Nach dem Tod muss es schnell gehen

Alltagsgedicht zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Füllertintentanz

Kerzen brennen Tränenkunde,
geben letztes Weggeleit.
Selbst noch in der Sterbestunde
bleibt zum Trauern keine Zeit.

Denn in deutschen Pflegestätten,
die der Träger christlich schreibt,
fehlt es chronisch stets an Betten,
was den Rotstift schneller treibt.

Dieser fordert unverhohlen,
ehe noch die Erde fällt,
Omas Kleider abzuholen.
Leere Betten kosten Geld.

Nächstenliebe, Menschenachtung,
alles war nur leeres Wort,
für die nächste Übernachtung
muss der alte Plunder fort.

Will die Presse dann berichten,
gibt man ihr schnell Hausverbot,
bei so peinlichen Geschichten
sieht nicht nur der Rotstift rot.

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Kommentare zu diesem Text

orsoy (56)
(26.01.08)
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 Füllertintentanz meinte dazu am 28.01.08:
Hallo Konni, dein "wahres Trauerspiel" ist ja nun wirklich mal treffend formuliert. Denn in dem vorliegenden Fall wird mit der Trauer ja nun wirklich Spiel betrieben. Gewinner und Verlierer stehen jedoch schon bei Spielbeginn fest. Traurige Realität. Danke für deinen Kommentar.
Lieben Gruß, Sandra
Nunny (73)
(26.01.08)
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 Füllertintentanz antwortete darauf am 28.01.08:
Liebe Nunny, ja, diese Zeilen beruhen tatsächlich auf Tatsachen. Der Familie wurde nicht mal die Zeit gelassen, die Beerdigung zu organisieren. Sie saßen gerade beim Bestatter, als sie den Anruf bekamen, sie müssen jetzt und sofort die Dinge der Oma abholen. Das war einfach echt unglaublich.
Schön zu lesen, dass das auch anders geht.
LG, Sandra
janna (60)
(26.01.08)
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 Füllertintentanz schrieb daraufhin am 28.01.08:
Hallo Janna,
ich bin so überhaupt gar nicht vom Fach, kann daher auch nicht beurteilen, welche Handgriffe bei einem Komapatienten normal sind. Auch kann ich nicht beurteilen, ob Körperpflege oder ähnliches tatsächlich die Wartezeit zum Tod verkürzt. Ich weiß nur, dass Dinge wie Blut abnehmen gerade bei Komapatienten ,allein schon wegen der Beatmung, zur normalen Routine gehören.
Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es von vielen unglaublichen Missständen zu berichten gäbe.
Mir ging es hier nur um den Einen. Alle anderen entziehen sich meiner Erfahrung. Zum Glück.
LG, Sandra
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