Konfirmation Sonntag, 1.4.2007

Erzählung zum Thema Freude

von  Maya_Gähler

Konfirmation Sonntag, 1.4.2007

Lange schon vor dem Wecker bin ich wach. Habe ich auch wirklich an alles gedacht? Ist alles gut organisiert? Werden wohl auch alle Gäste kommen? Wird die Überraschung gelingen?
Fragen über Fragen, die mich quälen. Ich gehe duschen und versuche die Gedanken einfach zu ignorieren. Doch beim Anziehen sind sie wieder da. OK- gut – wenn ihr das so wollt – dann macht doch weiter so – ihr doofen Gedanken. Ich gehe jetzt Jessica wecken. Ruckzuck ist sie wach, springt aus dem Bett und ist voll bei der Sache. Erstaunlich, eigentlich weiß Jessica immer noch nicht wirklich, was mit Konfirmation genau gemeint ist. Und doch, sie freut sich wie verrückt. Sie hat regelmäßig am Konfunterricht teilgenommen. Die Gruppe hat sie gut aufgenommen und akzeptiert. Obwohl es ja für alle, auch für die Pfarrerin eine neue Situation war. Hatte doch vorher noch niemand groß mit einem Down-Kind zu tun gehabt.  Sie haben am Vortag noch einmal alles geübt, sie weiß was passiert in der Kirche. Aber eben, was es für sie bedeutet – aber ist das überhaupt wichtig für sie? Ich glaube kaum.
Nachdem auch sie geduscht und ein wenig gefrühstückt hat, werden die neuen Konfkleider angezogen. Oh Schreck, was ist da passiert? Die Hose ist plötzlich viel zu groß. Vor lauter Aufregung muss sie abgenommen haben, die letzten Tage. Aber wir haben doch extra Anfang Woche nochmals alles anprobiert. Da ist mir nichts aufgefallen. Na ja, dann muss sie halt einen Gürtel anziehen. Verflixt, die Schuhe sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Obwohl sie neu gekauft wurden, sehen sie einfach voll bescheuert aus. Irgendwie schwimmt Jessica in den Schuhen rum. Sie ist nicht sehr glücklich. Also wieder raus aus den Schuhen, Wildlederstiefel anziehen. Wieso habe ich das nicht von Anfang an so geplant, sieht viel hübscher aus. Um neun Uhr muss Jessica in der Kirche sein, jetzt müssen wir uns aber sputen. Wir schaffen es gerade mal so. Um zwei  Minuten nach Neun ist sie dort. Ich fahre zu dem Ort, an dem wir feiern werden. Dort noch mal schauen, ob alles parat ist. Eigentlich ist es der Militäressraum mit Küche, dementsprechend ist auch alles eingerichtet. Nur das Nötigste ist vorhanden. Aber wir haben es geschafft dem Raum Wärme und Behaglichkeit einzuhauchen. Nach und nach trudeln die ersten Helfer und auch Gäste ein. Ich gebe die letzen Anweisungen und los geht es Richtung Kirche. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich die einzige der Anwesenden bin, die den Weg dorthin kennt. Also Konvoi fahren. Mit drei Autos ist das ja noch gut machbar. Vor der Kirche treffen wir dann den Rest unserer Truppe.
Jessica springt mir entgegen und sagt, es klappt alles. Sie freut sich und begrüßt ihre Gäste.
Toll, dass alle, die zur Kirche eingeladen sind, gekommen waren.
Wir sitzen in der zweiten Reihe, direkt hinter den Konfirmanden, das hat Jessica so eingefädelt. Sie hat allen anderen erzählt, dass da reserviert sei. Meine Tochter, weiß was sie will. Ich muss lachen über sie. Die Pfarrerin erzählt mir, dass Jessica das so wollte und sie habe sie dabei unterstützt. So sitzen also Gotte, Götti und Mama direkt hinter Jessica. Alle anderen unserer Leute haben sich angeschlossen oder ins Seitenschiff der Kirche gesetzt. Aber alle in Augenkontakt mit der Konfirmandin. Sie ist so glücklich, man merkt ihr kaum Aufregung an.
Der Gottesdienst beginnt mit einer Überraschung. Schlagzeug, Bass, Gitarre und eine Sängerin legen los. Und wie die loslegen. Meine Güte, die Kirche wird immer moderner und lockerer. Das gefällt mir. Ich bin beruhigt und freue mich auf das, was da noch kommt.
Ich war ja schon bei einigen Konfirmationen zu Gast, angefangen bei meiner Eigenen, sowie dann bei diversen Verwandten und zuletzt bei meinem Sohn vor 5 Jahren. Das ist ein Wandel. Einfach bemerkenswert. Der Gottesdienst ist sehr kurzweilig, interessant und teilweise richtig lustig, ohne albern zu wirken. Es wird ein kurzes Theaterstück aufgeführt, welches die Konfirmanden selbst geschrieben haben. Das Motto lautet: Schuhe, die dich durchs Leben tragen. Super, wie die das Thema umgesetzt haben. Jessica spielt die Mutter und mit der Unterstützung ihrer Gotte, bringt sie auch ihren Text gut verständlich rüber.
Eine gute Stunde dauert der ganze Gottesdienst, was ja wirklich mehr als gnädig ist.
Anschließend sind alle noch zu einem Apèro eingeladen im Gemeindesaal.
Wir nehmen auch daran teil, weil wir ja eigentlich noch viel zu früh dran sind. Plötzlich kommt mein Schwager, hält mir sein Handy vor die Nase und sagt mir, dass ich dringend ans Telefon soll. Meine Schwester, welche nach der Kirche sofort zum Ort des Geschehens gefahren ist, weil sie dort hilft, ist am Telefon. Der Raum, in welchem unsere Getränke sind, sei plötzlich abgeschlossen und kein Schlüssel passe. Na super, was tun? Nachdem ich einige Anrufe getätigt hatte, ist auch dieses Problem gelöst. Der Raum wird wieder aufgeschlossen.
Die Mägen einiger fangen an zu knurren. Ein Zeichen für mich, das Signal zum Aufbruch zu geben. Im Militäressraum ist man auch soweit und wir können uns alle einem wunderbaren Mittagessen widmen. Gemischter Salat, Aargauer Zwetschgenbraten, Carrebraten, zwei versch. Soßen, Rotkohl, Spätzle, Knödel und zum Dessert Mamma Mia. Dies alles hat sich Jessica gewünscht und da es ihr Tag ist, haben wir es umgesetzt.
Vor dem Dessert lässt sich Jessica auf ihrem Prinzessinnenthron hofieren. Die Geschenke dürfen überbracht werden. Alles wird ausgepackt, beklatscht und verdankt. Das Dessert, welches eine gute Freundin von mir gemacht hat, findet begeisterten Anklang, da es noch niemand kannte. Wenn ihr jetzt fragt, was es ist…. Keine Ahnung, es ist einfach himmlisch gut.
Um 14 Uhr kommt die zweite Staffel Gäste. Unsere Gruppe erweitert sich von 19 auf 44 Personen. Da wir Jessicas Geburtstag vom vergangenen Mittwoch auch noch feiern, sind halt mehr Gäste da, als sonst auf einer Konfirmation üblich.
Kaffee und Kuchen wird gereicht und plötzlich wird die Tür aufgerissen. Alle starren wie gebannt nach vorne. Clown Wendolina kommt herein und macht Jessica ihre Aufwartung. Die Kinder sind völlig aus dem Häuschen und die Erwachsenen sind begeistert. Eine gute Stunde werden alle immer wieder von den Tricks, welche Wendolina beherrscht, verblüfft. Sie unterhält uns gut und wir lachen uns schräg. Die Kinder können sich schminken lassen und bekommen noch Luftballontiere modelliert. Zum Abschluss ihres Programms wird getanzt und fast alle machen freudig mit. Tschüss Wendolina, danke dir, es war super.
Jessica zeigt langsam Ermüdungserscheinungen. 
Die ersten Gäste verabschieden sich und die Gruppe reduziert sich auf 25 Personen. Es werden noch kalte Platten gereicht und alle greifen zu. Jetzt hat Jessica noch eine Überraschung für alle. Mit einer guten Bekannten von mir, hat sie abgemacht, dass es noch Tischbomben geben wird. Sie werden gezündet, es knallt, Luftrüssel, Luftschlangen, Ballone, Tröten und alles mögliche andere fliegt durch die Luft. Nicht nur die Kinder haben ihre Freude daran. Es wird nun ziemlich laut, da alle die Tröten fleißig benutzen. Die Tischbomben bildeten den krönenden Abschluss des Festes. Ich kann gar nicht so schnell schauen, als alle emsig wie die Bienchen im Raum rum schwirren und helfen aufzuräumen. Um 20 Uhr sieht der Militäressraum wieder aus wie zuvor. Nichts deutet mehr darauf hin, dass hier ein Fest der Liebe und Freude stattfand. Aber wer weiß, vielleicht blieb ja ein Teil davon einfach in den Ecken hängen...

©g.b.=Maya_Gähler
2007-04-02

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Kommentare zu diesem Text

Balu (57)
(02.04.07)
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 Maya_Gähler meinte dazu am 11.04.07:
ja wer weiß lieber Knut, wer als nächstes diesen Raum nutzen wird... vielleicht is in jeder Ecke etwas wertvolles hängen geblieben und es wird seine Wirkung zeigen... *lächel
Danke für deine lieben Worte.
Herzliche Grüße in die Pfalz
Maya
The_black_Death (31)
(02.04.07)
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 Maya_Gähler antwortete darauf am 11.04.07:
Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt. Und noch schöner finde ich, dass du das Gefühl hattest mittendrin zu sein... zeigt es mir doch, dass ich es in der richtigen Stimmung geschrieben habe.
Hab Dank für deine Worte und dein Lob. :o)
Liebe Grüße von der Maya
astromant (62)
(11.04.07)
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 Maya_Gähler schrieb daraufhin am 11.04.07:
mjammmm lecker..........*lach... kennste nicht??? mußte unbedingt mal probieren...
Danke für deinen Kommentar.
Herzliche Grüße aus dem Heimatkanton des Aargauer Zwetschgenbratens... ;o)
Maya
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