Kammerflimmern

Alltagsgedicht zum Thema Abschied

von  Füllertintentanz

Kammerflimmern in den Blicken,
Wimpern wiegen letztes Bald,
Abschied rinnt auf den Asphalt.
Schattenfinger, die ersticken,
Betgesuche brustwärts schicken,
krampfen hohlen Hinterhalt.
Lippenherzen küssen kalt.

Namenloses schwillt zur Frage,
stößt der Lüge Beutepflug
tief in seines Selbst Betrug,
guter und auch schlechter Tage,
stiehlt dem Weg die Niederlage,
tönt aus jedem Atemzug,
lange eh die Glocke schlug.

Blaue Blüten grau verspleißen
auf der Sinne höchstem Gut.
Fortgang hebt des Himmels Hut,
will den Horizont zerreißen,
nie hat er nach dem geheißen,
dessen Name bis ins Blut
unzerstört noch in ihm ruht.

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Kommentare zu diesem Text

#St#Störf#Störfaktor (30)
(25.01.08)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 26.01.08:
Hallo,
ich weiß um die Tatsache, dass die Bilder hinter meinen Zeilen den Leser oft nicht erreichen. Ich bin es quasi gewohnt. Hingegen bin ich so ausführliche Kommentare nicht gewohnt.
Es freut mich daher sehr, dass du mir so eingehend beschrieben hast, wie deine Gedanken zu meinen benutzten Metaphern aussehen.
Weißt du, es ist nicht ganz einfach etwas zu erklären, was auf dem ersten Blick merkwürdig erscheint, doch genau dieses Undurchsichtige ist von mir beabsichtigt.
Die wirklichen Bilder, die ich beim Schreiben in mir trage, gehören einzig mir allein. Ich möchte sie nicht deutlicher teilen.
Glaube mir, wenn ich mehr klare Linien in meinen Texten haben wollte, ich würde sie ziehen. Daher habe ich dem auch nichts entgegen zu setzen, wenn du mir sagst, dass dir diese Zeilen nicht behagen. Es ist wahrscheinlich auch ganz stark stimmungs- und erfahrungsabhängig, ob sich diese Zeilen dem Leser öffnen oder nicht.
Nur so viel:
Wenn du dir die ganze Situation nicht stehen auf dem Asphalt vorstellst, sondern vielleicht hockend, sitzend, kauernd oder wie auch immer, dann gibt es sehr wohl Tränen, die so sturzflutmäßig die Augen verlassen, dass sie in wahren Bächen zu Boden rinnen können.
"Wiegen " habe ich nicht in Bezug auf das Erfassen von Gewichten benutzt, sondern ich ließ die letzte Hoffnung zum letzten Mal, auf der Wiege der Wimpern einschlafen. Wie eine Mutter, die ihr Kind zu Schlafe wiegt.
Der Titel "Für immer vielleicht" von "Cecelia Ahern" hätte gut in dieses Bild gepasst. Denn genau dieses "Vielleicht" liegt im Sterben.
Auch entspricht es meiner Fantasie, mir einen dunklen Schatten als Hand vorzustellen. Finger, die nach einem greifen, an einem zerren und die dann doch, am eigenen Wollen und Beten ersticken, sich in Luft auflösen.
Je nach vorgestellter Situation kann der Schatten hierbei für ganz unterschiedliche Dinge stehen.
Kalte Küsse sind für mich einfach nur Küsse, denen kein Leben mehr innewohnt.Sie sind leer, kaum noch fühlbar.
Und klar hast du völlig Recht wenn du fragst, ob ein gar nicht erst Losgehen nicht die größte Niederlage ist. Das habe ich mit meinen Zeilen auch gar nicht in Frage stellen wollen. Ganz das Gegenteil ist der Fall, was die letzte Strophe in ihrer Wehmut zum Ausdruck bringt.
Eigentlich hat Souldeep in ihrem Kommentar die Empfindungen und Gefühle des Textes schon ganz treffend beschrieben..
Die blauen Blüten, die sich grau verbinden stehen für die blaue Blume der Sehnsucht. So wie man vom "Band der Liebe" spricht stellte ich mir zwei Bänder der Sehnsucht vor.

Ich danke dir vielmals fürs Lesen und habe mich wirklich sehr über deine offene Stellungnahme zu meinem Text gefreut.
NG,
Sandra
janna (60) antwortete darauf am 26.01.08:
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 souldeep (26.01.08)
liebe Sandra,
die gefühlsmässig erfassten bilder, die du hier
verwoben, die sprechen mich an - sie zeugen
von augenblicken, die in ewigkeiten zerlegt,
weil sie sehr intensiv empfunden doch ein
ganzes stück leben wiedergeben.

zur form kann ich nicht viel sagen - jedoch
stimme ich in ein paar punkten störfaktor zu.
es gibt ein paar bilder, die sich nicht erschliessen -
und doch müssen sie auch nicht alle so klar sein,
finde ich.

das kammerflimmern versteh ich so, dass es aus
dem herzen mit bangem klopfen bis in die augen
sichtbar wird. in den wimpern liegt ein bald, man
darf nicht blinzeln, sonst ist es aus...man verpasst
den letzten blick.

die angst krallt erstickend nach dem liebenden im
menschen, dem liebenkönnen, dem haltenwollen...
und löst panik aus, nimmt alle wärme...

v2z1+2 finde ich grandios als bild!
dass lüge beute gemacht und doch der eigenanteil
am scheitern eines weges erkannt wird, das verhindert
die sicht zurück in vollkommener niederlage - es lässt
erkennen, es lässt ein ahnen und ein weiterkommen
entstehen, noch bevor das ende vollzogen ist.

was mag der sinne höchstes gut sein? die blaue
blüte, die ergraut, die hätte ich gerne als erkenntnis
gesehen...
doch erlischt darin ein traum, ein grosser, ein lebenskonzept,
das niemals an jenen zu binden war, den es zu verabschieden
nun gilt.

puh. das musste jetzt mal sein.
:)))
lieb grüsse ich dich,
kirsten

 Füllertintentanz schrieb daraufhin am 26.01.08:
Liebe Kirsten,
es ist mir fast schon ein wenig peinlich, auf einen so einfühlsamen Kommentar von dir so knäpplich zu antworten.
Doch es bleibt mir nicht mehr viel zu sagen. Du hast ganz tief im Empfinden meiner Aussage gelesen und alles zu einem Bild gefügt, welches dem meinigen erschreckend nahe kommt.
Was der Sinne höchstes Gut sein mag muss wohl jeder für sich selbst beantworten.
Deinem letzten Absatz, beginnend beim erloschenen Traum habe ich nichts mehr hinzu zu fügen.
Auch hier muss man sich, je nach vorgestellter Geschichte fragen, ob der Traum tatsächlich erloschen ist.
Ich habe mich riesig gefreut, dass du mit meinen Zeilen was anfangen konntest.
Danke für deinen schönen Kommentar.
Liebe Grüße,
Sandra
orsoy (56)
(26.01.08)
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