Wo ist das Maß die Trauer zu messen (deren Bilder ich in Noten sang)

Sonett zum Thema Abschied

von  Füllertintentanz

Ausgewaschenes Sterben bettet deinen
ermüdeten Atemstand im Kummersaal.
Seine Laken erwarten neues Weinen,
denn meine Gebete waren Gott zu schmal.

Keine Glocke ist breit genug die Trauer
zu schlagen, die mir den Tag in Stücke reißt, 
keine Zeiger je Maß genug die Dauer
zu messen, die jeden Schritt nur Schicksal heißt.

Ich möchte deine Stimme an mich drücken,
der Last im Herzen junges Lächeln pflücken
und sehne dich mir tochternah zu Ohren.

Du ruhst so still, den langen Schmerz im Rücken,
dein letztes Wort zu Lippenstumm gefroren,
gingst du voraus und hast dich fortgeboren.

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (12.11.07)
liebe Sandra, es will mich beim lesen greifen,
als wäre es ein wüstensturm, es will mich
schwemmen hinfort mit urgewalt,
es will mich erinnern und mahnen an den
eignen trauerstrom, den wir geflissentlich
zurückhalten...den grössten teil des lebens.

und in diesem sinne fühle ich die enorme
macht, die der gelebten trauer innewohnt;
du lässt sie durch die zeilen spüren!

herzlichen dank dafür und einen guten
restherbst wünsch ich dir,
Kirsten

 Füllertintentanz meinte dazu am 12.11.07:
Liebe Kirsten,
ich hatte bei diesem Text schon mit keinem einzigen Kommentar mehr gerechnet, dachte, er sei vielleicht zu speziell, zu privat. Ein Besuch an einem Krankenbett brachte sehr viel Erinnerung zurück. Ich fragte mich, wie viele Menschen an genau diesen Laken wohl schon geweint haben. Manchmal ist wohl gut, wenn wir gar nicht wissen, wie viel Tod ein Krankenhausbett schon gesehen hat.
Ich habe mich wirklich total gefreut, dass meine Zeilen ein Mahnen und Erinnern in dir wecken konnten. Die letzte Zeile des Textes löst in mir persönlich Hoffnung aus. Dieser eine Glaube gibt verdammt viel Halt.

Auch ich wünsche dir schöne (schon fast) winterliche Herbsttage,
Sandra

 souldeep antwortete darauf am 12.11.07:
ja, hoffnung und glaube - sie halten und ich hab
sie hier nicht überlesen, liebe sandra!

:)))

 tulpenrot (01.12.07)
Ich empfinde deine Wortschöpfungen und den (gelesenen ) Klang deiner Zeilen als eine sehr liebevolle Hinneigung zu einem Menschen, der sein Leben beendet hat. Sehr zart, fast gehaucht. Vielleicht höre ich mir eines tages die Töne dazu an .. im Moment wären sie mir zuviel. Es ist einfach schön, zu verweilen.
LG
tulpenrot

 Mélan_Colie (20.12.12)
Dies ist einer der schönsten und bedeutungsvollsten Texte, die ich wohl in meinem ganzen Leben gelesen haben werde. Liebe Grüße
(Kommentar korrigiert am 20.12.2012)
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