gefangen

Kurzprosa zum Thema Hoffnung/Hoffnungslosigkeit

von  toyn

in einem palast aus weißem damast horte ich immer noch die luft. die leichte. geatmet mit dir. tiger. in freier wildbahn. erinnert meine haut noch. den hauch von wind. der meinen leib streichelte. nachts um halb drei. an den stellen. die nun langsam gefühllos werden. ach. wie war ich frei und leicht. mit dir. noch gestern. ohne gedanken an morgen. färbte die sonne meine haut mit einem hauch von braun. nun sehe ich die narben mehr denn je auf ihr. doch. wie sollte ich. unglücklich sein. nach dieser glückseligen zeit in freiheit. nun in dieser zeit. der unseligen. der unfreiheit. festgesetzt. angezählt. gefangen wohl. doch. losgelöst von allem elend. das nur von außen an mich drängt. mit diesem wirren kopf. in dem noch bunte blumen sprießen. und diesem wilden herzen. welches stetig hüpfer macht.

sie sind mir hoffnung. in dieser milden nacht in einzelhaft. sie nimmt sich so viel sanfter aus gegen den tag. von horden geprägt. die durch die sonne laufen. und spuren hinterlassen. dunkle schatten werfen auf mein bett. gern will ich da alleine liegen. heute nacht. in dunkelblau. noch einmal mit bildern. himmelblau. hinter meinen augen. von dir. tiger. und von der steppe. wo am weiten horizont glühendrot die sonne untergeht. des nachts. wenn der mond kühle ausgießt. ich nackt an deinem bauche ruhend. einschlafen darf. wo wärme strömt aus deinem fell. dessen wilden duft nach kraft und stärke ich gierig inhaliere.

ja. daraus atme ich. gegen all die stickigkeit und enge an. die herrschen will hier über mich. so tropft die zeit davon. vergänglich. wie auch ich. doch. ich will nicht sterben. nicht heute. wo ich außerhalb von allem bin. will meinen herzschlag immerzu erneuern. solange bis ich sterben kann. innerhalb von allem. vielleicht morgen.



©toyn

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Kommentare zu diesem Text

Jonathan (59)
(26.02.07)
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 toyn meinte dazu am 08.05.07:
es soll so sein. wie es ist. das viele. nur angedeutet. das mutmaßliche. als schatten.nur leicht wahrnehmbar. in den hintergrund gedrängt. im vordergrund. nur die essenz des ganzen. transportierend. hinterlassend. zurück lassend ...
(mein anliegen. überhaupt beim schreiben.)
du bist ansprechbar. auf zwischentöne. wenn es auch nur die in moll sind ... ;o)
und ja. tiger sind wunderbare tiere. deshalb müssen sie wohl (zu) oft herhalten. als kose(?)name für zweibeinige artgenossen ... ;o)

danke jonathan für dein wiederholtes lesen. und wohlwollendes kommentieren.

ganz herzliche grüße zu dir ... toyn ...
LudwigJanssen (54)
(11.03.07)
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 toyn antwortete darauf am 08.05.07:
dieser text wurde von mir nicht unter lyrik eingestellt. sondern unter: text. ludwig. deshalb. eben. nämlich. weil er einer ist (nur!?).
der tiger steht (im übertragenden sinne) für: groß. stark. mutig. elegant. kraftvoll. autark. wild. unzähmbar.
hund. katze. maus. hätten da nicht wirklich als bild (vorbild. festhaltebild.) getaugt. der elefant aber auch nicht. ;o)
langatmig. ja ein berechtigter kritikpunkt. (ich neige dazu. zugegeben.) aber die von dir angesprochene passage lässt sich (für mich) nicht einfach so rauslöschen. weil ich sie als eine sehr wichtige. stimmungsbildende szene betrachte.
nachhaltige. nachfühlbare. nachvollziehbare stimmung. wollte ich zum ausdruck bringen. (das unaussprechliche. unerträgliche. dazwischen gewollt verdeckt halten.) ich versuchte sozusagen eine gefühl/nachfühlessenz zu bilden. ein fragment. welches keiner ergänzung bedarf ... ein auszug aus einer lebensreise.
danke für dein einlesen. einfühlen. und kommentieren. und auch dafür. dir den text „unter meiner gepunktung vorzustellen“. es wäre mehr als schön. hätte er dir. etwas mehr als nur oberflächlich etwas erzählen können ...

glg zu dir ... toyn ...
LudwigJanssen (54) schrieb daraufhin am 09.05.07:
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 toyn äußerte darauf am 20.05.07:
na na ludwig. jetzt kokettierst du aber! :o) also ich denke soooo langatmig und abstrakt ist der text nun aber dann doch nicht. dass er nicht auch für einen 'nur-leser'. ohne hintergrundinformationen. und mit durchschnittlicher auffassungsgabe. zu bewältigen und in seiner aussage zu erfassen ist. vielleicht muss ein bisschen 'fantasieren-wollen' und auch muße vorhanden sein. um sich auf die reise zu begeben ... ?

danke für deine einwendungen. die mir zu denken gaben.

herzliche grüße zu dir ... toyn

(bzgl. lyrik + umbrüche: habe ich den text experimentell nun einfach mal anders formatiert. damit er vielleicht mehr als text. denn als lyrik rüberkommt:


Gefangen

In einem Palast aus weißem Damast horte ich immer noch die Luft, die leichte, geatmet mit dir, Tiger, in freier Wildbahn, erinnert meine Haut noch den Hauch von Wind, der meinen Leib streichelte, nachts um halb Drei, an den Stellen, die nun langsam gefühllos werden. Ach, wie war ich frei und leicht, mit dir, noch gestern, ohne Gedanken an morgen, färbte die Sonne meine Haut mit einem Hauch von Braun. Nun sehe ich die Narben mehr denn je auf ihr. Doch, wie sollte ich unglücklich sein, nach dieser glückseligen Zeit in Freiheit, nun in dieser Zeit, der unseligen, der Unfreiheit. Festgesetzt. Angezählt. Gefangen wohl. Doch losgelöst von allem Elend, das nur von außen an mich drängt, mit diesem wirren Kopf in dem noch bunte Blumen sprießen und diesem wilden Herzen, welches stetig Hüpfer macht.

Sie sind mir Hoffnung in dieser milden Nacht in Einzelhaft. Sie nimmt sich so viel sanfter aus gegen den Tag, von Horden geprägt, die durch die Sonne laufen und Spuren hinterlassen, dunkle Schatten werfen auf mein Bett. Gern will ich da alleine liegen, heute Nacht, in dunkelblau, noch einmal mit Bildern, himmelblau, hinter meinen Augen, von dir, Tiger, und von der Steppe, wo am weiten Horizont glühendrot die Sonne untergeht, des nachts, wenn der Mond Kühle ausgießt, ich nackt
an deinem Bauche ruhend einschlafen darf, wo Wärme strömt aus deinem Fell, dessen wilden Duft nach Kraft und Stärke ich gierig inhaliere.

Ja, daraus atme ich gegen all die Stickigkeit und Enge an, die herrschen will hier über mich. So tropft die Zeit davon, vergänglich, wie auch ich. Doch, ich will nicht sterben, nicht heute, wo ich außerhalb von allem bin. Will meinen Herzschlag immerzu erneuern, solange bis ich sterben kann, innerhalb von allem. Vielleicht morgen.

 souldeep ergänzte dazu am 02.06.07:
ja, liebe toyn,
so als text, als kurzprosa sozusagen, mag ich es mehr.
und auch, wenn ich sonst nicht für clichees bin -hier mag
ich den tiger. er nimmt immer neu bezug auf dich, auf
dein lyr-ich und somit auch auf aussagen aus dem nicht
beschriebenen...

er-fühlbar.

liebe grüsse dir
kirsten

 toyn meinte dazu am 02.06.07:
danke für deine meinung und deine stellungnahme kirsten ... hg von mir zu dir. toyn.
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 02.06.07:
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 toyn meinte dazu am 08.06.07:
darf ich erstaunt sein ludwig. darüber. dass der text nun scheinbar nur durch die andere formatierung, genreeinsortierung und themenwahl eine empfehlung deinerseits wert geworden ist? nun. mir erzählte einmal ein autor. dass man sich texte auch schönlesen kann. genauso wie schöntrinken ... ich habe ihm seinerzeit einen vogel gezeigt ... nun denn. so oder so. sag ich brav danke für die empfehlung. und ... eine interessante betrachtung. deine. zum thema zeit. ich kann nichts gegenteiliges beweisen ...
lg ... toyn.
LudwigJanssen (54) meinte dazu am 08.06.07:
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 toyn meinte dazu am 10.06.07:
lieber ludwig. das hast du schön gesagt. und ich mag es. unterstreichen. in hellgelbpastell. und es so stehenlassen. sozusagen als schlussakkord ... es hat mir freude gemacht mit dir. hd + hg ... toyn

(wenn ich nur ganz kurz noch einmal ein wenig korinthenkackerisch sein darf: ich habe nicht aus lyrik prosa gemacht. sondern aus einem text mit fragwürdigen umbrüchen. den du als lyrik einstuftest. schlussendlich durch einen anstoß von kirsten kurzprosa gemacht. ;o)
chantiare (22)
(01.11.07)
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Joe (52)
(16.11.08)
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 toyn meinte dazu am 16.11.08:
lieb. nicht kritisieren. und. wortlos „mitatmen“. nehm ich grad gern. danke.
Kindermund (26)
(26.01.09)
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 toyn meinte dazu am 30.01.09:
danke jule. für dein statement. ich empfinde es. (für mich) genau so. besonders. sehr. was die kleinschreibung betrifft. (die mir so sehr. ans herz gewachsen ist.) schön. zu wissen. das da jemand mit (mir) mit gehen mag. hg toyn.
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