Genie und Wahnsinn VII: Gaius Julius Caesar (100-44 v. Chr.)

Essay zum Thema Wahnsinn

von  JoBo72

Gaius Julius Caesar, der dem Kaiser-Titel den Namen gab, dürfte, wenn nicht aus dem Geschichts- oder Lateinunterricht oder aus der Shakespeare-Tragödie Julius Caesar, dann doch zumindest aus dem Asterix bekannt sein. Er ist der einzige Römer, den die Comic-Helden Asterix und Obelix zumindest ein wenig zu respektieren scheinen.

Caesar war ein kluger, aber auch machtbesessener, skrupelloser Staatsmann, ein Feldherr, dessen strategisches Geschick legendär ist. Überdies war er sein eigener Geschichtsschreiber. Insoweit teilt er vieles mit Winston Churchill, der ebenfalls noch in der Reihe „Genie und Wahnsinn“ vorgestellt werden wird.

Caesars berühmtes Hauptwerk De bello gallico („Über den gallischen Krieg“) beschreibt eindrucksvoll die Eroberung Galliens durch die römischen Legionen, eines riesigen Gebietes, das die beiden Länder Frankreich und Belgien umfasste. Er schreibt freilich aus der Sicht der Römer, der Sieger. Berühmt ist auch der kürzeste Kriegsbericht der Menschheitsgeschichte, der Caesar zugeschrieben wird: Veni, vidi, vici. („Ich kam, sah, siegte.“). Schon in der Antike ein geflügeltes Wort, das die Siegermentalität Roms zum Ausdruck bringt.

In der Tat siegte Caesar oft und stieg kontinuierlich auf, bis zum Alleinherrscher an der Spitze Roms. Dabei zeugte sein Vorgehen von jener Rücksichtslosigkeit, die böse Zungen auch heute den Protagonisten unseres Politikbetriebs zuschreiben, ganz nach dem Motto des griechischen Tragikers Euridipes, den Caesar gerne zitierte: „Wenn Recht gebrochen werden muß, sei Herrschaft nur der Grund; in allem andern ehre das Gesetz.“

Auf dem Zenit seiner Karriere (46 v. Chr.) galt in Rom nur noch sein Wille. Es wurden ihm Standbilder errichtet mit der Inschrift „Dem unbesiegten Gott“. Das jähe Ende ereilte den Diktator bei einer Senatssitzung am 15. März 44 v. Chr., als er an den Iden des März einem Mordkomplott zum Opfer fiel.

Wie auch immer die Nachwelt über Caesar urteilte, relativ früh wurde bekannt, dass er unter Fallsucht, d. h. Epilepsie, gelitten hat. Gaius Suetonius Tranquillus (Sueton, etwa 70-140 n.Chr.), Biograph der ersten römischen Kaiser (Vitae Caesarum), berichtet, Caesar sei während der laufenden Geschäfte zweimal von epileptischen Anfällen (defectio epileptica) ergriffen worden. Auch Appianus, römischer Geschichtsschreiber aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert, spricht in seiner Beschreibung der republikanischen Zeit von „Epilepsie und plötzlichen Konvulsionen“ Caesars. Und bei Plutarch ist zu lesen, dass Caesar während der Schlacht von Thapsus mitten im Kampfgetümmel einen epileptischen Anfall erlitten habe.

Die antiken Autoren bringen Caesars Epilepsie ätiologisch einmal mit einer Zerebralsklerose, an anderer Stelle mit Alkoholismus in Verbindung. Gänzlich geklärt ist die Ursache der epileptischen Anfälle des Strategie-Genies bis heute nicht.

Fest steht aber, dass Caesar sehr häufig unter Anfällen gelitten haben muss, denn auch Shakespeare berücksichtigt Caesars Krankheit in seiner Tragödie Julius Caesar: „Dann ward er ohnmächtig und fiel nieder“, heißt es in der zweiten Szene des ersten Aufzugs und einige Verse weiter: „Er fiel auf dem Markplatz nieder, hatte Schaum vor dem Mund und war sprachlos.“ Die Dichtung entspricht hier wohl der Wahrheit.

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Kommentare zu diesem Text

Reverend_Elation (42)
(13.02.08)
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 JoBo72 meinte dazu am 13.02.08:
Schade, aber vielleicht ist in den nächsten Tagen wieder was für Dich dabei! Danke für’s Lesen und Kommentieren! Josef
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