Furchtlos

Gedicht

von  apocalyptica


Zerfurcht ist ihr Antlitz von zahllosen Runzeln
Vergangene Zeit ließ die Spuren zurück
Trotzdem zeigt es häufig ein lustiges Schmunzeln
So spricht es von Alter und dennoch von Glück

Der Weg zwischen Gräbern ist ihr wohl bekannt
Sie spielte so manches Mal früher Verstecken
und hielt ihrem ersten Schatz schüchtern die Hand
hier zwischen den Tannen und Stechpalmenhecken

Dort hinter dem Brunnen steht einsam ein Baum
darunter die Parkbank, schon knorrig und alt
Hier träumte sie friedlich manch seligen Traum
Ganz langsam bekommt ihre Zukunft Gestalt

Und in der Kapelle hat sie oft gesessen
sie gab vielen Freunden das letzte Geleit
Nicht einen von ihnen hat sie je vergessen
Unendliche Ruhe macht nun ihr Herz weit

Sie schaut in die Runde und weiß nicht erst jetzt
auch sie kann wohl bald ihren Frieden hier finden
Ein Grabstein wird ihr vom Hospiz dann gesetzt
der Gärtner mag ihr einen Blütenkranz binden

Im Kreis ihrer einstigen Wegesbegleiter
tritt sie eines Tages vors Jüngste Gericht
Die Aussicht darauf stimmt sie heute schon heiter
denn Furcht vor dem Tode hat sie sicher nicht

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Kommentare zu diesem Text

orsoy (44)
(22.04.07)
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 apocalyptica meinte dazu am 26.04.07:
Solche Gedanken, liebe Konni, kommen mir unweigerlich immer wieder, wenn ich zusammen mit meiner Mutter das Grab meines Vaters besucht habe, wenn ich sie beobachtet habe, wie sie stumme Zwiesprache mit ihm hält oder ihm auch manches Mal Vorwürfe macht, dass er sie so früh allein gelassen hat....ich weiß eigentlich nicht wirklich, wie sie selbst über dieses Thema denkt, ich glaube fast, ich will es auch gar nicht wissen...ja, verdrängen kann ich auch...
Danke und ganz, ganz liebe Grüße dir,
die -bea

 Isaban (22.04.07)
Welche Ruhe und Sicherheit, welche Gelassenheit und welcher Frieden mit sich und der Welt spricht aus diesem Gedicht.
Ein wünschenswerter Weg, ein wünschenswerter Abschluss für ein langes Leben. Nur ob so ein Übergang jemals ganz ohne Furcht geschieht, ob man sich nicht doch noch klammert, ans Leben, aus Furcht vor dem unbekannten Schritt?

Liebe Grüße
Sabine

 apocalyptica antwortete darauf am 26.04.07:
Um ehrlich zu sein, liebe Sabine, ich weiß es auch nicht, ob man dann, wenn es soweit ist, dem Tod so ruhig und gelassen entgegentreten kann, aber wünschenswert, ja, das ist es auf jeden Fall. Nur letzten Endes hält wohl jeder sehr an seinem Leben fest, selbst dann, wenn es glücklich und erfüllt gewesen ist. Und dennoch, dies hier ist ein Thema, das wir alle immer wieder weit von uns weisen, weil es dann bequemer für uns ist, obwohl wir uns alle doch beizeiten damit beschäftigen sollten...
Ich danke dir und grüße dich von Herzen,
die -bea
Nehemoth (25)
(22.04.07)
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 apocalyptica schrieb daraufhin am 26.04.07:
Lieber Frank, für deinen Besuch danke ich dir von Herzen. Sicher ist es ein sehr zwiespältiges Thema, ich hatte es schon einmal in meinem Gedicht "memento mori" angefasst. Ich setze mich immer mal wieder damit auseinander, eben weil es so unausweichlich ist und weil mir bewusst ist, dass in meiner Nähe, in meiner Familie, immer mehr Menschen diesen letzten Weg gehen müssen. Klar ist da der Wunsch der Vater des Gedanken, dass es dann so ruhig und friedlich ablaufen kann und wird. Ob es dann so oder anders wird...wer weiß das schon...
Dir gönne ich natürlich erst einmal die Erfüllung deines Himmelsstürmerwunsches!!!!
Ganz liebe Grüße,
die -bea ;)
steinkreistänzerin (46)
(23.04.07)
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 apocalyptica äußerte darauf am 26.04.07:
Nun, liebe Annette, ich kann nur hoffen, dass wir eines Tages so versöhnlich damit umgehen können, dass meine Schilderung nicht reines Wunschdenken ist! Aber wie du schon sagst, das wünscht sich letzten Endes jeder. Bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht irgendwann einen von vornherein verlorenen üblen Kampf durchstehen müssen...
Ich weiß, du verstehst meine Gedanken, hab lieben Dank dafür und einen wunderschönen Sonnentag,
deine -bea
Fabian_Probst (44)
(03.05.07)
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 apocalyptica ergänzte dazu am 10.05.07:
Ja, lieber Fabian, so sollte es sein, das wünscht sich wohl jeder Mensch, dann, wenn es soweit ist, so damit umgehen zu können. Ob uns dann letzten Endes diese Chance vergönnt sein wird...wer weiß?!
Ich danke dir und grüße dich lieb,
die -bea
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