Inhalt 
II 

I

Erzählung

von  NormanM.

Es war ein langweiliger und heißer Tag, schon viel zu heiß. Die ganzen Wochen herrschten schon diese extremen Temperaturen, da konnte doch kein Mensch mehr klar denken. Ich war froh, als ich endlich Feierabend hatte, denn auf der Arbeit spielten schon alle verrückt. Zu tun hatte ich anschließend sowieso nichts, so ging ich in den Park, wo auch die anderen saßen, die nichts zu tun hatten: Bassweiler, der Säufer; Stone, seinen richtigen Namen wussten wir schon nicht mehr, aber wann er das letzte Mal nicht bekifft war, auch nicht, und Jürgi, den wir Doktor nannten, aber nicht, weil er so schlau war, sondern weil er unbedingt Arzt werden wollte. Wie er das schaffen wollte, wusste niemand, er war auf der Hauptschule bereits viermal sitzen geblieben und hatte gerade noch so eben seinen Abschluss geschafft. Und jetzt war er auf einem Abendgymnasium und versuchte ernsthaft sein Abitur zu machen.
„Na, Doktor, was machst du denn für ein Gesicht?“, fragte ich.
„Ach, mein Vater hat mir das Geld gestrichen“, sagte Jürgi.
„Alles?“, fragte ich.
„Nein, aber ich kriege nur noch 200, was soll ich mit 200 Euro?“
„Darf ich dich daran erinnern, dass du noch bei deinen Eltern lebst. Ich fand 500 Euro Taschengeld sowieso ein wenig viel.“ Er sagte nichts darauf. „Was hast du überhaupt angestellt?“, fragte ich dann.
„Ach, ich hab drei Klausuren zurückbekommen, alle 6“.
„Hmm, ich mein, du bist jetzt 23, findest du nicht, du solltest diese Arztspinnerei mal so langsam vergessen und dir eine Arbeit suchen?“, fand ich. Allerdings wusste ich auch nicht, wer ihn einstellen sollte.
„Nein, ich kann es schaffen, ich brauche einfach nur mehr Zeit“, sagte er und schien tatsächlich überzeugt davon zu sein.
„Wieso bist du eigentlich hier, hast du heute keinen Kurs?“, fragte ich.
„Doch, aber ich mache blau.“ Ich sagte nichts mehr dazu.
Stone lag nur reglos dar. „Was ist mit ihm?“, fragte ich. „Schläft er?“
„Ja ja“, antwortete Bassweiler. „Der ist erstmal total breit.“
„Ey, guckt euch die mal an“, schrie Jürgi plötzlich. Wir alle sahen in seine Blickrichtung. Eine etwa 20-jährige Frau lief dort her, sehr attraktiv, zu attraktiv. Bei der hätte wohl niemand von uns eine Chance. Stone bekam nichts mit.
„Nicht schlecht“, meinte Bassweiler. „Aber so toll find ich sie auch nicht.“
„Ich aber“, meinte Jürgi.
„Ja, dann sprich sie doch an“, sagte Bassweiler.
„Wie denn, was sag ich denn?“, fragte Jürgi.
„100 Euro.“
„Hab ich doch nicht.“
„Wie viel hast du denn?“
„50.“
„Na, dann sag eben 50 Euro.“
„Wieso denn überhaupt?“
„Ach Mensch, weil das eine Nutte ist“, erklärte Bassweiler.
Der versuchte ihn zu veräppeln, ich wollte mich einmischen, aber ich dachte nicht daran, dass Jürgi, auch wenn er es mit Sicherheit glauben würde, zu ihr hingehen würde.
„Ach, woher willst du das denn wissen?“, fragte Jürgi dann.
„Ich hab da `nen Blick für“, sagte Bassweiler.
„Und das soll ich dir glauben“, fragte Jürgi.
„Vertrau mir!“
„Hm…na ja, ich glaub ich geh mal hin.“
„Na, dann mal los, Herr Doktor“, sagte Bassweiler.
„Eh Jürgi, du willst das doch jetzt nicht wirklich durchziehen“, mischte ich mich dann doch ein.
„Wieso, ist doch meine Sache, die 50 Euro sind es mir wert.“
Und so ging Jürgi tatsächlich zu ihr.
„Mann Bassweiler, wieso erzählst du ihm so was?“, fragte ich dann.
„Weil es wirklich eine ist, das war kein blöder Scherz von mir.“
Ich wollte fragen, was ihn da so sicher machte, aber Jürgi war gerade dabei sie anzusprechen. Wir beide sahen zu. Wir sahen noch, wie er etwas zu ihr sagte und sie ihm darauf eine klatschte.
„Toll, Bassweiler“, sagte ich nur.
„Glaub mir, ich versteh das selber nicht.“
„Was ist los?“, fragte Stone plötzlich, der wach geworden war.
„Ach nichts, schlaf weiter“, sagte Bassweiler.
Die Frau sah nur grimmig zu uns herüber. Es war einfach peinlich, was war aus mir nur geworden, dass ich mit solchen Versagern herumhing. Das Schlimme war nur, dass ich selbst einer war, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Immerhin war ich der einzige, der wirklich arbeitete, auch wenn es nur Lagerarbeit war.
„Danke, Bassweiler“, sagte Jürgi, als er zurückkam.
„Es war eine Nutte, ich weiß es, weil ich sie schon oft gesehen hab. Bei allen klappt es, nur bei dir nicht. Ich weiß  einfach nicht, woran es liegt, dass nur du immer auf die Schnauze fällst“, sprach Bassweiler.
„Komm, jetzt ist gut“, sagte ich zu Bassweiler.
Für einen Moment sagte keiner mehr was.
„Es ist diese scheiß Hitze“, fing ich dann an. „Sie raubt uns den Verstand.“
„Ja, da hast du wohl recht“, sagte Stone, der wieder aufgewacht war. „Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber ich glaub es auch.“
„Glaub mir Jürgi, ich wollte dir damit keinen reinwürgen“, entschuldigte sich Bassweiler. „Schon gut, vielleicht hatte sie ja heute frei und wollte an ihrem freien Tag nicht gestört werden“, redete Jürgi sich ein.
Ich wollte einfach nur ausbrechen, raus aus dieser beschissenen Welt, weg von diesen Verlierern, die es mit ihren 23 bis 26 Jahren zu nichts gebracht hatten. Es waren meine Freunde, es waren keine schlechten Menschen, aber ich gehörte einfach nicht hierher.

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Kommentare zu diesem Text


 Omnahmashivaya (03.01.08)
Hallo, ein nette Geschichte. Gefällt mit gut. Sehr kreativ.! Sabine

 NormanM. meinte dazu am 03.01.08:
Hallo, ich freu mich, dass sie dir gefällt und vor allem, dass du sie gelesen hast, obwohl sie so lang ist. Lg Norman
chichi† (80)
(06.01.08)
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 NormanM. antwortete darauf am 06.01.08:
Das wäre auch nichts für mich, den ganzen tag immer nur in einem park herum hängen, und sonst nichts zu tun zu haben. Gruß Norman
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