Die Traurige

Sonett zum Thema Menschen

von  IngeWrobel

.

Wenn sie dich ansieht, springt der ganze Jammer
des unglücklichen Lebens dir entgegen.
Und während die Gedanken dich bewegen,
verschließt sie ihre in der Augenkammer.

So bist mit deinen Fragen du alleine.
Die Phantasie malt dir in düstren Farben
ihr Leiden, ihre Not, ihr stummes Darben –
Gewissheit drob erhältst du jedoch keine.

Du fühlst dich aufgerufen, sie zu leiten,
willst durch das Tal des Jammers sie begleiten.

Wie bitter die Erkenntnis, dass sie immer
so blickt; und für dich selber noch viel schlimmer,
dass sie entrüstet findet, du seist dreist
und dich empört in deine Schranken weist.

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Kommentare zu diesem Text

rhea (63)
(01.10.07)
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 IngeWrobel meinte dazu am 01.10.07:
Meine liebe rheaBrigitte,
Dein "Bänker" war mir A*tritt, meine "Traurige" ganz schnell einzustellen. Die Grundthematik nämlich scheint mir gleich zu sein: Es geht um Menschen, die vermeintlich Hilfe benötigen, diese aber ablehnen, wenn sie angeboten wird.
In meinem Text geht es mir mehr noch um das Helfer-Syndrom Lyrichs und das Scheitern damit. Das ist das Problem, wenn frau auch noch über zuviel Phantasie verfügt, und sich gar nicht vorstellen kann, dass jemand, der so traurig dreinblickt, vielleicht gar nicht traurig ist.
Nunja: ich bin mir meiner Sucht bewusst ........... und arbeite dran. *zwinkerle*
Danke für Worte und Schdernsche!
Deine Inge

 BrigitteG (01.10.07)
Ich hatte zuerst eine ganz andere Assoziation als mein Alter Ego *gg*. Ich dachte an Menschen (gerne Frauen), die ein permanentes Leiden demonstrativ vor sich her tragen, als Waffe, als Aufforderung, wahrgenommen zu werden, als Mittel zum Zweck. Dann habe ich es noch mal gelesen, und ich glaube jetzt eher, dass RheaBrigitte Recht hat. Was ich übrigens nicht so gerne mag, ist der Übergang von "immer" zu "so blickt", Inge - irgendwie fühle ich mich da unbehaglich beim Lesen, weiß auch nicht genau, warum. Liebe Grüße von der Montagsschreiberin!

 IngeWrobel antwortete darauf am 01.10.07:
Liebe Brigittegeh,
Deine erste Assoziation kann durchaus richtig sein. Ich habe diese Frau nicht angesprochen, weil mir plötzlich die Idee kam, sie könne so reagieren, wie ich es am Ende beschreibe. Und da ich zwar co-abhängig, aber auch auf dem Wege der Genesung bin, hab ich dann meiner wilden Helfer-Phantasie einen Riegel vorgeschoben, und stattdessen das Gedicht geschrieben.
Mein Enjambement übrigens lasse ich mir nicht von Dir ausreden. *g* Endlich wollte ich auch mal in einem Sonett eines verwenden, wo ich doch sonst immer so zackig genau schreibe. *ggg*
Liebe Grüße Dir ?"Montagsschreiberin"? (...gehts um 'ne Kolumne?)
Deine Inge

 BrigitteG schrieb daraufhin am 01.10.07:
Nee, ich dachte nur plötzlich an die "Montagsmaler", damals, als das noch in Sütterlin im TV lief *g*.
Balu (57)
(01.10.07)
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Carmina (58)
(01.10.07)
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