Ein besonderer Traum

Text zum Thema Fantasie(n)

von  Martina

Verschlafen rieb Vanessa sich ihre großen dunklen Kulleraugen. Ihr Vater war immer sehr stolz darauf, denn Vanessa hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Eigentlich war sie noch ganz müde und wollte weiterschlafen, aber irgendwas hatte sie dabei gestört. Es musste noch mitten in der Nacht sein, denn alles um sie herum versank noch in tiefster Dunkelheit.

Vanessa setzte sich aufrecht in ihr Kinderbettchen. Sie hörte noch Vaters Worte im Ohr, als er sagte, sie solle schnell einschlafen, denn morgen sei Weihnachten. Und aufpassen sollte sie, was sie so träumt, denn einen Abend vor Heiligabend wäre es möglich, dass sich diese Träume erfüllen können. Diese Nacht wäre eine Nacht voller Magie. Dabei zwinkerte er ihr verheißungsvoll zu.


Nun saß sie hier, alles war dunkel, alles war ruhig. Warum nur war sie dann aufgewacht? Sie hatte doch gerade so schön geträumt. Im Traum lief sie mit Mami über eine Blumenwiese. Sie hatten so viel Spaß und haben irre viel gelacht. Fast so, als wenn sie noch gelebt hätte....
Auf einmal kullerten dicke Tränen über Vanessas Wangen. Dieser Traum fühlte sich so echt an, so wahr. Fast konnte sie noch den Geruch von Mamis Haare in der Nase riechen und ihre streichelnde Hand auf ihrem Arm fühlen. Wie eine Seifenblase war mit ihrem Aufwachen alles zerplatzt.

Und nun fühlte sie sich so unendlich einsam, und ihr kleines Herz war schwer wie ein Stein. Und genau in dem Moment, wo sie zu schluchzen anfing, sah sie vor ihrem Bettende eine helle Gestalt stehen. Vanessa war erst ein wenig erschrocken, weil diese aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. Doch plötzlich stockte ihr der Atem. Diese Gestalt war der Engel von Mutters Grab.

Es war Mamis Wunsch, kurz bevor sie starb. Vater hatte ihr fast einen lebensgroßen Engel anfertigen lassen, der sie von nun an bewachen sollte. Und genau dieser Engel stand jetzt leibhaftig vor ihrem Bett. Nur - dieser hier war fast wie aus Fleisch und Blut, und nicht aus Stein wie sonst. Vanessa war sich aber sicher, dass es genau dieser Engel war, es gab keinen der diesem hier glich. Unter hunderten hätte sie ihn erkannt. Langsam kam der Engel jetzt zu ihr und setzte sich auf die Bettkante.

Vanessa konnte kaum atmen, so schön war er. Und dann sprach er mit ihr. Seine Stimme war so sanft, so ruhig, wie sie nur Engel haben können. Er erzählte ihr von dem Traum, sagte, dass er Wahrheit gewesen sei, dass sie ihn nicht nur geträumt hätte. Vanessa sah ihn nur mit großen Augen an. Es war alles so unglaublich schön. Tränen liefen ihr wieder die Wange hinunter, aber diesmal waren es Tränen der Erleichterung und der Freude.

Plötzlich überkam sie die Angst, dass auch dieses Erlebnis nur ein Streich ihrer Phantasie sein könnte. Was ist wenn auch dies nur ein Traum gewesen war. Fast als hätte der Engel ihre Gedanken erraten, griff er zu seinem weißen Flügel und brach von der rechten Seite die Spitze ab. Diese überreichte er Vanessa mit einem Lächeln, wovon ihr ganz warm ums Herz wurde. Genau in dem Moment, wo Vanessa ihre Hand mit dem Stück Flügel schloss, war der Engel verschwunden.

Erschöpft aber glücklich sank Vanessa in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen sprang sie gutgelaunt aus dem Bett. Sofort schaute sie in ihrer Hand nach und entdeckte das kleine Stück vom Flügel des Engels. Irgendwie konnte sie es immer noch nicht glauben. Gleich nach dem Mittagessen ging sie mit ihrem Vater zum Friedhof. Wie jedes Jahr zu Weihnachten, legten sie ihrer Mutter einen Strauß roter Rosen auf das schneebedeckte Grab. Während Vater andächtig Zwiesprache mit der Mutter hielt, schaute Vanessa gebannt auf den Engel. Sie prägte sich alles genau ein, nein, es gab keinen Zweifel, er muss es gewesen sein. Die letzte Gewissheit gab ihr ein Blick auf den rechten Flügel, denn dort schien ein Stück Stein rausgebrochen zu sein....

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

shakti (66)
(21.08.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Martina meinte dazu am 21.08.07:
Ja, du hast Recht..habs geändert :0) Das zeigt mir, dass du den Text ja aufmerksam gelesen hast, grins. Lg Tina
Liamé (27)
(21.08.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Martina antwortete darauf am 21.08.07:
Ich danke dir sehr, auch dass du dir die Zeit dazu genommen hast ihn zu lesen :0) Lg Tina
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram