Wo bis’n Du g’rade? Zur Phänomenologie des Mobiltelefons – Teil drei: Intention

Erörterung zum Thema Kommunikation/ Dialog

von  JoBo72

So, da bin ich wieder. Was beabsichtig ich mit dieser „Phänomenologie des Mobiltelefons“, die sich über mehrere Folgen erstrecken wird? Also, ich sorge mich hier weniger um Pornos auf Handydisplays (die gibt es auch woanders), ich sorge mich auch nicht darum, dass Handy-Strahlung Krebs erzeugt, wie eine EU-Studie[1] belegt (es gibt noch vieles mehr, was Krebs erzeugt), sondern ich sorge mich um das Spezifikum des Mobiltelefons, das inhärente Problem des Handys: Die Mehrdeutigkeit der Frage „Wo bis’n Du g’rade?“, die eben nicht nur auf physische Umstände („in der S-Bahn“, „gerade auf dem Weg“, „in zehn Minuten da“), sondern auch auf psychische Zerrissenheit verweist, wird zum Leitmotiv der Analyse.

Was werde ich tun? Zweierlei: Zum einen möchte ich das Mobiltelefon als Gottheit der Postmoderne betrachten und für die Quasi-Religiosität der Handyphonie drei Dinge zu bedenken geben: die Allgegenwart, die Erlösungsmetaphorik und die zunehmende Metabetrachtung (eingeführte Riten und das Reden über das Handy). Zum anderen möchte ich fünf Probleme dieser neuen Macht des Mobiltelefons benennen: die ständige Erreichbarkeit und Unverbindlichkeit, die Mitteilungspflicht bzw. der innere Drang zur Mitteilung, die Störung Anderer, die gestörte Kommunikation und schließlich die Schizophrenie fragmentarischer Raum- und Zeiterfahrung.

Ist das denn ernst gemeint? Nein, es ist eine Satire mit – wie für Satiren nicht unüblich – dem vollen Ernst des realen Hintergrunds. Ich fürchte aber, dass das, was sich dort, also auf dem realen Hintergrund, abspielt, längst Formen angenommen hat, die jedem satirischen Zugriffsversuch spotten, wie die Protokolle einiger Begebenheiten in den folgenden Teilen verdeutlichen. Das Handy scheint also ein Fall wie Oberinspektor Derrick oder Bundeskanzler Kohl: Es macht den Satiriker arbeitslos, weil die Wirklichkeit das Zerrbild gleich mitliefert. Man braucht nur noch zu beobachten und zu berichten. Wie schon Loriot auf die Bemerkung, er habe wohl eine blühende Phantasie, um sich soviel Lustiges einfallen zu lassen, antwortete: „Nein, überhaupt nicht. Erleben Sie denn nichts?“

*klingel*
Entschuldigung!


Anmerkung:

[1] Studie der Bioinitiative Group der Europäische Umweltagentur (EEA), vgl. dazu http://www.europolitan.de/Politik/Bruessel/EU-Studie-schlaegt-Alarm/278,11902,0,0.html (eingesehen am 07.01.2008).

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Kommentare zu diesem Text

scalidoro (58)
(07.01.08)
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