Recht auf Traurigkeit

Gedankengedicht zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  JoBo72

Das Leben, prall gefüllt mit Recht.
Presse-, Wahl- und Meinungsfreiheit.
Gewiss, das ist schon gar nicht schlecht,
doch eines fehlt in uns’rer Zeit:
Das Recht auf Traurigkeit.

Der Mensch, fest und firm gezwängt
ins Kommunikations-Konsum-Korsett,
muss auch von schwarzer Nacht bedrängt
lächeln. Bitte recht nett!
Wie sauer auch der Wein, es zählt das Etikett.

So taucht das ganze, damit’s funktioniert,
die Armee der Strahler in gleißendes Licht.
Auf guter Laune das System basiert
und in Extase es floriert, aus ihrer Sicht.
Bei Traurigkeit funktioniert es nicht.

Ich versprech’ euch, Glücksgöttinboten,
ihr unsel’gen Geister, strahlend rein.
Ich kaufe. Und singe nie mehr von Konsumterrortoten.
Nein, ich folge dem Heer in den hellen Schein.
Nur eins: Lasst mich dabei traurig sein!


Anmerkung von JoBo72:

Ein Text, den ich schrieb, als ich mich mal wieder sehr fremd fühlte, in dieser aufgeladenen Stadt Berlin, in der langsam, aber ziemlich sicher die Einkaufszentren den Kirchen, Theatern und Museen den Rang als touristische Attraktionen ablaufen.

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