Bargespräch

Kurzprosa zum Thema Rache

von  souldeep

Illustration zum Text
Gesichtspunkte
(von souldeep)
ll

Mit der Zeit genügten die Jungenstreiche nicht mehr.
Sie heckte andere Dinge aus.
Einmal stolzierte sie ganz selbstverständlich in die düstere Bar,
die am Ende der Strasse in einem Keller betrieben wurde und setzte
sich zum schmerbäuchigen Junggesellen, der die Bankfiliale leitete.
Er hatte schütteres Haar, ein vollmondiges, käsefarbenes Gesicht
und wirkte immer äusserst kontrolliert.
Sprach eine Frau ihn an, traten nach ein paar Sekunden die ersten
feinen Schweissperlen auf seine Stirn, von wo sie sich auf den Rest
der angespannten Fassade wie eine Regenschauer ausbreiteten.

Dies nutzte sie schamlos aus. Ihre schwarze Bluse
war etwas zu gross und hing deshalb über einer der
Schultern lose herunter. Darunter trug sie ein dünnes nachtblaues
Etwas aus Spitzen und wenn sie sich so leger an die Theke
hängte, vermeinte der Herr von der Bank im Augenwinkel
die eine dunkle Spitze ihrer Brustwarze zu erkennen.
Sogleich wiederholte er schwerer atmend die umständliche Prozedur des
Schweisswischens und trank einen Schluck aus seinem Weissweinglas.
Sie aber lehnte einfach nur da und schaute ihn unentwegt an.
Dann bestellte sie sich einen Whiskey und kippte ihn in einem Zug herunter.
Das Husten unterdrückte sie gekonnt, indem sie laut rief:
Ha! Jetzt hast du mich soweit! Zu lange hast du mich in deiner Mittagspause
im Hinterhof neben der Bank mit deinen feuchten Händen angefasst.
Jetzt können wir zu dir gehen – ich besorge es dir so richtig, Alter!

Dem Mondgesicht blieb der verdünnte Wein im Gesicht stecken
und bevor er sich rühren konnte, fasste die Kleine ihm in den Schritt.
Erst hielt sie einfach sein Ding in der kleinen Hand. Dann fuhr sie ihm
ein paar mal aufreizend auf und ab, kehrte sich um und verschwand.

Alle Gäste drehten sich dem Geschehen zu. Es gab keinen einzigen,
der es nicht mit glühenden Augen mitverfolgt hätte.
Kaum war sie draussen, ging das Geschrei los.
Heisere Stimmen sprachen noch lange von diesem Vorfall.

Sie jedoch hüpfte wieder über die versifften Gehsteige und trällerte
eine schräge Melodie vor sich hin, durchsetzt von krächzenden Jauchzern,
die ihr ganz tief aus der Brust entschlüpften.

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Kommentare zu diesem Text

Balu (57)
(18.06.07)
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 souldeep meinte dazu am 18.06.07:
oh, ich kann es mir vorstellen, lieber balu...
ja, die hoffnung und dein gutes gespür für menschen, und wo sie sich
bewegen, ist dir sicher hilfreich...

hab dank für deinen besuch - und schau, ich wünsche dich in einen
friedvollen abend...
von herzen
kirsten

 rela (19.06.07)
Offensichtlich hatte Angelina einen triftigen Grund in der Form Rache auszuüben. Ich kann ihr Jauchzen nun sehr gut verstehen. Es muss eine Erleichterung für sie sein.
Sie zahlt mit gleicher Münze zurück. Auge um Auge - Zahn um Zahn. Nur so schein sie Erlösung zu finden für die Dinge, die man ihr antat. Vielleicht irre ich. Mal schauen, wie Deine Story
sich weiter entwickelt. Liebe Grüsse von Rela

 souldeep antwortete darauf am 19.06.07:
:) da freue ich mich, dass du diese kleinen episoden mitlebst,
liebe rela - es bereitet mir vergnügen!

ja, es könnte so sein, wie du vermutest - andererseits bleibt immer
noch offen, ob sie eins-zu-eins rache verübt...
;)
liebe grüsse mit herzlichem dank
kirsten

 Persephone (05.07.07)
Sie testet die Grenzen... Wie weit kann sie gehen, um noch ungeschoren davonzukommen?
Ich entdecke eine Steigerung zum ersten Teil "Angelina"...
Hier steckt enorm viel Leben in den Zeilen und es scheint, als führtest du es uns mit einer Kamera vor.
Ich bin gespannt, was du als nächstes enthüllst...
lg persephone

 souldeep schrieb daraufhin am 06.07.07:
weisst du, liebe P., es ist mir ein heimliches vergnügen, was
du mir hier schilderst - du hast es voll erfasst!
es freut mich unsagbar!
ganz liebe nachtwünsche dir,
kirsten
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