Paulus und Paulinchen

Kindergeschichte zum Thema Liebe und Sehnsucht

von  GillSans

Illustration zum Text
Maus
(von GillSans)
Paulus Mauserich liebte Paulinchen Maus.
Paulinchen Maus liebte Paulus Mauserich.

Und zwar ziemlich heftig.

Immerzu flüsterten sie sich liebe Worte ins Ohr. Sie küssten sich überall und mindestens einmal in der Stunde.
Spazierten Hand in Hand über das Kornfeld und sangen dabei fröhliche Lieder.
Wie Verliebte das eben gern tun.
Wenn sie müde wurden, kuschelten sie sich miteinander ins Heu und schliefen verliebt ein.
Wenn sie nachts alleine waren, träumten sie voneinander.
Paulinchen von Paulus.
Paulus von Paulinchen.

Manchmal lagen sie verliebt im Gras und waren glücklich darüber, einander zu haben.
Paulinchen sagte dann: „Ach Paulus, mein Zuckernäschen, ich habe dich ganz furchtbar lieb!“
Paulus antwortete dann: „Ach Paulinchen, mein Honigmäuselchen, auch ich habe dich ganz furchtbar lieb!“

Welch ein Mauseglück!

Doch eines Tages bekam Paulinchen plötzlich einen Schreck und seufzte besorgt:
„Du Paulus, weißt du, wie traurig ich wäre, wenn der Kater käme und dich fressen würde? Ich könnte ohne dich nicht leben!“

„Aber Paulinchen,“ entgegnete Paulus, „du weißt doch, ich bin schneller als der Kater. Der muss schon früh aufstehen, um mich zu fangen! Bis der mich sieht, bin ich schon längst verschwunden!“

„Aber, was ist, wenn er sich ganz hinterhältig an dich heran schleicht?“ seufzte Paulinchen wieder.

„Nun, dann hätte ich wohl sehr viel Pech!“

„Lass uns dort hingehen, wo es keine Katzen gibt!“ sagte Paulinchen ängstlich.
„Aber Paulinchen, Katzen gibt es doch überall! Doch wenn du meinst, dann gehen wir eben in die Stadt!“
Gleich am nächsten Tag packten sie ihre Sachen und zogen los.

Schon bald fanden die Beiden ein neues Zuhause. In einer Bäckerei.

Schön war es hier. Sie küssten sich im Mondschein oder zwischen frisch gebackenem Brot.
Es gab immer genug zu essen. Katzen gab es keine weit und breit.

Doch eines Tages begann Paulinchen wieder zu seufzen:

„Du, Paulus, was wäre, wenn du in eine Mausefalle gerätst. Du würdest elendlich
sterben. Ich würde ohne dich nicht leben können. Schau, wie viel Mausefallen der Bäcker aufgestellt hat.“

„Aber Paulinchen, ich bin doch nicht blind und auch nicht blöd. Ich würde nie in eine solche Falle geraten!“ entgegnete Paulus.

„Doch, was ist, wenn es dunkel ist. Wenn der Käse in der Mausefalle verlockender schmeckt, als meine Küsse?“ seufzte Paulinchen wieder.

„Nun,“ überlegte Paulus, „das wäre Pech!“

„Lass uns in eine andere Stadt gehen. Hier ist es zu gefährlich!“

So packten sie ihre Sachen und zogen in die nächste Stadt.
In eine Großstadt.
Hier gab es kein Kornfeld, wo man verliebt und unbesorgt Hand in Hand umher schlendern konnte. Es gab jede Menge Dreck und die Luft roch nach Autoabgasen.

Dafür gab  es genug zu essen. Auch für Katzen. Sie hatten keinerlei Lust mehr auf Mäuse. Sie waren viel zu faul auf Mäusejagd zu gehen und kauften ihr Futter lieber im Supermarkt.
Bunte Lichter gab es, kaum Mausefallen und unheimlich viel zu sehen.

Doch eines Tages seufzte Paulinchen wieder:
„Du Paulus, was wäre, wenn du eine andere Mausedame sehen würdest. Eine, die schöner wäre als ich? Du würdest mich verlassen! Ich könnte ohne dich nicht mehr weiter leben.“
„Ach Paulinchen,“ entgegnete Paulus, „das würde nie geschehen, denn du weißt, mit dir bin ich glücklich.“

„Aber, wenn sie nun wunderbar riecht, schöne Kleider trägt und dir etwas schmackhaftes kocht? Was wäre dann?“ seufzte Paulinchen.

„Nun, das wäre Pech!“ sprach Paulus und packte schon seine Sachen.

„Aber, wo sollen wir hingehen?“ Paulinchen runzelte die Stirn und schaute Paulus Mauserich besorgt an.

Paulus überlegte sehr lange.

„Wir gehen zu Großmutter Maus. Sie weiß immer Rat!“ schlug Paulus endlich vor.

Gesagt, getan.

Es war ein weiter Weg zu Großmutter Maus. Sie lebte in einem kleinen Häuschen am Waldesrand.

Nach fünf Tagen Fußmarsch kamen sie endlich an.

„Meine geliebten Kinderchen,“ Großmutter Maus freute sich über den Besuch von Paul und Paulinchen,  „wo drückt der Schuh?“

„Paulinchen hat immerzu Angst!“ Paulus schaute Großmutter Maus fragend an.

„Sie hat Angst vor dem Kater? Verstehe!
Wenn man Angst vor dem Kater hat, dann wird er es merken und euch beide früher oder später einmal erwischen.
Ich bin schon eine alte Maus. Der Kater hat mich nie erwischt. Jetzt findet er sowieso keinen Geschmack mehr an mir.

Ich gebe euch einen Rat: denkt nicht so oft an den Kater. Denkt lieber an euer Glück.

Vor lauter Angst, habt ihr ja ganz vergessen euch zu küssen!

Ihr träumt nur noch von Katzen und Mausefallen.
Wann habt ihr euch das letzte mal liebe Worte ins Ohr geflüstert?“

Da schaute Paulinchen ihrem Paulus ganz tief in die Augen und kehrten verliebt und glücklich zu ihrem Kornfeld zurück.
Sie küssten sich mindestens zweimal in der Stunde und träumten nachts voneinander.

Der Kater hat sie nie erwischt. Sie küssen sich noch heute.

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Kommentare zu diesem Text

Balu (57)
(01.06.07)
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 GillSans meinte dazu am 03.06.07:
Lieber Karlo Katerkiller
Oder bleibe ich doch besser bei Balu?
vielen Dank für deinen Kommentar. Soll ich nun gespannt sein, auf das Pseudonym das bald lustige Mausgeschichten bei KV schreibt?
Ach nö, ich mag lieber Balutexte lesen,Oder? Hä! hehehe, wie man so schön in der Schweiz mit Nachdruck sagt.
Liebe Grüße von der Gill, und danke für die Empfehlung *freu*
Miss_Muffin (17)
(01.06.07)
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 GillSans antwortete darauf am 03.06.07:
Mich freut das sehr, dass Dir dieser einfache Text gefällt. Besten dank auch für den Klick. Liebe Grüße von der Gill
abaer (73)
(02.06.07)
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 GillSans schrieb daraufhin am 03.06.07:
Ich danke Dir, lieber ABaer und schicke mausige Grüße über den Berg.
Die Gill

 souldeep (04.06.07)
ach, herrje, ist das süss! und liebevoll. und weise, liebe gill!

der schmuckbehangene schwanz von paulinchen ist ja auch
herrlich. du hast hier wieder eine feine geschichte gedichtet.

liebe grüsse dir
kirsten

 GillSans äußerte darauf am 04.06.07:
Ich danke dir liebe kirsten, das ist ne ganz alte geschichte von mir...und eben eine für kinder.....aber vielleicht doch eine die erwachsen auch was sagt beim lesen, genau das ist was ich rüberbringen will...beides eben, ob mir das gelingt, ich hoffe.....salü und schöne Grüße von der Gill
Master_of_Desaster (45) ergänzte dazu am 04.06.07:
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 GillSans meinte dazu am 05.06.07:
schön, dass es dich gibt, denn jetzt weiß ich erst, warum es diese kleine geschichte gibt.....hihi
nightdevil (37)
(05.06.07)
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 GillSans meinte dazu am 05.06.07:
vielen Dank für deinen Komment und für den klick....und sag deiner Pauline einen lieben Gruß, die Gill

 Isaban (11.06.07)
Hach, das war niedlich. Eine Geschichte zum Gutelaunekriegen!

Liebe Grüße
Sabine
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