Als meine Uroma starb

Kurzprosa zum Thema Tod

von  rebell91

Als meine Uroma starb, gab es Pfannkuchen.
Als meine Uroma starb, war Donnerstag.
Als meine Uroma starb, war ich neun Jahre alt.
Ich weiß nicht mehr, warum sie gestorben ist. Ich glaube es war, weil sie schon sehr alt war. Sie war klein und schön. Sie hatte schneeweißes Haar und blaue Augen. Sie hatte eine sehr dicke Brille und sprach mit einer hohen, zerbrechlichen Stimme.
Wenn sie vom Allgäu zu Besuch kam, las sie mir jedes Mal Dornröschen vor und wenn wir sie dort besuchten, übernachteten wir in den Bergen und fuhren sie im Rollstuhl spazieren.
Als ich ein Kind war, waren wir oft dort.
Als meine Uroma tot war, kam ich nur noch einmal dorthin. Ein Jahr nachdem sie gestorben war. Im Winter war das. Es lag Schnee, so weiß wie ihr Haar.
Als meine Uroma starb, weinte ich.
Ein paar Tage später saß meine Mutter mit einer ihrer Freundinnen im Garten. Ich saß hinter unserem Haus unter einem großen Haselnussstrauch und starrte durch die Nische zwischen unserem Schuppen und dem Nachbarhaus auf die Straße, auf den Hügel, auf das Dach der alten Scheune und sprach mit ihr.
Dann schwieg ich.
Es war wie Schnee.
Kirschblüten wirbelten um meinen Körper, durch mein Haar, den Gartenweg entlang und waren verschwunden.
Als meine Uroma starb, ging sie nicht ganz.

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Kommentare zu diesem Text

janna (60)
(28.01.08)
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 rebell91 meinte dazu am 29.01.08:
bitte. lg rebellin
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