Innenleben

Alltagsgedicht zum Thema Abendstimmung

von  Isaban

Wenn letzte Tage sich
zu früh ergrauten Nächten neigen,
der Streifen Purpur dort
am Horizont das Dunkel lockt,
auf dem, mehr platt als rund,
ein Stückchen Apfelsine hockt,
dann schließe Tür und Tor,
denn draußen lastet kaltes Schweigen.

Lausch nur, wie schwer es auf
dem Dache liegt, das darob ächzt!
Vor allen Fenstern webt
sich dichter, feuchter Wattefaden
zu schmutzigweißem Filz,
es kriechen lauernd Nebelschwaden
und vor der Tür erklingt,
ganz nah, ein Schrei. Der Rabe krächzt.

Im Döns verknistert Koks
im alten, schwarzen Kohleofen.
Du sitzt im Schaukelstuhl,
ein Tässchen Tee in deiner Hand.
Die offne Ofentür
wirft Flackerbilder an die Wand.
Nun trink schon aus, mein Herz,
ich warte fußkalt im Alkoven.


Anmerkung von Isaban:

Inspiriert durch
den Reim Bullerofen/Alkoven aus angyals Gedicht  Blick ins Licht

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Kommentare zu diesem Text

Ottilie (66)
(25.10.07)
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Pusteblume (28) meinte dazu am 01.11.07:
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 mondenkind (25.10.07)
schön, diese stimmung. allerdings lockt mich dieses düstere zwielichtleben in der herbstdämmerung oft nach draußen und dann folge ich den rabenschreien. und dann später, da träume ich von dieser flackernden behaglichkeit in deiner letzten strophe. gefällt mir! lg, nici :)
janna (60)
(25.10.07)
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 Isaban antwortete darauf am 25.10.07:
Such dir die spannendste aus, liebe Janna.
Ich freu mich, dass dir mein Anschleichen an die kalte Jahreszeit gefällt.
Danke.

Liebe Grüße in diesen grummelgrauen Morgen,
Sabine
Tierra (28)
(25.10.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 25.10.07:
So, nur noch mal zur Info:

Ein Döns ist ein beheizbarer, zentraler Wohnraum in einem alten Bauernkotten.
Dort wird gekocht, gegessen, zum Reden beisammen gesessen, vielleicht am besten mit "Wohnküche" zu umschreiben. Es ist (in großen Bauernhäusern war die Küche ein Extraraum) gleichzeitig Küche, Esszimmer, Kinderzimmer, Wohnzimmer.
Geheizt wird(wurde) meist mit einem einzigen großen Ofen (der oft auch gleichzeitig zum Kochen diente, in kleinen Kotten), früher Holzofen, später Kohleofen, und zwar nur im Döns, alle anderen Stuben waren oft gänzlich unbeheizt. Alkoven sind gemauerte, behagliche Schlafnischen zwischen den Wänden zu den anderen Räumen. Sie sind, wegen der Wärme aus dem angrenzenden Döns, gemütlicher als die ungeheizten Schlafstuben.


Liebe Sandra, ich freue mich sehr, dass dir mein Gedicht gefällt.
Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Herzliche Grüße,
Sabine
rock-n-roller (58)
(25.10.07)
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 Isaban äußerte darauf am 30.10.07:
Verzeih, lieber Stefan, dass ich erst jetzt deinen Kommentar beantworte, es gibt Wochen, die reißen einen vollkommen aus dem Takt.

Auch deine Interpretation ist natürlich eine sehr interessante und in sich stimmige, gefällt mir gut. Vielen Dank für deine Rückmeldung.

Herzlichst,
Sabine
Laron (28)
(25.10.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 30.10.07:
Danke, Alex. Ich freue mich, dass es dir gefällt.

Liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (25.10.07)
Sehr schöne Bilder, auch wenn die Nächte früh ergrauen, was bei mir immer ein Grauen hervorruft. Aber ein Tässchen Tee vor Flackerbildern vermag die Stimmung zu versüßen.LG

 Isaban meinte dazu am 30.10.07:
Ja, ein Tässchen Tee lässt das Leben gleich ein klein wenig behaglicher aussehen, nicht wahr? Danke, Armin.

Herzliche Grüße,
Sabine
orsoy (56)
(25.10.07)
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 Isaban meinte dazu am 30.10.07:
Ja, es scheint überall schon ein wenig Winter in der Luft zu liegen, Konni.
Komm, trinken wir einen Kaffee drauf. Danke, du.
Herzliche Grüße,
Sabine
Pusteblume (28)
(25.10.07)
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 Isaban meinte dazu am 30.10.07:
Ja, Blümchen, es gibt Tage oder Wochen, da muss man sich sogar mit aller Kraft überwinden, morgens überhaupt aufzustehen.
Ich danke dir ganz herzlich für deine schöne, ausführliche Rückmeldung und deine stimmige Interpretation.

Liebe Grüße, S., müde.
sozusagen (31)
(26.10.07)
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 Isaban meinte dazu am 30.10.07:
Danke, das freut mich, sozusagen.
Liebe Grüße und ein Sorry, weil ich jetzt erst dazu komme, deine Rückmeldung zu beantworten,

Sabine
angyal (44)
(26.10.07)
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 Isaban meinte dazu am 30.10.07:
Ja, ich glaube, die Reparatur ist gelungen. Am Alkoven.
Das mit der Kraft ist ja immer so eine Sache. Danke, angyal. Auch so.
Liebe Grüße,
Sabine
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