Frech!!

Short Story zum Thema Allzu Menschliches

von  tastifix

"Lippenstifte und Creme gehören nun wirklich nicht auf den Esszimmertisch!", rügt Erika ihre Tochter Carola.
Die Antwort ist ein gleichgültiges Schulterzucken. Sonst nichts.

Noch mehr der Reaktion wäre ja auch ein wahres Unding, denn Carola zählt gerade 16 Lenze, pubertiert also heftigst vor sich hin und hat damit die beste aller besten Ausrede für ihre dann hochnäsige Miene plus das sich anschließende, mütterliche Ermahnungen dieser Art überaus stur ignorierende Benehmen.

Erika knirscht sauer mit den Zähnen.
"Wäre sie doch noch fünf Jahre jünger. Dann erleichterte ich jetzt mein Herz mit einem herzinnigen Klaps auf ihren Po!"

Eine halbe Stunde später.
"Endlich fertig für heute. Puuh!"
Die Mutter betritt die Küche und erstarrt. Wo eben noch Sauberkeit und Ordnung geherrscht haben, bietet sich dieser fleißigen Hausfrau ein Bild des Grauens. Anscheinend hat Carola Hunger verspürt und wie das sich dann bei Teenagern so auswirkt, sich flugs eine Dose aufgemacht.

Die leere Dose dort auf der ehemals weißen, nun tomatensaucenroten Arbeitsplatte wäre ja noch zu verkraften, aber da tummeln sich noch gebratene Nudeln und in der dazu gehörigen Pfanne eine Fett-Tomatencreme-Mischung. Die Spüle trägt gleichfalls rotes Make-up.

"Von einem Teenager im besten Teenageralter darf ich wohl einfach nicht erwarten, dass sie die geleerte Dose in den bereit stehenden Abfalleimer befördert", grummelt Erika vor sich hin.

Der befindet sich nämlich im Unterschrank der Spüle, so dass sich das bedauernswerte Mädchen doch tatsächlich etwas bücken müsste, damit der ganze "Salat" beziehungsweise in diesem Falle die Dose mit den noch leicht tropfenden Tomatensaucenresten wirklich da landete, wo er hin gehört und nicht etwa daneben.

"Carola könnte ja Rückenschmerzen kriegen, die Arme! Aber ob ich ... , denkt doch hier kein Mensch drüber nach!", murmelt sie gepresst.
"Carola, sofort machst Du hier Ordnung!", ruft sie wütend durchs Haus.
Totenstille. Nichts rührt sich. Wer nicht kommt, ist ihre Tochter.

"Das ganze Zeug bleibt liegen. Ihr Vater kriegt zuviel, wenn er das sieht. Soll er mal ... heute Abend ... !"
Erika schließt die Küchentüre von außen zu und wartet mit verdoppelter Sehnsucht auf ihren Mann.

Eine Stunde später trudelt Carolas Vater ein und steht kurz darauf fassungslos in der Küche.
"Was fällt der denn ein ... ?"
"Ja, da siehste mal!"
Jetzt ist Erika es, die indigniert mit den Schultern zuckt.

Aufgebracht stapft der Vater die Treppe hoch ins Zimmer seiner bildhübschen, Aber-faul-wie-die-Sünde-Tochter und brüllt sie an:
"Ich werde Dir Beine machen!"

Ungerührt ob Papas Temperamentsausbruches guckt Carola prüfend an sich runter. Ihrer Mimik nach zu urteilen, ist sie äußerst zufrieden mit dem, was sie da sieht. Dann antwortet sie keck:

"Etwa nooch schönere ... ??"

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