Wenn er mich ruft

Text zum Thema Nacht

von  Martina

Erst wollte ich nicht gehen. Hab mich demonstrativ ins Bett gelegt und die Daunendecke bis über den Kopf gezogen. Dachte, wenn ich dich gar nicht erst sehe, dann wird es leichter sein, dir zu widerstehen.

Es war stockfinster unter der Decke. Ich wußte, dies waren deine perfekten Rahmenbedingungen. Du lebst in der Dunkelheit. Der Tag bekommt dich nie zu Gesicht.

Es war auch nachts, als ich dich das erste Mal traf. Dann sollte es so sein, dass ich die Deine wurde. Du hast mir mein Haar geglänzt und legtest mir Bleichheit ins Gesicht. Aus der Ferne hast du mich geküsst.

Irgendwie fandest du immer einen Weg zu mir. Nichts konnte dich aufhalten. Oder mich? Manchmal hab ich dich in Nachbars Garten oder im Dorfteich gefunden. Das Wasser ließ dich und deine Schönheit spiegeln.

Wenn ich durch die Strassen ging, den nasskalten, dann gingst du mir immer ein Stück voraus. Einholen konnte ich dich nie. Manche Nächte waren so leer ohne dich, aber sie gaben mir Ruhe zum schlafen.

Ich wußte du würdest wiederkommen. Spüren kann ich deine Anwesenheit, selbst hier unter der Decke. Es wird kein Leben mehr ohne dich geben. Du wirst mich beeinflussen und ich kann dir nicht entkommen.

Wenn du da bist, dann mache ich kein Auge zu. Du fließt durch meine Adern, ich spüre die Gezeiten.
Deine Stimme ruft, die Unruhe überkommt mich, ich springe aus dem Bett. Dann laufe ich hinaus in die Nacht, um dich zu begrüßen.

Du wartest schon auf mich, in voller Größe und schön wie nie. Jedesmal fehlen mir vor Ergriffenheit die Worte. Nun lass uns gehen, die Nacht ist so lang. Erst wenn die Dämmerung anbricht, wirst du mich dem Tag übergeben. Und nicht eine Minute früher.

Und dann werde ich wieder auf dich warten, bis zur nächsten Vollmondnacht. Und du weißt, ich werde kommen. Rendezvous auf Lebenszeit. Das Los einer Mondsüchtigen.

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Kommentare zu diesem Text


 Alazán (11.02.07)
Es ist ein wundervolles Geständnis an den Mond! Ich würde nur den letzten Teil komplett weglassen, das belässt das Ganze dann angeemssen geheimnisvoll, da das Wort Mond in den vorherigen Absätzen kein einziges Mal vorkommt, das hat mir sehr gefallen

vlG
gute Nacht
Philipp

 Martina meinte dazu am 12.02.07:
Das hatte ich mir auch erst überlegt, aber dann hätten viele nicht gewußt, das ich den Mond eigentlich meine...Danke fürs kommenstieren....freuu!! Lg Tina
shakti (66)
(19.02.07)
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 Martina antwortete darauf am 20.02.07:
...ich fand es auch richtiger...denn sonst wäre es doch leicht verwirrend gewesen. Und danke für deine laiienhafte Meinung, aber gerade die ist mir sehr wichtig SchönenTag dir, Tina
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