böse, sondern der der es darauf schreibt und daran vorbeihandelt. Im Namen des Goldes (Kolonialpolitik, Ausrottung von Indianerstämmen), im Namen der Demokratie (USA !!!) und im Namen der gerechten Selbstverteidigung (Rüstungskrieg USA/Russland) sind auch schon nicht minder schlimme Dinge geschehen ;D.
Wichtig ist, was WIR heute daraus machen und ob wir damit den Sinn der Sache verstanden haben, ob bei der Religion (welche auch immer) ebenso wie bei der Staatsform (welche auch immer).
Und um Wissenschaft zu bremsen braucht es keine Beschränkten Bischöfe, das können auch Chinesische (Anti-Christl.)Staatsoberhäupüter, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder Gebildete Leute hinrichten ließ oder aufs Land schickte um Bauernarbeit zu leisten. Siehs in Relation, schau hinter die Fassaden (falls gegeben) und erkenne den eigentlichen Kern einer Sache. Der Gott des Neuen Testaments kann kaum einen Kreuzzug wollen. Eine(!) Kirche will er.

Danke für die Anregungen ^^, ich stell nun auch mal wieder mehr hier online

lG
Asvika (23) meinte dazu am 13.09.09:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Jonathan (59)
(21.08.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram