Die Wohnung nebenan ganz unten wird schon das zweite Mal renoviert ...

Erzählung zum Thema Alltag

von  Omnahmashivaya

Die Wohnung nebenan, ganz unten, wird schon das zweite Mal innerhalb von vier Jahren revoviert. Ich habe es eben gesehen, als ich im Dunkeln nach Hause kam.
Ob die Leute wieder umziehen? Auf jeden Fall haben vorher dort Hippies gewohnt. Dann ist wohl eine junge Familie mit Kind eingezogen. So ganz genau weiß ich es nicht.

Die Fotos waren nicht da. Anscheinend kam der Fotodienst heute nicht zum Schleckermarkt. Umsonst war ich draußen  unterwegs.

Ich gehe durch das Treppenhaus. Oben an der Decke ist diese runde, gelbliche Lampe. Die schwarzen Stippen sind wohl tote Falter und Fliegen.

In der fünften Etage, die Wohnung mittig, da hat sich vor Jahren mal eine Frau erhängt. An einer Lampe.

Und Martin hat in der dritten Etage, die Wohnung mittig, gewohnt. Er ist einen Monat vor meinem Einzug ausgezogen. Wir haben uns aber trotzdem kennengelernt.

Ich wohne in der ersten Etage, in der Wohnung mittig.
Nebenan wohnt ein älteres Paar. Sie bastelt den ganzen Tag, er spielt Gitarre. Sie habe ich gesehen, als ich mir einen Schraubschlüssel lieh. Ihn höre ich immer, wenn ich im Bad bin.

In der anderen Wohnung neben mir, da wohnt auch ein altes Paar. Ich habe sie erst nach Jahren kennengelernt. Die Vögel von ihnen habe ich schon gehört, als ich noch gar nicht dort wohnte. Bei der Besichtigung der Wohnung.

Irgendwann bekam ich mal einen Anruf. Weil meine Pflegehunde gebellt haben. Das war die Frau von nebenan. Ich glaube ihr immer noch nicht, dass sie angerufen hat, weil sie dachte, dass ich tot sei und der Hund deswegen Radau gemacht hat. Das Bellen hat sie sicherlich gestört. Ihre Vögel piepen sogar nachts ...

Die Wohnung nebenan unten wird schon wieder renoviert. Das zweite Mal innerhalt von vier Jahren.
Was wohl geschehen ist? Vielleicht sind die Menschen getrennt, tot oder ziehen bloß in eine größere oder kleinere Wohnung. Wer wohl einzieht?

Irgendwann werde ich wohl auch nicht mehr hier wohnen.
Umbringen möchte ich mich aber nicht. Da habe ich auch keinen Grund zu, auch wenn hier im Moment Alles so leblos und erdrückend wirkt.

Der Alltag eben. Ich mag ihn nicht. Viel verändert sich, aber vieles bleibt auch gleich. Gedanken an  Jemanden - die verändern sich nicht immer.

Ich denke an die Fliegen in der Lampe. Sie wollten zum Licht und sind verschmort. Ich wollte auch immer zum Glück und bin daran verbrannt. Nun habe ich keine Flügel zum Fliegen und Träumen mehr und bin nur ein normaler Mensch, der sich langweilt und angeödet ist vom alltäglichen Dasein.

Es wird Zeit, dass es Frühling wird. Vielleicht ziehen Anfang des neuen Monats nette Menschen nebenan ganz unten in die Wohnung. Vielleicht zwei Lesben oder eine Männer WG. Dann kann man sich mal ein Ei leihen oder so. Das wäre schön. Oder Kuchen backen mit den Lesben. Oder saufen ...

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 NormanM. (28.10.09)
Ich geb zu, ich mache mir, wenn jemand auszieht, selten gedanken, warum, was da vorgefallen ist. Meine einzige sorge ist immer, hoffentlich wird es, wenn renoviert ist und die neuen mieter einziehen, nicht so laut und hoffentlich ziehen ruhige nachmieter ein.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram