Sturmsirene

Erlebnisgedicht zum Thema Verlassenheit

von  Füllertintentanz

Die Welt zerfällt im jungen Augenzwischen,
dunkle Krater zeichnen Säumnis furchenbreit.
Wo Worte fechtend nur durch Wände zischen,
trägt die Nacht statt Schlafrock bloß ein Minenkleid.

Durch feuchtgesenkter dichter Wimpern Schilfe,
rauben Finger trotz der Faust der Sicht Gehör.
Die Hand verteilt und prügelt sich um Hilfe,
Gott erscheint so winzig wie ein Nadelöhr.

Kein Arm, kein Trost, kein lichter Blick zu fassen,
nur stumpenschwarze kranke Kinderzähne.
Sie schreien lochgefaultes Unterlassen.

Die Scham versiegt den Quell ein jeder Träne,
lässt Lippenschmal im kalten Nest verblassen.
Doch leeres Blau heult auf zur Sturmsirene.

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Kommentare zu diesem Text


 mondenkind (15.10.07)
sehr kraftvolle worte, liebe sandra. sie beschreiben diese verlassenheit wirkich sehr treffend und in heftigen bildern.
lg, nici
orsoy (56)
(15.10.07)
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 GillSans (15.10.07)
ich habe ihn grad dreimal gelesen, ist kein einfacher Text.....aber Zeilen die einen mitreissen...mir gefällt er sehr. Lübe Grüße Gill
rock-n-roller (58)
(16.10.07)
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Alive (53)
(30.10.07)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 31.10.07:
Hallo du nordischer Kölner, mich freuen all die netten Adjektive, die du in deiner Einschätzung über meinen Text schreibst. "Außergewöhnlich, lebhaft, stimmungsvoll, betreffend..." ja, das trifft wohl auf das Leben an sich zu. Einige Momente vernageln sich so fest im Hirn, dass sie einfach nach ihrem Platz in den Zeilen verlangen. Wie in diesem Fall diese großen, leeren, traurigen, blauen Kinderaugen.

Nordische Grüße aus Schleswig-Holstein,
Sandra
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