scheinbar

Akrostichon zum Thema Denken und Fühlen

von  Erebus

.

scheinbar

Nun hebe ich den müden Blick,
umflort, gedankenschwer ins Licht.
Rings hüllt mich eine Schlackenschicht
und weist mich in mich selbst zurück.
Es spielt im Geist ein Bühnenstück:
bar jedes Anscheins bin ich nicht
ergründet sich durch Innensicht,
raubt mich der Zeit und mein Geschick
fliegt keine unverfälschte Bahn,
legt selbst versonnen Stricke an.
Ob Sinn, ob Sein, ob letzte Zahl:
gefangen hält des Geistes Wahn,
er schlägt mich in den steten Bann,
nur scheinbar lässt er mir die Wahl.


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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (21.05.08)
Guten Morgen Uli,
dein Text fesselt mich. Ich finde es gut, wie du eine sich selbst ergründende, eine traurige, um einen Ausweg ringende Person beschreibst, wie ein Mensch darum ringt, wieder Richtung zu gewinnen, wieder Tritt zu fassen, dabei hin und her geworfen wird. Er meint noch alles in der Hand zu halten und denoch sieht er sein Schicksal unsichtbar hingewürfelt.
Könnte es so sein?
LG
Angelika
P.S. Wenn man es nur überfliegt, bekommt man die Feinheiten nicht mit - ich hätte es wissen müssen! Akrostichon, du Schlingel!
(Kommentar korrigiert am 21.05.2008)

 Erebus meinte dazu am 22.05.08:
Liebe Angelika,

zunächst danke für's Kommentieren.
Den Text schrieb ich mit einem allgemeineren Anliegen: ob ein Mensch, der in Gedanken verfangen durch sein Leben geht, jemals eine Mitte findet oder nicht vielmehr -wie ein Leser in einem Buch- ganze Kapitel überfliegt.
Was ist Anschein, was ist Überfliegen? Kann es jemals eine andere Möglichkeit geben?
Ja, eigentlich ist das ganze Gedicht eher eine Fragestellung

Liebe Grüße
Uli

Ja, genau, da Akrostichon! Eine Spielerei halt, es bot sich ja an, den Text ein wenig zu verminen. So wäre es denn auch zu lesen: "scheinbar nur überflogen" Wobei ich Schein bar als Wortspiel sehr interessant finde.
Anima D. (39)
(21.05.08)
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 Erebus antwortete darauf am 22.05.08:
Hallo Deva,

ich danke dir für dein Mitgehenkönnen und deinen Kommentar.
Es ist so tief, wie der Leser hineinklettert und sich darin verstrickt. Allem Anschein nach..

Liebe Grüße, Uli
spiegel (64)
(21.05.08)
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 Erebus schrieb daraufhin am 22.05.08:
Hallo spiegel,

ja, wie ich sah, sind wir synchrongesprungen ...
Ich freue mich über das Gefallen-können. Lass es dir auch weiterhin schmecken

Liebe Grüße
Uli

 knud_knudsen (21.05.08)
Hallo Uli,

Ja der alte-neue Konflikt, "Gefangen in sich, mit der Kraft des eigenen Geistes". Obwohl das lyr.I mental die Lösungsansätze spürt,
kann es nicht ausbrechen. Sehr gekonnt.
lg
Knud

 Erebus äußerte darauf am 22.05.08:
Hi Knud

Zack! wieder auf den Punkt gebracht.
Vielleicht kann ich dich auch mal mit etwas Neuem überraschen ...
Ich danke dir für deine Zustimmung
Liebe Grüße
Uli

 Traumreisende (21.05.08)
und so hasten wir über wasseroberflächen wie diese kleinen wasserläufer, manchmal denke ich das schnelle ist bei diesen tieren deshalb, damit sie nicht untergehen, aber der grund ist meist unten und doch ist vieles nur wie überflogen... liegt es an den bildern die nur dann akzeptabel sind wenn man sie anfassen kann, materielles vor dem was sich wie atmen in uns regt??

eine gute arbeit!!
lg silvi

 Erebus ergänzte dazu am 22.05.08:
Liebe Silvi,

dankeschön!
Die Wasserläufer kann man mit einem Spritzer Seifenlauge zum Untergehen bringen - aber warum sollte man? Die laufen allem Anschein nach genauso durch die Gegend wie die Menschen.
Vermutlich stellen sie keine Fragen nach dem Grund - das wäre dann der Unterschied.
Hach! - Lieber zugucken als drüber nachdenken

Nun komme ich grade ins Grübeln.. habe heute irgendeinen klugen Kommentar gelesen, dass Denken körperlich sein, weil Gehirn Masse besitzt und im Schädel steckt. Und dann überlegt, wo denn der menschliche Körper aufhört... also stoffwechselmäßig ist er ja komplett atmosphärenintegriert, auch nach dem Tod, Fäulnis, Gase, Staub etc.pp. .
Habe nur so drüber nachgedacht und jetzt beschleicht mich der Verdacht, das könnte dein Komm ausgelöst haben, den ich ja schon gestern las.


Liebe Grüße
Uli
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