Neige

Kurzgedicht zum Thema Augenblick

von  Isaban

Kein Zauber bannt die Explosion der Zeit.
Es bleibt verglühtes Hoffen nach Erstrahlen:
tagtäglich ändern sich Textur und Zahlen;
kein Kraut, kein Trank und keines Messers Schneide
verhindern, dass ich letztlich zellwärts scheide.
Das Unbestellte fächert sich so weit,
ich schwinde mir.
Verzeiht, falls ich an Endlichkeit erschweige.

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Kommentare zu diesem Text


 styraxx (21.03.08)
Welch starke Worte "Kein Zauber bannt die Explosion der Zeit." die ich zu später Stunde hier lese. Und dann die nächste Zeile, schlicht ergreifend ,übergreifend und all umfassend. Mich dünkt es wie wenn das Ende der Anfang ist oder umgekehrt, deine Worte heben Sein und Zeit auf. Das ist mein Ding, sehr anregend, schwindelnd denke ich es weiter - es trägt mich fort, dein Gedicht.

Grüsse c.
(Kommentar korrigiert am 21.03.2008)

 DanceWith1Life (21.03.08)
Für die folgende Auseinandersetzung mit einem Gedicht sollte es

unsichtbare Tinte geben,
die nur mit Hilfe eines Zauberwortes sichtbar wird.
Da dies in unserem Zeitalter nicht jedermann zugänglich war,

entschieden die Götter den Zauber des Augenblicks,
den sie von allen anderen Beschränkungen befreiten,
und gaben jedem Sterblichen die Perlen des Verstehens
mit auf den Weg, diese Augenblicke einzulösen.


Klugscheisser, damit mein ich mich, Ähnlichkeiten mit real existierenden
Personen und Nicknames sind vom Autor nicht beabsichtigt.

Zellwärts in die Supernova, ein sehr weibliches Gedicht,
wenn ich mich nicht irre.
Stattdessen wird nur der Zeilenumbruch durch die Formatierung gesprengt, was für ein Scherz.
(Kommentar korrigiert am 21.03.2008)
(Kommentar korrigiert am 21.03.2008)
(Kommentar korrigiert am 21.03.2008)
Sigdrifa (37)
(21.03.08)
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 Traumreisende (21.03.08)
ich würde dir gern eine vernünftige auseinandersetzung bieten, aber das ist mir unmöglich, weil ich merke wie sich die sätze unter mir winden und immer wieder ein neues bild bringen...

es hat mich unglaublich erfasst und las ich es lesen wollt wurde mir die stimme rau...

dir ganz liebe grüße
silvi
astromant (62)
(21.03.08)
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 Erebus (22.03.08)
Liebe Sabine

schon beim ersten Lesen hat mich dein Gedicht sehr berührt.
Es enthält eine tiefe Traurigkeit, so ausweglos, das ich "halt" rufen möchte.
Merkwürdig erschien mir bereits beim ersten Lesen der Bezug auf ein lyrisches ihr in Vers 8. LI bittet um Verzeihung für das Erschweigen der Endlichkeit.
Das klingt nach einem voranschreitenden Prozeß, der noch nicht abgeschlossen ist. Ist das so gemeint, dass dies quasi die letzten, oder doch vorletzten Worte des LI sind, dass bald ganz Schweigen wird. Durch Wortlosigkeit, Verzweiflung oder Tod?
Oder: wenn doch in sieben Versen die Endlichkeit beschworen, das Zerbrechen am Vergänglichen, bleibt sie dennoch verschwiegen? Meint LI die andere, die glückliche und hoffnungsfrohe Seite des Seins - die keinen Niederschlag in den Zeilen findet, meint Li diese in den Zeilen verschwiegene Seite?
"Verzeiht", und das ist der eigentliche Aufhänger meiner Gedanken, impliziert ein Nichtgenügen, ein Enttäuschen von Erwartungen gegenüber anderen. Dafür sehe ich eigentlich keine Ursache, es stellt sich also die Frage: wer oder was veranlaßt denn das LI dazu, um Verzeihung zu bitten? Wem wird es nicht gerecht?
Für mich beantwortet sich die Frage eben durch den Anspruch an Glücksgläubigkeit, dass Schöne der Welt "Müsse" sozusagen aufgefunden werden. Wem das nicht gelingt, der ist gescheitert und bittet seine Umwelt dafür um Verzeihung?

Interessant ist auch der Titel. Im ersten Zug mit Vers 1 gelesen könnte sich doch die Erwartung nach einem tiefen Glück im Leser breitmachen. Der Augenblick, die Explosion der Zeit, das ist ja wertfrei, kann alles beinhalten. Nur festuzuhalten ist er nicht. Was im Falle einer glücklichen Erfahrung zu Bedauern, in dem einer unglücklichen jedoch zu Erleichterung führen könnte ...

Das ist mit meinem Kopf nicht aufzulösen, und so kehrt der ursprüngliche Eindruck zurück. Ein trauriges Gedicht, die bekümmernde Einsicht des LI, von der Vergänglichkeit usurpiert zu sein, Eine Einsicht, die den Augenblick beherrscht, und zu der merkwürdigen Bitte um Verzeihung führt. Kein Selbstmitleid als viel mehr der Bezug auf die Umwelt, nahestehende Personen vielleicht.

Formal handelt es sich um eine sehr interessante Umsetzung. Ließe man V7 aussen vor so hätten wir ein Reimschema ABBCCAD - also zwei Paarreime von einem umarmenden Reim umgeben mit einer assonanten Waise in Vers 7,
Nun schiebt sich jedoch in Zeile sieben mit "ich schwinde mir" ein zweihebiger Vers zwischen die gleichmäßig gehaltenen fünfhebigen anderen.
Damit wird auch das Reimschema aus dem Tritt gebracht, es tritt der unterstützende Innenreim auf "verzeiht" mit größerer Deutlichkeit hervor, allerdings als Anfangsreim. Der Klang des Gedichtet wird von Vers 7 in Vers 8 gezogen, während die Aussage "ich schwinde mir" in Vers sieben stehen bleibt.
Irgendwie empfinde ich das als einen hervorragenden Gedichtsschluß. Ein Sinnbild des Zerbrechens, bei gleichzeitigem Willen, die Form zu wahren. Ein verstörender Schluß

Liebe Grüße
Uli
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