Hingegeben

Alltagsgedicht zum Thema Liebe, lieben

von  Erebus

Du neigst dein Haupt, ein wenig nur,
gesenkten Blicks der Seite zu.
Bewimpert folgst du dieser Spur
Verwandlung zwischen ich und du.

Verhaltend führt sie durch ein Land,
gebannt von Wildheit, atembar.
In Lockung rinnt durch meine Hand,
dein dunkles Haar, mein Sansibar.

Das schmale Band des Kleides streift,
wie Sonnenstrahl, der Schulter Rund,
den Arm hinab; in Andacht reift
der Wonnen Blut an deinem Mund.

Dein Augenblick erhebt sich, schweift
und legt mich in den Muldengrund,
wo er nach meinem Körper greift,
von Sehnsucht und Begierde wund.

Hinab, dein Kleid, vom Saum gebannt,
verweilt nur kurz am Knospenpaar.
Ich sinke vor dir in den Sand
vor meiner Dränge Hochaltar.

Verschweig dich nicht, berührtes Du,
ich folge deiner Lippen Spur.
Wir sprechen uns einander zu
und bleiben doch Berührung nur.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (17.03.08)
Ein sehr erotisches Gedicht, Uli.

Durch Kreuzreim und Lesetempo wirkt es wie ein Herzklopfblick unter gesenkten Wimpern hindurch, gleichzeitig wie ein sinnlicher Tanz.

In der ersten und der letzten Strophe verwendest du die gleichen Reimworte, schließt so den Kreis zwischen Verlockung, atemlosem Versprechen und der Berührung, Berührung auf zwei Ebenen. S2 und S5 zeigen die gleichen Reimendungen, ebenso wie S3 und S4, so wirkt das Ganze um so mehr, wie ein erregender Rausch, wie das spiralige, werbende Schweben und Flattern zweier Schmetterlinge umeinander, wie die Drehungen im Tanz.

Die Reime selber sind eher schlicht, aber das müssen sie auch sein, um nicht vom Textinhalt abzulenken. In berauschenden Augenblicken denkt man nicht in kapriziösen Schnörkeln, man lebt sie, so wie man sie hier liest, grade, schlicht und echt.

Witzig und besonders bildlich: V20, "meiner Dränge Hochaltar".

Besonders schön: V7 und 8, in V7 die hübsche Zweideutigkeit mit dem Locken und den Locken in der Lockung, ebenso schön das Bild des Sandes, der Zeit, die durch die Hand rinnt, nur dass es hier eben das dunkle Haar ist. "dein dunkles Haar, mein Sansibar" - für mich die gleichzeitig schönste, romantischste und auch traurigste Stelle.

Traurig, weil das Verrinnen eine Ahnung von Endlichkeit hinterlässt - ebenso, wie auch der letzte Vers in der letzten Strophe zweideutig scheint, einander zusprechen und doch nur Berührung bleiben kann ebenso als sehr zärtliches, versprechendes Bild ausgelegt werden, wie auch dahingehend gedeutet, dass dieser Begegnung ein nur temporäres Begehren rein körperlicher Natur zugrunde liegt.

Dein Gedicht gefällt mir sehr, in seiner Sinnlichkeit, in seinem offenen Begehren, in seinen schönen Bildern und Beschreibungen, auch wegen der wenigen, nicht zu dick aufgetragenen, gut und gezielt angewendeten Stilmittel.

Liebe Grüße,
Sabine
(Kommentar korrigiert am 17.03.2008)

 Erebus meinte dazu am 18.03.08:
Liebe Sabine,

ich danke schön für deinen ausgiebigen Kommentar!

Immer wieder erstaunst du mich mit deinen treffsicheren Analysen.

So stand hier für mich genau dieses Bild der Schönheit des LD im Vordergrund, die stille Hingabe und Süsse des Blicks, zunächst von Wimpern verborgen. "Dein dunkles Haar, mein Sansibar" ist in der Tat der dreh- und Angelpunkt des Gedichtes.
Die erotischen Bezüge wollte ich in allen Bildern, ja, aber auch das Wissen um die Wehmut, die daraus entsteht, wenn der Gedanke daran stößt, dass alles nur Augenblick ist und vergänglich.

Keine wilde Hingabe, sondern zärtliches Begehren und Berühren.
Ach ja, "der Dränge Hochaltar" war so verführerisch als Reim und Bild des Anbetens, des davor Knieenden LI, und gleichzeitig doch auch fragwürdig aufgrund der Wortwahl, dass ich auch Bedenken hatte.
Wie gut, dass du es in dieser Weise siehst!

Nochmals, vielen Dank!

Liebe Grüße, Uli
MarieM (55)
(17.03.08)
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 Erebus antwortete darauf am 18.03.08:
Liebe Marie,

ganz herzlichen Dank für dass stille Empfehlen -
und für die Rückmeldung!

Lieber Gruß
Uli

 souldeep (19.03.08)
ja, eine hingabe in einer sicht, die sich mir als
frau sonst nicht so deutlich, so innig, so achtungsvoll
erschliesst...
wohl auch, weil mann sich nicht oft derart differenziert
und zugleich verträumt über seine angebetete und
seine hingabe ihr gegenüber, wie auch der wehmut
des vergänglichen äussert.

das achtsame, das zartwilde zugleich und die beherrschung
im ganzen, gepaart mit behutsamen und starken bildern
erfreuen mich beim lesen.

so grüsse ich dich herzlich
Kirsten

 Erebus schrieb daraufhin am 20.03.08:
.
Liebe Kirsten,

ich freue mich sehr über deinen Kommentar!
Allerdings weiß ich, dass LI kennt sich viel zu schlecht aus, als dass es über sich im Vergleich zu mann und frau sprechen könnte.
Es kann ja nur aus sich sprechen, und das auch nur in Bildern -für die eigenen Momente- und hat eigentlich auch gar kein Interesse mehr daran zu wissen, wo es in der Welt steht.
Ich als Autor bedanke mich aber sehr für die Empfehlung, deine Einschätzung und deine Freude beim Lesen.


Liebe Grüße
Uli

 Janoschkus (23.03.08)
ohh, hübsch. :)
gruß Janosch

 Erebus äußerte darauf am 23.03.08:
.
Oh, Hallo Janosch, ich bedanke mich sehr
und wünsche schöne Ostern!

LG
Uli
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