Das kleine grüne Monster

Innerer Monolog zum Thema Verzweiflung

von  Rebekka

Der Film ist lustig und ich lache laut.
Doch leider nicht laut genug um mein Herzklopfen zu übertönen.
BUMM. BUMM. BUMM.
Das ist schon kein Klopfen mehr, das ist ein Presslufthammer.
Der Film ist auch spannend und zieht mich in seinen Bann.
Doch leider nicht tief genug denn trotzdem bekomme ich mit, was neben mir geschieht.
Sie halten Händchen.
Ich lasse meine Haare in mein rechtes Sichtfeld fallen.
Pseudo-Scheuklappen.
BUMM. BUMM. BUMM.
Wenn das so weiter geht, bekomme ich nen Herzinfarkt.
Gott sei dank der Film ist aus.
Wir laufen durch die Straßen, zu unserer Stammkneipe.
Ich achte darauf die beiden hinter mir zu haben. So kann ich sie nicht sehen.
Selbstbetrug oder Selbstschutz?
Als wir an der Kneipe ankommen setzen wir uns an einen Tisch. Nun helfen nicht mal die Scheuklappen. Sie halten unterm Tisch Händchen, ich kann es nicht sehen, aber ich WEIß es.
BUMM. BUMM. BUMM.
Der Presslufthammer arbeitet wieder.
Er bekommt sogar Gesellschaft. Ein kleines grünes Monster, mit ganz spitzen Zähnen und scharfen Klauen. Mit seinen Zähnen knabbert es vergnüglich an meinem Herzen und mit seinen Klauen reißt es es genüsslich und ganz langsam in Stücke.
Ich kann nicht hinsehen. Die anderen wundert meine Stimmung. Die drei am Tisch, die mich schon länger kennen, mich, meine Gefühle und Probleme, schauen sich nur wissend an. Und mitleidig. Und zwei von ihnen ein bisschen schuldig.
Ich mache ihnen keine Vorwürfe, aber ich muss hier raus.
Draußen an der frischen Luft geht es besser. Ich bin wie auf Drogen und kann keinen klaren Gedanken fassen.
Tatsächlich ist es das erste Mal in meinem Leben dass ich nicht denke. Dass ich meine Gefühle nicht in Worte fassen kann.
Ich habe eine Sprachkrise, würde Nietzsche jetzt sagen.
Ich setze mich auf die Stufen der alten Kirche, nachdem ich mir alle Bücher und Schuhe angeguckt hab, die in den beiden angrenzenden Läden ausgestellt sind.
Hier sitze ich und fühle mich unglaublich allein und verlassen.
Die ganze Welt hat mich verarscht. Die Welt, oder das Schicksal, Fortuna, jedes existente höhere Wesen mit Macht in das menschliche Schicksal einzugreifen.
Ich habe solange um ihn gekämpft. So viele Tränen vergossen.
Es ist unglaublich ungerecht, dass sie ihn, ohne dieses Leid je ertragen zu haben, bekommen soll.
Nein. Ihn schon hat.
Solche Gedanken schnüren mir die Luft ab.
Nach anderthalb Jahren unglücklicher Liebe habe ich geglaubt ich sei auf dem Weg der Besserung.
Und ich habe geglaubt, ich hätte Ahnung davon, wie viel Leid die Liebe einem zufügen kann.
Ich habe mich geirrt.
Und so sitze ich da, auf den Kirchenstufen, unfähig, zu denken, zu schreien, zu weinen.
Ich fühle mich so vollkommen allein.
Alle meine Freunde, die mir sonst zuhören, sind in Urlaub.
Und meine beste Freundin sitzt drinnen in der Kneipe und hält Händchen.

Und das kleine grüne Monster lächelt kurz, bevor es wieder einen herzhaften Bissen zu sich nimmt.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (24.10.19)
Die Metapher-Idee mit dem grünen Männchen ist nicht gut, die würde ich streichen. Ansonsten ein recht gelungener Tennie-Text, nicht wahr?
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