Die zweite Woche

Tagebuch zum Thema Kampf

von  ViolaKunterbunt

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Inzwischen habe ich mich eingelebt und genieße die vielfältigen Möglichkeiten, die mir hier so zur Bewegung geboten werden.
Ich nutze nun jeden Tag das Schwimmbad. Entweder morgens als Erste oder abends als Letzte. Gerne ganz alleine im Bad.
Erwin hat immer was zu meckern. Seine Hauptargumente sind morgens, dass es doch viel wärmer und angenehmer im Bett ist, und abends flüstert er mir unablässig ein, dass es doch vielleicht etwas Interessantes im Fernsehen geben könnte und ich es mir doch im Fernsehraum gemütlich machen könnte. Seinen letzten Trumpf spielt er dann noch aus, indem er mir ein schlechtes Gewissen einredet. „Du darfst gar nicht alleine im Schwimmbad sein!  In der Hausordnung steht ausdrücklich, dass immer mindestens drei Personen da sein müssen. Du brichst hier die Gesetze! Du wirst entdeckt und bestraft werden.“ – „Halt die Schnauze!“

Inzwischen habe ich auch eine Einweisung in die Handhabung der Geräte in der Muckibude bekommen. Angefangen beim Ergometer bieten all diese Teile hier unbeschreiblich anstrengende Möglichkeiten, literweise Schweiß zu vergießen.
Hier hat Erwin vergleichsweise leichtes Spiel mit mir.
Obwohl ich mir völlig klar darüber bin, dass mir das Training an den Geräten sehr gut tut, gebe ich Erwin völlig recht: Ergometer fahren ist stinklangweilig. Die Fahrräder sind zwar alle sehr idyllisch zum Fenster mit Blick auf eine schöne Landschaft ausgerichtet, aber trotz aller Anstrengung ändert sich der Anblick nicht und man kommt keinen Meter von der Stelle.
Ein wenig überlisten kann ich Erwin, indem ich mir auch hier die Musik auf die Ohren packe und ein Buch mitnehme. Ich habe mir extra einen Krimi gekauft, der mich nun über die Kilometer trägt und von Seite zu Seite mitreißt.

Die Übungen an den anderen Geräten sind eindeutig interessanter, aber auch körperlich anstrengender. Bei der Einweisung wurden uns erstmal die technischen Finessen an allen Teilen gezeigt. Beim zweiten Mal bin ich mir dann selbst überlassen. Erst aufs Rad, um warm zu werden. (Ich hatte gar nicht gefroren.)
Dann fällt mir auf, dass ich meine Wasserflasche und meinen Protokollbogen vergessen habe, auf dem ich immer schön meine Fortschritte eintragen soll. (Erwin, wo hast Du das versteckt?)
Ein liebloser Durchgang, und dann brauchte ich was Flüssiges. Abbruch!

Beim nächsten Mal habe ich alles dabei. Inzwischen weiß ich auch, wie man den CD- Player bedient, der den ganzen Raum beschallt.
Radfahren und dann an die anderen Geräte! Mit Hilfe des Krimis hatte ich diesmal eine ganz ordentliche Strecke geschafft. Theoretisch müsste ich es fast bis Paderborn geschafft haben. Diese Aktion hatte meine Schweißdrüsen aktiviert und es lief mir in Bächen den Nacken runter.
Im Regal in der Mitte des Raumes liegt immer ein Stapel frischer Handtücher. Heute allerdings nicht. Gähnende Leere. Na toll … Erwin feixt.
Ich halte zwei Runden an den Geräten durch, aber dann wird es mir einfach zu unangenehm.
Die Dusche ruft.



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Kommentare zu diesem Text


 SimpleSteffi (10.03.08)
Echt, Paderborn? Hättest du was gesagt, ich kenn da das ein oder andere nette Kneipencafé, da hätten wir uns glatt treffen können...
Lese mit und hoffe schwer, dass du dich von einem Kerl wie Erwin nicht einfach unterkriegen lassen wirst!
Liebe Grüße,
Steffi

 Dieter_Rotmund (26.02.19)
Besticht durch klare Sprache und einfache Handlung.
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