Genie und Wahnsinn VI: Stephen Hawking (1942-)

Essay zum Thema Wahnsinn

von  JoBo72

Auf die wissenschaftlichen Leistungen des englischen Physikers Stephen Hawking genauer einzugehen, bin ich leider nicht in der Lage. Nur soviel: Es geht um’s Ganze. Das Universum, seine Entstehung und die Physik, die in ihm herrscht, nicht mehr und nicht weniger als das ist Thema des bedeutenden Forschers.

Dabei ist Hawking bemüht, seine Theorien der Allgemeinheit zugänglich zu machen, wie seine populärwissenschaftlichen Bücher „Eine kurze Geschichte der Zeit“ und „Das Universum in der Nussschale“ zeigen.

Für einen Atheisten verweist Hawking erstaunlich oft auf Gott. Er tut dies jedoch meist nur, indem er seine Wirkungsmöglichkeiten durch physikalische Gesetze einzuschränken versucht. Dabei verwirft er aber nie direkt die Möglichkeit seiner Existenz. Bei Hawkings Betrachtung von Gott ergibt sich das Grundproblem, dass er einerseits versucht, ein Modell physikalischer Gesetze zu entwickeln, das in sich vollständig ist und somit ohne die Eingriffe eines Schöpfers auskommt, Gott also überflüssig macht. Andererseits akzeptiert er aber grundsätzlich nur beweisbare und damit wissenschaftliche Aussagen und versucht damit unzulässigerweise, Gott in sein physikalisches Weltbild zu pressen.

Der für einen Wissenschaftler sehr eitle und durchaus mit einem Hang zum Entertainment ausgestattete Hawking verweist gerne darauf, dass er exakt am 300. Todestag Galileo Galileis das Licht der Welt erblickte und Sir Isaak Newton auf seinem Professorenstuhl an der Universität Cambridge beerbte, jenen großen Naturforscher, der u. a. die Gravitation entdeckte und wohl mit einiger Berechtigung als Vater der modernen Physik gelten kann. Die Faszination der aus der Relativitätstheorie Einsteins hergeleiteten Möglichkeit von Zeitreisen bricht Hawking weltmännisch-kühl auf pekuniäre Vorteilen herunter: Wenn es möglich wäre, schneller als das Licht zu sein und in der Vergangenheit zu verschwinden, dann, so Hawking, könne man hervorragend an der Börse spekulieren! Auch in der US-amerikanischen Fernsehserie Star Track (deutsch: Raumschiff Enterprise) hatte Hawking schon einen Gastauftritt. Klar, denn in beiden Fällen ist das Arbeitsgebiet „die unendlichen Weiten des Universums“.

Dass Stephen Hawking schwer krank ist, weiß man. Man sieht es ja auch. Er leidet an einer amyotrophischen Lateralsklerose (ALS). ALS greift die Nerven des Rückenmarks und einiger Teile des Gehirns an, die für die Motorik zuständig sind. Dadurch bildet sich die Muskulatur zurück und eine Lähmung tritt ein. Alle anderen Funktionen des Gehirns bleiben erhalten - der Patient bleibt gewöhnlich bei klarem Verstand, bis der Tod durch Lähmung der Atem- oder Herzmuskeln eintritt. Hawkings unbeherrschbar gewordener Körper ist Zeichen eines fortgeschrittenen Krankheitsstadiums. Sprechen kann er nur noch mit Hilfe eines extra für ihn mit einem britischen Akzent programmierten Sprachcomputers (das erste Modell hatte eine breite US-amerikanische Färbung, was dem Genie aus Cambridge gar nicht gefiel...).

Was viele jedoch nicht wissen: Hawking leidet seit der ALS-Diagnose im Jahre 1962 außerdem phasenweise an schweren Depressionen, die wohl als reaktiv zu klassifizieren sind. Besonders schlimm war für den 20jährigen Hawking die Prognose der behandelnden Ärzte, er habe nur noch 2 bis 3 Jahre zu leben. Hawking schreibt heute dazu: „Presseberichte, ich hätte damals sehr viel getrunken, sind völlig übertrieben. Ich fühlte mich wie der tragische Held in einem Drama. Ich begann sogar, Wagner zu hören.“ Doch Hawking fing sich, schrieb seine Doktorarbeit zu Ende und nahm eine Stellung als Professor an, forschte Jahrzehnte lang intensiv, immer im Kampf gegen die widerliche Krankheit, und erntete schließlich Weltruhm. Zugegeben: Nicht jeder hat eine Ader für Astrophysik. Dennoch hat Stephen Hawking ein Beispiel gegeben.

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Kommentare zu diesem Text

Juline (11)
(12.02.08)
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 JoBo72 meinte dazu am 12.02.08:
Hallo ihr Beiden!

Schöpfung/Eingreifen
- Reine Metaphorik oder Poetik ist mir persönlich beim Schöpfungsbegriff zu wenig. Mein „Glaubensgebäude“ basiert auf einem Gott als einer ontologischen Entität, die mehr ist als kantische „Idee“ oder „Regulativ“ und die auch in die Natur einwirkt – über die Gnade. Da finde ich Leibnizens Lösung einer praevisio Gottes auf der Ebene der Modalität, die nicht zur praedeterminatio auf der Ebene der Faktizität wird (und damit uns Menschen Freiheit lässt) sowie seine Unterscheidung von Kausalität (Natur) und Finalität (Gnade) immer noch plausibel. Dabei braucht es keine konkreten „Andockstellen“, die uns etwa die Finalität so offenbaren würden wie uns die Kausalität durch die Naturforschung offenbar wird. Dann wäre der Glaube an die Zusammenhänge der beiden Sphären ja auch kein Gaube mehr, sondern ein Wissen um die Beziehung von göttlicher Gnade zur weltlichen Natur.

Depression/Einteilen
- Ich halte die Einteilung der Depression in Depressionstypen (also reaktiv, neurotisch, endogen etc.) für sinnvoll, weil ja damit auch jeweils eine bestimmte Therapie (also Gespräch, Analyse, medikamentös etc.) verbunden ist.

Danke für das Interesse!

Ihr/Dein Josef
NachtSchwärmer (57)
(12.02.08)
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