Doppelkorn

Kurzgeschichte zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  püttchen

„Hallo Welt!“ denke ich mit schweigsamen Blick aus dem Fenster. „Du schon wieder“ starrt es mir aus dem Spiegel zurück. Vor mir ein penetrantes Glas Doppelkorn. Ein Schluck. Und noch einer. Mir wird warm. Im Hintergrund läuft irgendeine dämliche Talkshow. Manchmal fühl ich mich besser wenn ich über die Probleme andrer Leute lache. Pädophilie Paranoia im TV. Noch ein Schluck. Das alte Ledersofa seufzt bei jeder meiner Bewegungen. Ich taste nach meinen Zigaretten. Schon die zweite Packung heute. Ein kurzes Aufleuchten der Flammen. Weißer rauch füllt den Raum und mein Sichtfeld. Ich inhaliere tief. Sauge den Rauch in meine Lunge. Keine Ahnung wie spät es ist, aber diese Scheiß Sonne steht hoch am Himmel und blendet mich. Ich könnte aufstehen und die staubigen Vorhänge zuziehen. Bewegungsunfähig. Noch ein Schluck. Ein großer schluck. Inhalation. Nichts geschieht. Ich sitze so schon seid stunden. Tagen? Vergessen. Gedanken die sich mir aufdrängen werden mit einem gehörigen schluck Doppelkorn heruntergeschluckt. Denkverbot. Gefühle müssen draußen bleiben. Betreten auf eigene Gefahr! Mein Körper ist nur noch auf wenige Bewegungen programmiert. Tief in der Festplatte verankert. Einschenken. Glas heben. Schlucken. Kippe ins Maul. Anzünden. ziehen. Glas heben. Schlucken. Ziehen. Vergessen wie lange es schon so geht. Unwichtig. Sie ist tot. Schlucken. Ziehen. Tot. Begraben. Tot. Ich kann es nicht begreifen. Tief inhalieren. Ein nervendes Geräusch bohrt sich in mein Ohr. Was zur Hölle?! Genervt ziehe ich an meiner Zigarette. Türklingel. Besuch. Scheiße. „Verpiss dich du Sack“, schreit es in meinem Kopf. Unfähig zu sagen was ich denke ex ich noch schnell das glas leer und schwanke den gang zur Tür entlang. Scheiße is mir schlecht. Die Wände kommen immer näher. Wollen mich doch glatt zerquetschen. Drücke die klinke hinunter. „Scheiße Mann, was is denn mit dir passiert?!“, begrüßt es mich. Stefan. Kumpel. Vielleicht. Kenn ihn lange. Kennt mich gut. Er nimmt mich in die Arme. Mann, wie ich das vermisst hab. Versinke förmlich in seinen Körper hinein. „Mensch Mädel. So geht’s nich weiter“ hebe den Kopf. Jetzt sind da schon zwei Stefans. will etwas sagen. Geht nicht. Zum Ausgleich kotze ich einem der beiden erstmal sauber vor die Füße. Das tut gut. Beschimpfungen rieseln auf mich nieder. Egal. Scheißegal. Mir ist schlecht. Jegliche Kraft verlässt meinen Körper. Sorry, Stefan. Schwarz.

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Kommentare zu diesem Text

RobertBlack (30)
(28.04.07)
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 püttchen meinte dazu am 29.04.07:
dankeschön!gruß, jointy

 Dieter_Rotmund (14.02.20)
"Rauch" ist ein Substantiv.
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