Ein unendliches Rollen!

Innerer Monolog zum Thema Allzu Menschliches

von  tastifix

Die Begeisterung für den Ball ist uns in die Wiege gelegt worden.

Bereits im Krabbelalter werfen Kinder Bälle durch die Gegend und wuseln laut quietschend vor Vergnügen hinterher.

Zu ihrem Pech gucken die jungen Väter ebenfalls begehrlich und schon ist die Jagd in vollem Gange. Nooch darf der Nachwuchs gewinnen - wegen fehlender Chancengleichheit und zudem genießt er noch 100%igen „Welpenschutz“.


Ein Jahr später läuft es bereits etwas anders ab. Der Nachwuchs überrascht den darob staunenden Papa mit einem wahren Kaiser-Beckenbauer-Schuss. Der mag es aber trotzdem nicht auf sich sitzen lassen, dass dieser Ball ungehindert an ihm vorbei saust und hechtet also hinterdrein. Dann hält Papa das Leder triumphierend in die Höhe. Die ohrenbetäubende Strafe folgt prompt.
„Meeiiner! Haben, haaben!!“

Nur sehr schweren Herzens tritt der Papa den Ball ab. Er erntet dafür einen dermaßen charmanten Blick, als ob er seinem Nachwuchs drei oder noch mehr Eiskugeln auf einmal spendiert hätte. Der Papa ist eben schwer in Ordnung. Die Mama selbstverständlich auch, aber sie sorgt sich in diesen Minuten eigentlich mehr noch um das Wohl der Möbel. Seufz.


Die etwas Älteren sitzen und schlafen oft sogar auf ihrem Ball. Es bringt unter Garantie aufregende Träume. In der Schule liegt dieses enorm wichtige Utensil unter der Bank direkt zu ihren Füßen.

Anstatt auf die Tafel, starren sie gebannt auf das geliebte Etwas. Nicht, dass sich etwa der doofe Mitschüler aus der Bank nebenan erdreistet und es in einem unbeobachteten Moment klaut ...

Die vermaledeiten Textaufgaben werden weit häufiger richtig gelöst, wenn in ihnen ein Fußball die Hauptrolle spielt. Überhaupt wird alles ´in Bällen` gerechnet. Die Begeisterung für die liebe Mathematik kennt dann keine Grenzen mehr ...

Im Fach Geographie hat der Ball erst recht seine Daseinsberechtigung. Schließlich ist die Erde rund, also eine Kugel und somit sozusagen ein Ball.

Fasziniert erkunden die Schüler dessen Beschaffenheit, das Geschehen um und auf ihm, ohne je auf den ja wahrlich völlig abwegigen Gedanken zu kommen, dass ihnen Büffelpensum serviert wird.


Die noch Älteren erfahren dann in den Psychologiestunden, was eigentlich die Faszination des Balles ausmacht und warum sie dermaßen auf ihn abfahren. Die Erklärungen dazu sind manchmal ebenfalls sehr abgefahren.

Privat oder auch in Sportvereinen jagen sie wie unter Hypnose ihrem runden Liebling hinterher, messen ihre Kraft und Geschicklichkeit mit der der Gegen-Elf, dribbeln und stürmen und genießen wie auch ihre Zuschauer die 1½- Stunden-Spannung.

Sie nehmen für jenen Rausch sogar blaue Flecken plus Beulen in Kauf und tragen irgendwann Meisterschaften aus. Siege bleiben dem Stadtviertel keinesfalls vorborgen. Das Johlen lässt Mauern erzittern. Gehören sie, die Fußball-Starletts, nicht eigentlich längst schon in die Nationalmannschaft??

Die Leder-Fans empfinden jeden Tag ohne zumindest ein Spiel als einen verlorenen Tag. Einige entscheiden sich dafür, in den Profisport zu wechseln. Aus dem einstigen Hobby wird strapaziöser Ernst mit tagtäglichem, stundenlangen Training. Das Privatleben steht hintenan.

Mit sehr viel Glück erfüllt sich für Wenige ihr Traum. Sie steigen sie tatsächlich in die Nationalmannschaft auf und avancieren zu Idolen für Millionen, baden in deren Jubel und kassieren ungeheure Gelder.

Jedoch sind diese teuer erkauft, denn es geht ums Geschäft. Sie hetzen von Termin zu Termin und, da es um den Profit geht, leider ab und zu auch gegeneinander.

Für den Sieg und damit den eigenen Ruhm sind dann so manche Taktiken recht. Die Palette reicht von Schiedsrichterbeschimpfungen bis zu schweren Fouls, die dann unweigerlich die Zwangspause auf der Bank und zugleich Image-Verlust nach sich ziehen.

Der Fußball - eine Droge mit Nebenwirkungen ...


Solange Bälle rollen werden, werden Menschen ihnen nachlaufen auf der Jagd nach körperlicher Ertüchtigung, gemeinschaftlichem Erleben, nach atemloser Spannung, nach Ruhm und Ehre.


Es ist ein unendliches Rollen ...

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Kommentare zu diesem Text

Lebenslust (63)
(29.06.08)
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 tastifix meinte dazu am 30.06.08:
Hallo Birgid!

Dankeschöön!!
Nun liegt dieses große Ereignis ja bereits hinter uns. Ich bin von der deutschen Mannschaft ziemlich enttäuscht. Nicht etwa, weil sie verloren haben, sondern weil sie phasenweise recht konfus gespielt haben. Schade!

Die Spanier dagegen haben mit viel Temperament gespielt und auch mehr Können gezeigt. Sie haben den Sieg verdient.

Lieben Gruß
Gaby
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