Die Tunesier

Text zum Thema Urlaub/ Ferien

von  ViolaKunterbunt

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Was hat man mir nicht alles vorher zum Thema „gefährliches Tunesien“ mit auf den Weg gegeben.
„Wie, Du fährst alleine nach Tunesien? Und dann noch als Frau. Du bist aber mutig!“ war die häufigste Reaktion.
Warnungen vor Dieben, vor Bettlern, vor unverschämten Taxifahrern, vor aufdringlichen Männern und allem Unbekannten wurden mir in Hülle und Fülle mitgegeben.
Da ich ursprünglich sowieso vorhatte, mich vorwiegend innerhalb der riesigen Hotelanlage und am dazugehörigen Strand aufzuhalten, konnte mich das nicht schrecken.
Doch einmal hier die tunesische Luft geschnuppert, hatte ich bald den Wunsch auch in die nächste Stadt zu fahren. Zum Laufen zu weit, blieb eigentlich nur die Möglichkeit mit dem Taxi dorthin zu fahren.
Kaum verlässt man das sichere Areal der Anlage stehen schon vor dem Tor die Taxen bereit. Sofort kommt die Anfrage: „Taxi madame?“
Nun kann man ja oder nein sagen. Bei nein wird sicher noch mal nachgefragt, aber wenn man klar weiter geht, kann gar nichts passieren.
Genauso verhält es sich in den vollen und engen Gassen der medima, der Altstadt, die in jeder Stadt zu finden ist. Ein Geschäft neben dem nächsten. Sobald ich stehen bleibe, werde ich angesprochen, meistens auch schon vorher – sobald ich in Sichtweite komme. Immer lächelnd und immer freundlich. Böse Zungen mögen es auch als aufdringlich bezeichnen. Aber manche Verkäufer der Servicewüste Deutschland könnten sich da gerne wenigstens ein kleines Stückchen abschneiden..
Die Ideen, einen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch zu finden, gehen den Tunesiern nicht aus. Es gibt die verschiedensten Kategorien: Einmal geht es um reine Äußerlichkeiten der Angesprochenen: Schöne Augen, schöne Haare, schöne Bluse, schönes Tuch … Oder die Frage nach der Heimat: „Deutsch – aus welcher Stadt? Berlin? München? Stuttgart?“ Wenn man sich dazu hinreißen lässt, seine Heimatstadt zu nennen, kommt grundsätzlich die Antwort: “Schöne Stadt“ und er selber oder ein Verwandter hat genau dort schon gewohnt, gearbeitet, oder Urlaub gemacht.
Gerne genommen wird auch immer wieder die Möglichkeit auf dem All-Inclusive- Armband des Touristen nach zu lesen, in welchem Hotel der Gast untergebracht ist und dann direkt darauf anzusprechen: „Gestern habe ich Dich in dem Hotel Frag-nich-wo gesehen, ich arbeite dort als Koch (Kellner, in der Rezeption, oder was auch immer). Kennst Du mich nicht mehr?“  Kommt man erst mal über das Hotel ins Gespräch, ist doch schon mal der erste Schritt getan.

Eine ganz andere Masche ist es, den Touristen sehr ernsthaft zu fragen, was denn wohl in Deutschland ein „Ts?chöoxktilu“ kosten würde. Da man das genannte Teil ja nicht kennt, muss man erst mal den Laden betreten, um es zu sehen. Erstmal im Laden drin, nun ja, dann kann man sich ja auch gleich mal umsehen, meint der freundliche Tunesier.

Also gut, aufpassen ist immer richtig, Und Tasche festhalten. Und ich möchte auch nicht immer meine Einkäufe auf der Basis von Feilschen machen müssen. Aber es kann auch mal sehr lustig sein.
Der Verkäufer nennt einen Preis. (Viel, viel zu hoch)
Lachen ist angesagt und einen Preis nennen, bei dem der Verkäufer einen halben Herzinfarkt bekommt, und das Jammern beginnt über die Armut der ganzen Familie, dass er fünf oder mehr Kinder zu versorgen habe und die Schwiegereltern noch dazu. Dabei geht er dann mit seinem Preis schon mal ein wenig runter.
Wieder lachen und die eigene Preisvorstellung ein wenig anheben. Wieder verfällt der Verkäufer in lautes Lamentieren oder er druckst ganz geheimnisvoll herum, damit der Chef nix mitbekommt, und geht erneut mit dem Preis runter.
Diese Spielchen geht eine Weile hin und her und man muss sich darüber klar sein, dass man jetzt eigentlich nicht mehr ohne Kaufen aus der Nummer raus kommt. Natürlich muss man jetzt erst noch mal den Stand verlassen, aber der Verkäufer eilt hinterher und endlich wird man handelseinig. Auch schon mal gerne mit der Auflage: X Dinare plus eine Zigarette.

Gerne bieten Tunesier den Männern bei auftretenden Pärchen auch tausende von Kamelen für die begleitende Frau. Wahrscheinlich würden sie sich sehr wundern, wenn ein Mann tatsächlich mal den Vorschlag annehmen würde, denn in Wirklichkeit wissen die Tunesier sehr genau, dass es den Frauen scheinbar schmeichelt, wenn besonders viele Kamele für sie geboten werden, das steigert wohl den Wert, einer Frau denn warum sonst würden so alle weiblichen Wesen immer so gerne davon erzählen.
(Als ich zufällig in männlicher Begleitung in einem Laden war, wurden für mich übrigens 5000 Kamele geboten.)



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Kommentare zu diesem Text

Schroebibri (48)
(15.07.07)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 15.07.07:
Ja, vielen Dank für Deinen Kommentar.
5000 Kamele, - tja, das ist schon ein hammer, nich?
Kunterbunte Grüße, Viola

 Maya_Gähler (15.07.07)
Ja da kommen Erinnerungen hoch... *lach
Wußtest du eigentlich, dass die Tunesier den Reichtum eines Mannes an seiner Frau ablesen? Je mehr Kilos die Frau auf die Waage bringt, um so reicher ist der Mann. Mir schmeichelte wohl die Aussage so, dass ich die Begründung vergessen habe.
Und in einer Medina einkaufen zu gehen, kann wirklich sehr lustig sein, dass hast du in deinem Bericht sehr lebhaft dargestellt. Kann ich also nur bestätigen, dass dies so ist. Deine Art zu berichten ist sehr lebendig und bunt. Und mein Komm wieder zu lang... *lach
Grüessli von der Maya :o)

 ViolaKunterbunt antwortete darauf am 15.07.07:
Ach, so ein netter Kommentar kann doch gar nicht zu lang sein.
Ich freu mich sehr, wenn es Dir gefällt.
Kunterbunte Grüße, Viola

 apple (15.07.07)
5000 Kamele??? Heilige Schiße! - Ich hatte von 10 oder 20 gehört, aber 5000? Andererseits macht es natürlich wenig Unterschied, wenn man schon für eins keinen Platz daheim hätte... *grübel* - Was schreib ich überhaupt hier?

 BrigitteG schrieb daraufhin am 15.07.07:
Violas Mann ist übrigens sehr tierlieb *ggg*...

 apple äußerte darauf am 15.07.07:
Das ist immer eine gute Eigenschaft. Aber ich hoffe, er hat da dennoch nicht getauscht. Bzw. der Bericht hier wurde ja deutlich nicht von 5000 Kamelen geschrieben.

 BrigitteG ergänzte dazu am 15.07.07:
Nee, nur von einem *ggg*.... Schulligung, Violaherzchen, dieser saublöde gag MUSSTE einfach sein :).

 ViolaKunterbunt meinte dazu am 15.07.07:
Also irgendwie seid Ihr beide völlig unmöglich!
Selbst für einen schlechten Gag verrätst Du Deine besten Freunde ... tss tss ... ich bin enttäuscht von Dir, Brigitte! *ggg*
Und du, Joghi, denkst doch nicht tatsächlich daran, Deine Liebste gegen Kamele einzutauschen. Tss tss .... Was denkst Du Dir bloß dabei? *ggg*

 apple meinte dazu am 16.07.07:
Ich schreb das hier anonym, damit niemand mich mit dem Plan, LKunAe gegen Kamele zu tauschen, in Verbindung bringt. Die Idee war weil wegen der Pendlerpauschale verbrochen und nun geht sie Eis holen. Und der Aufsatz ist knittrig vor lauter Draufliegen ihrerseits. Aber Psst*rülps*

 BrigitteG (16.07.07)
Ich hatte jetzt noch gar nicht erwähnt, dass ich es locker-flockig zu lesen fand, und es mir gefallen hatte, oder? Naja, ist mir wohl durchgegangen bei dem Gedanken an Deinen Mann und die 5000 Kamele in seinem Garten ("Euer" Garten ist es ja dann nicht mehr *gg*). Hach... nee, aber wie immer natürlich liebe Grüße an meine liebste Schreibkumpanin, Brigitte. (ich glaube, die Hitze schädigt mein Hirn...)

 ViolaKunterbunt meinte dazu am 19.08.07:
Letzten Satz kann ich nach diesem Kommentar nur bestätigen! Tsss ... tssss ...
C.S.Steinberg (43)
(25.07.07)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 19.08.07:
Aber das wertvollste sind nun mal Kamele, nich?
Und dann musst du doch zugeben, dass 5000 Kamele eindeutig wertvoller sind, nich?
Lebenslust (63)
(19.08.07)
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 ViolaKunterbunt meinte dazu am 19.08.07:
Das freut mich aber, wenn ich Dich beeindrucken kann. Jaha! Fünftausend !!! *stolzguck*
Viola
Degen (21)
(11.02.08)
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