Der Sohn der vergessenen Zeiten

Kurzprosa zum Thema Lebenseinstellung

von  Mondsichel

Ein Sohn der rastlosen Menschen, der keiner war,
begab sich unter das Volk jener die verborgen sich hielten.
Dort im düsteren Nadelrauschen der namenlosen Tannen,
gebettet in den Schoß der hungrigen Wolfesrudel.
Vor dem Aug' und dem Sinnen der hell erleuchteten Welten,
die mit ihrem Licht das wahre Sein des Lebens verblendeten.
Ruhten die Geister der Zeiten im Dunkel ihrer Erleuchtung,
versunken im Geflecht der Sprache die nur das Herz versteht.

Als sie erblickten den Eindringling in Menschengestalt,
rief die Elfenschaar zum niemals endenden Kampfe.
Doch ein junges Mädchen trat hervor hinter seinem Schatten,
und ließ die Elfen verharren im Anblick des Wesens.
Welche da die Herrscherin der magischen Welten war,
die einst vergessen in der Wiege einer gestorbenen Zeit.
Und sie erhob ihre glockenklare Stimme zum heiligen Gesang,
der da die aufgewühlten Gemüter im Klang gefangen nahm.

"Kein Kampf soll trüben das Licht dieses dunklen Waldes,
kein Blut soll fließen unter jenen die so sind wie wir.
Er ist nicht jener, den ihr glaubt vor Euch zu sehen,
nicht der, dessen Klang ihr in Eurem Innersten verspürt.
Seht, ich bringe Euch den Krieger, der geschrieben steht,
am Horizonte der Wirrungen dieser erkalteten Zeit.
Er, der das sehende und das blinde Auge stets verführt,
und sie auf den Pfaden des Lebens führt oder niederstreckt",
sprach mit festem Worte sie zum Volke das vor ihr kniete.

Die Herrscherin der magischen Welten erhob ihre Hände,
legte sie sacht auf des jungen Mannes Herz und Stirn.
Und schenkte ihm den Segen ihrer innersten Welt,
auf das die Elfenschaar im Raunen ihr Hochachtung schenkte.
Doch ihr Augenschlag war trügerisch im Lächeln der Nacht,
so forderte sie das süße Blut seiner verborgenen Gestalt.
Sie zeichnete sein Fleisch mit dem Zeichen des Kriegers,
der zwischen Licht und Schatten seine Bestimmung finden sollte.

Und dann sprach sie kalt zu dem verstoßenen Menschensohn,
dem sie das Zeichen gerade in die Stirn geritzt hatte:
"Sei froh wenn dies das einzige Blut ist, das fließen wird,
denn der Kampf wird seine gierenden Zähne nach Dir wetzen.
Und gnadenlos Dein Fleisch von den Knochen Dir reißen,
wenn die Schlafenden erst erkennen wer Du wirklich bist.
Du bist nicht der Ihre und sie sind nicht die Deinen,
denn Du bist letzte Sohn der vergessenen Zeiten."

Es legte sich Dunkelheit auf das Angesicht des Kriegers,
und sein sehnendes Herz ward erfüllt von tiefstem Schmerze.
Denn er begriff, dass die Antwort nach der er gesucht hatte,
schon seit langem in seinem Innersten die Bilder malte.
"Die Zeit ist eine ewig mahlende Windmühle mein Krieger,
und jene die so sind wie Du, selten im Angesicht Deiner Welt.
Bist Du auch die flammende Leidenschaft der heiligen Liebe,
Du wirst einsam sein, wenn Du das Schwert nicht führen kannst."

Er sah ihr tief in die Augen, die da geheimnisvoll leuchteten,
gewirkt von Kälte und doch von der heißen Flamme geküsst.
Und er verstand wo er finden konnte, sein wahres Bestreben,
zu dem er zurückkehren konnte, im Schweigen des Krieges.
Lächelnd reichte sie ihm das Schwert seiner tiefsten Gedanken,
schloss ihre Tränenaugen, so dass er ihrem Sehen entschwand.
Und er ging hinfort, ohne noch einmal zu ihr zurückzuschauen,
im Begreifen, stets nach Hause zurückkehren zu können.
Das er in ihrem Herze gefunden hatte...

(c)by Arcana Moon

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Kommentare zu diesem Text

Babac (23)
(28.09.07)
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