Die Frage

Kurzprosa zum Thema Entwicklung(en)

von  DanceWith1Life

Die Frage tauchte, nein, sie versank förmlich in der Unscheinbarkeit, noch bevor ich die geringste Ahnung hatte, dann begann ich
zu schreiben, so verblüfft war ich, wahrscheinlich zum Spannungsabbau.
Kronleuchterschwere Gedankengänge, allesamt völlig unbrauchbar für eine gute Geschichte, wurden einer nach dem anderen
definitiv verscheucht.
Denkste, bei der nächsten Gelegenheit will sie sich dann wieder zwischen die Zeilen schmuggeln, erst heimlich einen Nebensatz
unterwandern, um dann von dort aus das Ruder der Erzählereignisse an sich zu reissen.
Niemand hatte es bemerkt.
Gut getarnt, in einer unscheinbaren Begebenheit, vor einer alltäglichen Gewohnheit eingenistet, lauert sie auf ihr Opfer.
Schon war eine Frage gestellt, aber nur im Gehirn, das langt, von dort aus hat sie freie Bahn.
Während ich also rein äusserlich diesen Kahn durch den Tag rudere, immer bemüht den Kurs zu halten, Untiefen zu umgehen, und
gefährliche Strudel zu umfahren, hatte sich diese ungestellte Frage bereits eine Strategie zurecht gelegt, wie sie vielleicht doch
noch meine ganze Aufmerksamkeit ergattern konnte.
Sie lauert sozusagen im Verborgenen, das ist offensichtlich, ebenso offensichtlich, wie die Tatsache, dass es da doch noch eine
Frage geben muss, einfach gegeben haben muss.
Die Frage selbst ist dabei eigentlich wieder nebensächlich, denn es geht ja um die Antwort.
Und diese spezielle Antwort, wie soll ich das nur sagen, die findet mein Gehirn nicht.
Also entwerfe ich als pflichtbewusster Tatbeständekontrolleur eine geeignete Gegenstrategie, denn ich kenne diese Frage, und ich
weiss auch, das ich sie nicht beantworten kann.
Diese besagte Gegenstrategie besteht eigentlich darin, den Boden auf dem diese spezielle Frage blüht, ständig umzugraben und
neu zu bepflanzen, sie verstehen je mehr dort gedeiht, desto weniger Platz für eine Frage.
Ich muss natürlich geschickt vorgehen, damit mir mein Gehirn nicht auf die Schliche kommt, denn es, das Gehirn wurde so
angelegt, diese Frage zu beantworten, und zwar zweifelsfrei.
Sie ahnen es bereits, die einzige Möglichkeit, diese Frage dennoch zu stellen und dann auch die Antwort zu finden, besteht darin,
erschöpft zusammenzubrechen und dann festzustellen, das war gar nicht so schlimm, denn das Leben funktioniert immer noch.
Das Problem besteht also eigentlich nicht in der Frage sondern darin, dass ich natürlich weiss, wenn ich diese Frage stelle, muss ich
den ganzen Garten neu anlegen.
Ich habe noch nie mit einem Gärtner geredet.
Leider.
Denn wie ich später erfahren habe, wäre der Mehraufwand gering gewesen und wesentlich gewinnbringender, als meine ständige
Umgraberei, plus dem wahrscheinlich alles multiplizierenden Fakt, vor nichts davongelaufen zu sein.
Wie ich diese Frage zugelassen hätte, sehn sie, das macht mich nun wirklich stutzig, denn ich weiss es nicht..

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (02.01.08)
So ein Hinterfragen, vielleicht Neuanlegen, etwas ganz Neues zu leben, aufzubauen, sich mal nicht nur an alte Sicherheiten klammern, das kann doch sehr spannend sein. Eine Herausforderung und eine neue, wenn auch vielleicht andere Chance, als einem in seinem Lebensplan vorschwebte. Aber wenn wir den großen Plan immer ganz genau kennen würden, wenn wir genau wüssten, was wir suchen, wären wir dann nicht unachtsam allem gegenüber, das gefunden wird oder werden will?

Liebe Grüße,
Sabine
LeilahLilienruh (45)
(02.01.08)
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 DanceWith1Life meinte dazu am 02.01.08:
Madame, ihr Lob ehrt mich sehr, hab ich mich doch gerade eben über ihre Fertigkeit in dieser Angelegenheit so gekringelt, dass ich im ersten Moment sogar alle von Ihnen wiederbelebten Kinderwagenschlepperwutanfälle sofort an die frische Luft setzte.
MicMcMountain (59)
(02.01.08)
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steinkreistänzerin (46)
(02.01.08)
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kata (64)
(06.01.08)
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 DanceWith1Life antwortete darauf am 06.01.08:
ich glaube auch, dass genau das jeder von ubns x-mal erlebt hat, ich dachte aber mit meiner kleinen Beschreibung, darzustellen, dass eben genau dieser unüberwucherte Zustand, du nennst ihn Leere, etwas anderes verbogenhält, was heisst dachte, jeder kennt das, Augenblicke davon. Diese ganze Fragerei ist nämlich immer Ergebnisorientiert. Es gibt aber bereits ein Ergebnis, nach dem wir nie fragen, und das auch gar nicht können, du schreibst da, Wunder muss man erleben, dem stimme ich voll und ganz zu.

 Dieter_Rotmund (14.12.20)
Wozu der seltsame Zeilenumbruch?

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 22.12.20:
hat sich beim kopieren eingeschlichen und ich hatte noch nicht den Nerv, nach drei seltsam misslingenden Versuchen, ihn endgültug durchzugehen. Aber wir schaffen das, also kein wozu, eher ein wodurch.

Antwort geändert am 22.12.2020 um 14:39 Uhr

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 22.12.20:
Der erste Eindruck zählt.

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 23.12.20:
Auf der Erde, so wie es hier ausschaut, ehrlich, ohje.
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