Fremdkörper

Sonett zum Thema Andere Welten

von  Isaban

Dieser Text gehört zum Projekt    Sonette.
In meinem Traum erwachte ich und stand
dort zwischen Käfern, schämte mich der Beine.
Sie schienen plötzlich etwas ungalant.
Ich wünschte mir auch prompt sechs zarte, kleine.

Da wuselten und krabbelten von Wand
zu Wand die Mehrgebeinten, türmten Steine.
Wo bin ich hier? So fragte mein Verstand.
Ich fand mich zwischen Krabbeltier. Alleine!

Recht lüstern sah man Rüsselmäuler saugen.
Sie starrten. Würde ich als Futter taugen?
Facettengrün erglühten Käferaugen,

geheimnisvoll, bedrohlich. Alles schwieg.
Ich sang vom Mai, vom Fliegen und vom Krieg,
als sacht ich über Panzerleiber stieg

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Kommentare zu diesem Text

steinkreistänzerin (46)
(24.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 24.04.07:
*g* Spannende Assoziationen, Annette. Hach. Und so schön wehrig!
Viele liebe Schmunzelgrüße
Sabine
AugenBlick (32)
(24.04.07)
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 Isaban antwortete darauf am 24.04.07:
*g* Abgehärtet durch Käfer, Schnecken, Regenwürmer, Sammelkarten und sonstiges Getier in Jungshosentaschen überlege ich, ob das nun als Kompliment oder als Grauensbekundung zu verstehen ist.
Liebe unkrabbelige Schmunzelgrüße
Sabine

 AZU20 (24.04.07)
Da hast Du Dir aber schöne "Gefährten" ausgesucht, liebe Sabine, und es scheint Dir auch noch Spaß zu machen. Sogar neue Beine wünschst Du Dir. Mit 6 Stück kann man aber ganz schön durcheinander kommen.Hoffentlich kannst Du am Ende wirklich fliegen. LG Armin

 Isaban schrieb daraufhin am 24.04.07:
*g* Ich weiß nicht, ob du eine ähnliche Situation auch kennst, Armin.
Stell dir einfach mal vor, du bist zu einer großen Veranstaltung eingeladen, freust dich sehr drauf, machst dich chic, kommst hin und bist der Einzige, der rot gekleidet ist. Alle anderen tragen dezentes, sehr distinguiertes Schwarz, halten sich nippend an ihren Cocktailgläsern fest, starren dich an und fangen an zu tuscheln und zischend die Krallen zu wetzen. Da würdest du dir vermutlich auch im ersten Augenblick wünschen, doch wenigstens nach etwas Grauem gegriffen zu haben, als du in deinen Kleiderschrank langtest. Oder eben auch sechs Beinchen...
Ja, Fliegen wäre kein schlechter Abschluss für so einen Traum.
Viele liebe bunte Grüße, Sabine

 AZU20 äußerte darauf am 25.04.07:
Liebe Sabine,

man könnte diese Situation auch genießen. Wann ist man schon einmal so anders, dass viele andere auf einen aufmerksam werden müssen?

Die bunten Grüße flattern zurück zu dir Armin
orsoy (44)
(24.04.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 24.04.07:
Ah, endlich jemand, der die Faszination von Mehrbeinern, schillernden Facettenblicken, Greifwerkzeugen und animalisch anmutenden Saugrüsseln versteht! Hab vielen lieben Dank, Konni, für deinen tierisch netten Kommentar.

Viele liebe Zweifüßlergrüße
Sabine
astromant (62)
(24.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 24.04.07:
Och!
astromant (62) meinte dazu am 24.04.07:
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urbinia (49)
(24.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 24.04.07:
*g* Und ich würde vermutlich den Ausgang suchen.
Ja, der Titel. Ich wollte nur mal andeuten, dass "Fremdkörper" ein herrlich relativer Begriff ist.
Danke schön, liebe Moni.
Ich freue mich, dass dir mein Sonett gefällt.
Liebe Grüße
Sabine
abaer (73)
(24.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 24.04.07:
Danke, Abaerchen. Find ich abaer nett, dass du mein Sonett so nett findest.
Ich freu mich.
Liebe Grüße
Sabine
Thor (30)
(25.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 25.04.07:
Dann weißt du ja, warum es "Fremdkörper" heißt.
Danke, Tim und herzliche Grinsegrüße
Sabine
Lachmalwieder (43)
(26.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 26.04.07:
Ach, Steffen, wenn ich dich nicht hätte!
Zugekleistert ist mein Denkapparat zur Zeit, aber mit leichtem Klopfen (danke, liebe Irene, für deine Tips!) auf das Hinterköpfchen konnte ich doch noch etwas umbauen. Danke, für deine konstruktive Kritik.

Liebe, herzliche Grüße
Sabine
Arvin (48)
(26.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 26.04.07:
Oh, ich mag sie. Am liebsten aus der Ferne. Oder hinter Glas. *g* Ich schaue sie gerne an. Solange ich in sicherer Entfernung bin.
Nur falls der Sonettfremdkörper doch noch auffallen sollte... Danke für den Schnapper (und für Kommentar und Klick natürlich).
Liebe Grüße
Sabine

 Maya_Gähler (26.04.07)
Ehrlich gesagt habe ich nicht einmal an Tiere gedacht, als ich dieses Sonett las...
Für mich war das sofort ein Kriegsschlachtfeld...
Verstärkt und bestärkt in meiner Interpretation durch den Schluß... Maikäfer flieg... (die Älteren unter uns kennen vielleicht den Text, wie er früher gesungen wurde)
und der Protagonist des Textes steigt am Schluß über die Panzerleiber... ausgebrannte Panzerwracks...
frage mich nicht, wieso ich auf das komme... vielleicht liegt es daran, dass ich erst kürzlich den neuen Mr. Bean Film sah...
Liebe Grüße
Maya

 Isaban meinte dazu am 26.04.07:
Ich kenne den Film nicht, aber ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Mr. Bean über Wracks steigt, wobei ich seine Beine eigentlich schon immer sehr käferig finde. Danke, Maya, für deine interessante und Gedanken anregende Interpretation.
Liebe, herzliche Grüße
Sabine
Nehemoth (25)
(27.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 27.04.07:
Das wäre die klassische Variante. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, die These in beide Quartette zu packen und die Antithese in die Terzette.

Hier ein Auszug aus Wikipedia.de

Ideale inhaltliche Strukturierungen sind:

* im italienischen Sonett:
o These im 1. Quartett
o Antithese im 2. Quartett
o Synthese in den Terzetten
* alternativ ebenfalls im italienischen Sonett:
o These in den Quartetten
o Antithese in den Terzetten
* im englischen Sonett:
o These in den ersten beiden Quartetten
o Antithese im dritten Quartett
o aphorismatische Synthese im Couplet


Wie gesagt, das sind die idealen Strukturierungen. Ob sie in jedem Sonett eingehalten werden ist eine andere Sache.

Hier:
1. Quartett:
Aufwachen als Fremdkörper und Anpassungswunsch
2.Quartett:
Was mache ich eigentlich hier, alleine unter Krabbeltier?
1.Terzett, Synthese,
Fragestellung: Wie passe ich hier rein?
2.Terzett: Synthese,
Auflösung : ich bin fremd, will nicht gefressen werden/keinen Krieg , angedeutete Flucht.

("Maikäfer flieg" ist ein Volkslied, ein Antikriegslied. Ich habe den Vers im Sonett jetzt noch einmal verändert, um es deutlicher zu machen. Liedassoziation ist jetzt etwas ernster. Liedtext ist, nur zur Info für die, die es nicht kennen:
Maikäfer flieg,
dein Vater ist im Krieg,
deine Mutter ist in Pommernland,
Pommernland ist abgebrannt,
Maikäfer flieg...)
(Antwort korrigiert am 27.04.2007)
(Antwort korrigiert am 27.04.2007)
Nehemoth (25) meinte dazu am 27.04.07:
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 Isaban meinte dazu am 27.04.07:
:-)
Nunny (73)
(30.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.05.07:
Hier bei uns gibt es jedes Jahr einige Maikäfer. Ich habe keine Angst vor Käfern und solange es Maikäfer sind, die ich auf die Hand nehmen kann, habe ich damit keine Probleme. In einem Raum inmitten Riesenkäfern aufzuwachen ist natürlich wieder etwas anderes.
Ich freue mich sehr, dass dir mein Gedicht gefällt, liebe Gisela.
Danke schön.
Liebe, herzliche Grüße
Sabine
Pusteblume (28)
(01.05.07)
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 Isaban meinte dazu am 02.05.07:
Blümchen, in diesem Sonett sind nicht die Käfer Fremdkörper.
Ich freue mich, dass du all die so netten Facetten zu schätzen weißt.
(Ich überleg grade, ob ich mal ein Gedicht über eine Unke schreibe. *g*)
Danke für deinen Kommentar und die Klicks
Weltallerbeste Grüße, S.
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