unsre strasse

Drama zum Thema Mord/Mörder

von  modernwoman

in unsra strasse is heut mächtich laut
dett sich keen schwein nach draussen traut
denn nebenan da jabs ne knallerei
und kurz danach da kam de bullerei

am boden sieht man eenen menschen liejen
derweil vasuchen cops den typ zu kriejen
die suchen ihn in allen strassen
doch könnse ihn erstmal nich fassen

am anfang war dett nuan kleena streit
doch denne ging der eene viel zu weit
der zoch aus seina hose eene knarre
und zielte damit janz uffde bizarre

zuerst schoss ea dem mann in seine brust
denn packte ihn so richtig die mordlust
ea schoss dem mann am boden int jesicht
und knipst ihm damit aus dett lebenslicht

denn steckta doch janz cool de waffe ein
jreift in de tasche und zieht sich ne kippe rein
jemütlich schlendat denne ea davon
entjeistert kieken bernd, der micha und anton

dett allet lässt den killa scheinba kalt
dea looft nich schnell und macht ooch nirjends halt
schmeisst seine kippe uffn bürjersteich
biecht umme ecke ohne kieken jleich

n taxi fäaht da hintahea
janz vorsichtich doch, bitte sea
dea killa sieht sich wittand um
zieht seine knarre - et macht bumm

de scheibe von dett taxi klirrt
dea taxifahra folcht ihm unbeirrt
ea jibt per funk den standort an
denn ham de bullen diesen mann

dett allet lässt den killa scheinba kalt
jesicht aus stein, wie hinjemalt
ea weat sich nich und sacht keen wort
de pollezei bringt ihn schnell fort

east hintahea stellt sich denn raus
dett opfa hatte voa dem täter graus
ea zeichte seinen schwaga an
doch pollezei hat nüscht jetan

drum liechta nu uff offna strasse
so hinjemetzelt uff de  krasse
und um ihm rum so ville blut
dett tut dem mann beschtimmt nich jut

jesperrt nu alle zujangsweje
füa hinz und kunz und nervensäje
dea leichenwagen kommt da ooch schon an
denn is dea beschaua an de leiche dran

een kieken, horchen, achselzucken
dea leichnam tut sich nich mea mucken
denn kommta in nen schwarzen sack
dett blut am boden glänzt wie lack

n schlauch mit wassa spült dett weg
doch bleibta sichtba diesa fleck
de fotografen und tevau
die filmen dette janz jenau

nua langsam jehn de leut nach haus
ri-elty kino is nu aus
noch lange sitzen se im rund
und tönen laut aus dummem mund
und tönen laut aus dummem mund
und tönen laut aus dummem mund
und...

© Cornelia Warnke


Anmerkung von modernwoman:

hallo leute

der folgende text ist leider realität von der schlimmsten sorte.
zwei hausnummern neben dem wohnhaus, in dem ich lebe, wurde vor einigen tagen ein älterer mann von seinem schwager regelrecht hingerichtet.

das besonders schlimme daran war die gefühlskälte und absolute unmenschlichkeit des killers, als er den am boden liegenden liquidierte.

ein guter bekannter von mir stand zum tatzeitpunkt in etwa drei meter entfernung beim mörder. zuerst hatten sich zwei männer - den einen kenne ich persönlich vom sehen und ab und an guten tag sagen und manchmal einige worte wechseln, wie es nun mal in einer kleinen strasse unter den dort lebenden menschen üblich ist - einfach nur geprügelt.

als der ältere mann dann aber am boden lag, holte der andere plötzlich eine pistole hervor und schoss fast das ganze magazin auf den mann. das besonders schlimme war, als er zum schluss kurz zielte und dem schwerverletzten oder vielleicht schon toten mitten ins gesicht schoss.

mein bekannter litt noch tage später an einem trauma. schliesslich hatte er die hinrichtung aus nächster nähe erlebt. c.w.

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Kommentare zu diesem Text

A.Nina.Mattiz (37)
(16.05.07)
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Zentoolino (60)
(16.05.07)
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Leana (52)
(17.05.07)
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trollyne (61)
(14.07.07)
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 modernwoman meinte dazu am 17.07.07:
liebe elke,

"unsre strasse" kann wirklich überall in deutschland sein. natürlich entsetzt es dich und mich und viele andere menschen immer wieder, wenn gewalt so sehr eskaliert.

morden kann niemals menschlich sein. als ich die unmenschlichkeit des killers betonte, wollte ich das eigentlich als steigerung bis hin ins unerträgliche verstanden wissen. jemanden "menschlich" ermorden - nun, das ist wohl auch mehr eine wortspielerei. man könnte auch sagen, es ist geradezu menschlich, dass so etwas in unseren gesellschaftssystemen passiert. denn sind wir menschen nicht die geborenen killer? unsere traditionell bestimmte und anerzogene zivilisationsdecke ist so hauchdünn, dass sie bei den geringsten schwankungen reisst und darunter das hässliche gesicht der menschheit zeigt. wir menschen sind wie ein virus, ein geschwür, welches sich unaufhaltsam ausbreitet, dabei alles zerstörend, was sich ihm in den weg stellt. wir reden über bestien aus dem all oder aus dem dschungel und sind doch selbst schlimmer als die schlimmste bestie, die unserer fantasie entspringen könnte.

so lange kriege und die damit einhergehenden tötungen von menschen politisch sanktioniert werden und somit bei der bevölkerung der eindruck entstehen könnte, das töten von menschen sei im prinzip eine "ehrenvolle" sache, wird es auch immer wieder überzeugungstäter geben. in dem vorliegenden konkreten fall ging es einfach "nur" um die ehre der familie...

wir können aber dennoch etwas tun. wir können unsere augen offen halten, unsere meinung laut sagen und wir können auch einmal aufstehen und einhalt gebieten. zugegeben - gegen eine pistole hat man nicht so gute argumente. vielleicht hätte man den mord aber dennoch verhindern können, wenn die zuschauer, statt zu gucken, sofort eingeschritten wären, bevor es eskalierte.

zumindest der taxifahrer bewies zivilcourage, als er, obwohl der killer auf ihn schoss, die verfolgung dennoch nicht abbrach.

du hast gefragt, wie und wo man mitwirken kann, um derartige fälle zukünftig auszuschliessen oder zumindest einzuschränken - es gibt ja bereits gruppen in den brennpunktgebieten, die aus verschiedenen nationalitäten zusammengesetzt sind und versuchen, aufklärend tätig zu sein. dazu gehört allerdings sehr viel überzeugungsarbeit.

hand reichen - zuhören - reden - schreiben

ja!!! immer und immer wieder. schwachen und ängstlichen eine helfende hand reichen, ihnen zuhören, sie aufklären, mit ihnen und ihren familien reden, kontakte aufbauen und pflegen und auch darüber schreiben!

jeder von uns hat die möglichkeit in seiner nächsten umgebung etwas zu verändern - step by step...

liebe grüsse in deine nacht
conny
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