Blick in die Zukunft - eine Kriminalkurzgroteske

Groteske zum Thema Mord/Mörder

von  Ephemere

"Wir werden uns fortan an Prostituierte halten", meinte Hauptkommissar Merseburger. "An w..w..was?", stotterte Harry verwirrt. "An Prostituierte. Nutten. Bordsteinschwälbchen. Freudenmädchen. Ganz wie Sie wollen." "Ich habe das Wort durchaus verstanden", warf der untergebene Kommissar gereizt ein. "Ich wüsste nur gerne, was Sie damit meinen?". "Ganz einfach: Treiben Sie es mit den Zeugen...". "Sind Sie noch bei Trost?" Harry, der eigentlich Harald Kuhbein hieß, glaubte langsam an progressive Demenz, doch der Leiter der Ermittlungen fuhr ungerührt fort: "...auch mit den Verdächtigen, den Angehörigen, den Mitarbeitern - treiben Sie es mit Allen. Und das genau so lange, bis irgend jemand Ihnen im postorgasmischen Schwachsinn die Wahrheit sagt."

Kuhbein traute noch immer seinen Ohren nicht. Zweifelsohne waren sie in einer misslichen Lage: Seit vor drei Wochen der Koch des "Cheval Blanc" in feine Filetstreifen geschnitten am "Feldsalat à la Tranche" aufgefunden wurde, waren sie noch keinen Schritt weitergekommen. Das Landeskriminalamt wurde unruhig und Harrys Frau hatte ihn bereits als chronischen Waschlappen bezeichnet. Die einzige Spur verdiente nur deshalb den Namen "heiß", weil sie des Küchenmeisters ominöse Verwicklungen ins Rotlichtmillieu betraf. Aber "Treiben Sie es mit den Zeugen?"...das ging eindeutig zu weit: "Ich kann Ihnen nicht folgen. Ich weiß einfach nicht wie ich das anstellen soll."

Der Vorgesetzte seufzte und starrte an die Decke. Dann nahm sein Gesicht einen verwegen entschlossenen Ausdruck an. Die Züge um den Mund strafften sich und die Augen begannen, mit Blitzen zu schleudern. "Ich zeige es Ihnen. Ziehen Sie sich aus, aber plötzlich!"
Merke: Picot/Reichwald/Wigand (2001): "Der Chef der Zukunft wird vom Manager zum Coach".

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