Er trommelt.
Er trommelt das Trommellied.
Das Trommellied.
... wer kann es denn ermessen, wenn aus der Schwärze des Himmels der
Rhythmus schallt... wer kann denn dieses Leben ahnen, das dahinter sich verborgen hält... wer kann es denn erfassen...
... mir scheint es zu entschwinden, mir scheint es verlorenzugehen...
... aber einer hat die Trommel geschlagen... und einer ist ungewaschen
und ihm standen die Haare wirr vom Kopf... er hat die Sterne gehört, er hat den Wind gehört...
... jedermann vergaß es, er vergaß es nicht, er hörte die Schläge, er trug sie in sich und er schlägt die Trommel zu neuem Sein! ... er trägt die Hoffnung in sich, die nie verlorengegangene... er bewahrte sie für Zukünftiges, für
Verlorengeglaubte und er gibt nie auf... er schlägt die Trommel, er schlägt die Trommel immerfort... immerfort schallt sie durch die Nacht...
... sie trägt die Klänge aus Arabien, sie trägt die Klänge Afrikas, sie trägt die Klänge des Lebens, die Klänge der Liebe, die Klänge meines Leibes...
... wie gut zu hören... wie lebendig zwischen den Zeiten, zwischen den Welten...
... nur diese Trommel noch gibt uns Hoffnung, eine andere Hoffnung gibt es nicht... nur das Bellen der Hunde begleitet die Trommel, eine andere Begleitung gibt es nicht...
...und diese Trommel steigt auf in die Berge, steigt auf in die Höhe und singt das Lied... das Lied des Lebens, das Lied des Leides, des Tanzes und des Schmerzes...
... Trommel trommel durch die Nacht... was hat sonst noch Bedeutung, wenn die eine Bedeutung, die Trommel, sich über die Berge erhebt, sich in die Lüfte schwingt... was bleiben wir da am Boden haften... was sind wir Mumien... was sind wir Staub... Leben ist außer uns... Leben hat uns verlassen... was sind wir blind... was sind wir taub... wir krümmen uns in uns zusammen... wir schrumpfen... wir schwinden...
... wir wissen nichts vom wahren Leben ... wir wollen vom Leben wissen, ohne uns in Gefahr zu begeben... ohne mit dem Leben in Berührung zu kommen... die Gefahr lauert überall... wir wollen Abenteuer ohne Gefahr, Abenteuer mit Sicherheit... das gibt es nicht, sagt man uns... das kann nicht sein, sagen wir... unsere Gesellschaft hat alles für uns parat, für unser Geld, sagen wir...
... er trommelt, er trommelt immerfort... unentwegt... so lange er trommelt,
können wir hoffen... so lange er trommelt trägt uns die Hoffnung... er ist ungewaschen, er hat Läuse und er stinkt... er hat zerrissene Kleider, löcherige Schuhe... aber er trommelt, aber er trommelt... und er steht stolz vor dem Angesicht Gottes... er ist und er wird sein, immer sein...
... ich bin Ehrfurcht... ich bin nicht frei... ich trommle nicht... ich bin abhängig... ich weiß nicht weiter... ich bin unsicher... ich warte darauf, dass mir jemand sagt, was ich tun soll... ich bin schwach... ich bin nichts...
... aber er, er trommelt... er trommelt unscheinbar, schmutzig und unbedeutend... er trommelt und es schallt, es schallt über das Dorf hinaus, über die Ebene hinaus, über die Berge hinaus... er trommelt... er trommelt bis in die Früh...
... er ist nicht Tagwerk, er ist Trommel... ich bin Tagwerk, aber was wär ich ohne Trommel... ich wär ohne Leben, ohne Trommel kein Leben... nur Tagwerk, nur Arbeit... ohne Trommel... aber es ist noch da, noch da... noch schlägt er die Trommel Tag und Nacht... noch schlägt er den Rhythmus... den Lebensrhythmus... er spielt den Herzschlag, er gibt den Ton, er hält das Maß...
... ich wünsche, die Trommel bleibt... ich brauche ihr Schlagen, ich brauche die Trommel... sie ist mein Lebensrhythmus... Lebenswille... Lebenssinn,
auf so weniges geschrumpft, reduziert auf so archaisches...
... was machen wir mit unserem Konto... unserem Geld... unserem Auto... Lebenssinn... was machen wir mit unseren Titeln... was machen wir mit unseren Orden... Lebenssinn... wer wird dich jetzt noch verstehen? ... Lebenssinn? ... bist du noch Sinn? bist du noch Sinn???
Trommel trommel... tam... tam... tam...