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Kurzgeschichte zum Thema Verlassenheit

von  RainerMScholz

Sanft fallen die blassgrünen Hügel zu den Seen hin ab, die eisengrau unter dem wolkenfliegenden Himmel in den Horizont fließen. Die Graslandschaft scheint mit dem stetigen Wind zu wogen, der das Rauschen erzeugt, das niemals Stille schweigt, abebbt gelegentlich, doch nie verstummt. Das Raunen und Singen, wenn die Halme sich aneinander reiben, ein immerwährender Strom aus flüsterndem Chlorophyll, ein Sirren manchmal, ein Flüstern, als unterhielten sich eine Unzahl kleiner, vager Geschöpfe, unsichtbar und omnipräsent. Wenn die Sonne sinkt, ertönt hier und da ein Schrei fast, wie von geheimnisvollen Vögeln. Der Wind frischt auf, wenn schwarze Wolkenungeheuer über das erloschene Blau ziehen. Die Heide brüllt still. Doch ist es nur ein flüchtiger Luftwirbel, eine Böe scheinbar, eine... Die Nacht wird Ruhe bringen - Schlaf? Nein.
Die Wesen der Nacht gehen auf Raubzug, Eulen stürzen aus dem lautlosen Dunkel. Ihre riesigen Augen reflektieren das Mondlicht. Die Seen starren stumm und warten, träumen bleiern. Sie werden ihre uralten Geheimnisse nicht preisgeben. Ein schuppiger grauer Fisch kriecht aus der Tiefe und durchbricht die glatte Spiegelscheibe. Konzentrische Kreise nur verraten, dass es ihn je gab. Eine zärtliche, doch gewaltsame Erschütterung des Gleichgewichts der Spannung der Oberfläche, ein Schauer auf dem Rücken des opaken Glanzes. Die schwarze glatte Wasserfläche macht alles vergessen. Das schlafende Tier liegt in der Dunkelheit. Da! Wie ein Reflex. Eine schartige Bewegung am äußersten Rand. Ein Zucken der Muskeln. Ein Lidschlag. Vorbei.
Vergessen. Es war nichts. Nur die Nacht. Es war - nichts.

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Kommentare zu diesem Text

MarieM (55)
(01.06.08)
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 RainerMScholz meinte dazu am 03.06.08:
Tja, `mal sehen, wie das so weitergeht mit den Kommentaren. Bei Prosatexten bin ich mir auch nie so ganz sicher, weil ich mich selber schnell langweile.
Grüße,
R.
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