Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

Satire zum Thema Arroganz

von  tastifix

Mit einer Decke unter dem Arm wandere ich zum Fluss und lasse mich auf einer idyllisch gelegenen Wiese am Ufer nieder. Der azurblaue Himmel über mir, die sich leicht im Winde wiegenden, in der Sonne blitzenden Baumkronen und der Anblick der Blumenpracht verführen mich zum Träumen. Voller Freude betrachte ich all die leuchtenden Blüten und den saftig-grünen Teppich rings um mich her. Auf einmal stutze ich. An einem der Halme bewegt sich etwas. Beim genaueren Hinsehen entdecke ich ein schmales, bräunliches Etwas, das sich auf sechs Beinen langsam zur Spitze des Halmes vorarbeitet. Es ist eine der für ihren Fleiß so bekannten Ameisen.

´Schade, dass die modernen Ameisen sich nicht nur für den Wald, sondern auch für regelmäßige Ausflüge in meine Küche begeistern!`, erinnere ich mich.
Dabei eignen sich die breiten Fugen der Bodenfliesen bestens als Straßen. In ihnen herrscht während der Sommermonate reger Gänsemarsch-Verkehr, der von der pfiffigen Ameisengeneralin in Nullkommanix in die verschiedenen Küchenschränke umgeleitet wird. Entsetzt stiere ich auf das bald unüberschaubare Gewimmel zu meinen Füßen. Hilflose Abwehrversuche stacheln diese überaus liebenswerten Tiere höchsten zu einem noch eifrigeren Treiben an.
„Äätsch, da guckst Du. Wir sind in der Übermacht!"
Mir kribbelt es am ganzen Körper.

So hat mich also die Erfahrung gelehrt:
„Eine Ameise kommt selten allein!"
Zu meinem Schrecken bestätigt sich es in den nächsten Minuten als eine für mich dann sehr unangenehme Tatsache. Die Ameise (ich nenne sie Krabbel) hat inzwischen das obere Ende des Halmes erreicht und bleibt dort ruhig sitzen, vermutlich, um zu verschnaufen. Doch schon naht Gesellschaft in Gestalt einer Artgenossin, der wiederum eine dritte folgt.
„Aller guten Dinge/Tiere sind drei!?", zweifele ich.
Den Ameisen ist meine Überlegung piepegal. Sie haben einen Plan, der mir so gar nicht gefallen soll. Noch ahne ich davon nichts.

Der Gerechtigkeit wegen verpasse ich den beiden Nachzüglerinnen ebenfalls Namen. Nummer Zwei heißt nun Kribbel und das dritte Minimonster nenne ich Wusel. Krabbel, Kribbel und Wusel setzen sich dort oben so richtig in Positur. Ich fühle mich aufmerksam taxiert. Es verunsichert mich.Was soll denn das?
„Welch` eine riesige Ausgabe!", vernehme ich.
Offensichtlich brütet Krabbel etwas aus, wobei ich eine nicht unwesentliche Rolle übernehmen soll. Spielt mir die Fantasie einen Streich? Eines jedenfalls ist sicher: Ich bin stocknüchtern.

„Ob es sich eignet?", ist Kribbels piepsige Anfrage.
„Stellt euch doch mal vor ... Es wäre doch der reinste Wahnsinn!", deutet Wusel zögerlich an.
´Der ist es allerdings jetzt schon!`, fährt es mir durch den Kopf. ´Sie sitzen da wie ´ne Mikro-Jury! Die scheinen mich testen zu wollen. Worin bloß und wie wird es für mich enden? Die halten mich wohl für ein extra großes Blatt und überlegen vielleicht sogar ...`
Eindeutig habe ich es mit recht jungen, noch unerfahrenen Ameisen zu tun. Auf keinen Fall werde ich es mir anmerken lassen, wie sehr mein Herz jetzt vor Aufregung zu pumpen beginnt.

Die Krabbel-Kribbel-Wusel-Jury hat sich inzwischen auf die Rückseite des Halmes zur Beratung zurückgezogen. Atemlos warte auf das Urteil. Offensichtlich sind sie sich schnell einig, denn nach nur einer einzigen Minute pflanzen sie sich in ihrer vollen Größe vor mir auf.
´Wie D.B., A.L. und H.H. von DSDS!`, sage ich mir.

"Also ... ", beginnt H.H.- Wusel sanft. "Ich bewundere Deinen Mut, Dich diesem Test zu stellen. Mich rührt es fast zu Tränen (seit wann heulen Ameisen?), wie Du mit selbstbewusstem Auftreten versuchst, uns zu beeindrucken. Allein muss ich dir sagen, dass Du leider den Anforderungen nicht gerecht wirst. Du müsstest viel bescheidener auftreten. Schade, als Blatt taugst du überhaupt nicht.“
Wusel sieht mich mit einem ihrer routinierten H.H.- Kondolenz-Blicke an und wirkt total zerknirscht. In Erinnerung daran, wie sich die Kandidaten bei DSDS stets charmant lächelnd für eine Abfuhr bedanken, tue ich eben Selbiges:
„Dankeschön.“
Nur mit dem Unterschied, dass dies in meinem Falle ehrlich gemeint ist.

Ich wende mich Richterin Nummer Zwei, Kribbel, zu, die mir eine verblüffende Ähnlichkeit mit A.L. zu haben scheint. Genau wie jene setzt A.L.-Kribbel ihr sanftestes Lächeln auf: 
„Weißt du, ich bin ähnlicher Meinung wie Wusel. Ich sehe zwar Ansätze, die dich eines Tages zu einem brauchbaren Blatt machen könnten, aber diese reichen bei weitem noch nicht aus. Du gibst dir ja erkennbare Mühe, ruhig auf einer Stelle zu verharren wie ein anständiges Blatt es tun würde. Aber da ist noch deine unmögliche Größe ... "
"Tja", fährt sie nach einer kurzen Pause fort, "wenn du dich dazu entschließen könntest, etwa um neun Zehntel zusammenzuschrumpfen ... Heute jedenfalls kann ich dir keine Zusage geben!“
Dabei sieht sie mich geradezu verschämt an und zuckt verlegen mit dreien ihrer sechs Beine.  Ich empfinde plötzlich Mitleid mit ihr und neige demütig tief den Kopf. Dabei achte ich sorgsamst darauf, dass ich nur keines der Jury-Mitglieder verletze. Ich gucke dem Anlasse angemessen ebenfalls traurig (schon versierter!) und hauche ein zweites Mal meinen Dank. A.F. ist deswegen sichtlich erleichtert und nimmt ihn, bereits wieder lächelnd, gnädig entgegen.

„Jetzt kommt`s drauf an!“, bete ich.
Krabbel, der Mikro-D.B.-Verschnitt vor mir, durchlöchert mich förmlich mit ihrem Blick. Ihr süffisantes Grinsen sticht als ein durchbohrender Pfeil in meine Seele. Ich fange an zu bibbern, meine Stimme bebt und die Füße trampeln unkontrollierbar meine schöne Decke in –zig unschöne Falten.
„J... Jaah?“
Keine Antwort. Weiter dieses unverschämte Grinsen.
„Was glaubst du denn selber?“
Ich hab es ja geahnt: Krabbel treibt die Quälerei auf die Spitze, ergötzt sich an mir vor Furcht zitternden Etwas vor ihr. Anstatt mir endlich zu antworten, schaut D.B.-Krabbel ihre Kolleginnen an, zwinkert ihnen zu und die Drei prusten los.
„Der ist hier total fehl am Platze. Und so etwas will in unsere Dienste treten?“
Mit puterrotem Kopf stiere ich sie fassungslos an. Mindestens zwei Minuten dauert der Zirkus. Danach kriege ich eine deftige Abreibung.
„Haste schon mal in den Spiegel geguckt? Wenn man als ein solcher Fettwanst wie du herum läuft, sollte man sich zuhause im Bett verkriechen und Andere mit seinem Anblick verschonen.“

Jetzt tippen Krabbel, Kribbel und Wusel inzwischen so feste auf ihrem Blatt herum, dass sie beinahe herunterfallen. Sie schütteln sich vor Lachen. Krabbel reicht der Grad der Beleidigung wohl noch nicht aus:
„Sogar dann noch, wenn wir dich in tausend Schnipsel schnitten ... Würde ein einziger von denen auf unsere Burg krachen, wären wir alle Matsche, du fettleibiges Ungetüm. - Und jetzt zieh Leine. Du verdunkelst uns nur die Umwelt!“
D.B.-Krabbel hebt ihr zweites Vorderbein, knickt es etwas nach unten ab als ein erbarmungsloses (Daumen-) Zeichen, dass es jetzt reiche und ich mich gefälligst zu verdünnisieren habe.

Zum Glück bin ich schon immer ein guter Schauspieler gewesen. Eine wahre Grabesmiene aufsetzend, flüstere ich mit ersterbender Stimme:
„Ich fühl mich dermaßen dreckig ... “
Damit es noch glaubwürdiger wirkt, verdrücke ich sogar eine Träne.
Im Stillen denke ich:
„Wenn ihr ahntet ... !“

Ich klaube meine Decke vom Boden, mache einen Schritt zur Seite und zertrete hämisch grinsend die immer noch gröhlende D.B.-Krabbel. Die anderen Beiden verschone ich.

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Kommentare zu diesem Text

Symphonie (73)
(12.07.07)
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 tastifix meinte dazu am 12.07.07:
Liebe Ela!

Gerne, griinns!!

Ich schreib`Dir noch ausführlich, habe Dich bestimmt nicht vergessen!

Ganz lieben Gruß
Gaby
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