Warum ich keinen Nescafe mehr trinke

Aufruf zum Thema Menschenrechte

von  autoralexanderschwarz

Seit meiner Jugend habe ich Nescafe getrunken. Ich war immer ein Fan von Instantkaffee, weil er schnell und einfach zuzubereiten ist und da dieser Kontext von vornherein jegliche Werbezwecke ausschließt, kann ich auch sagen, dass mir von den Instantkaffees Nescafe immer am besten geschmeckt hat.
Erst als mir durch Artikel, Aufsätze und Reportagen, durch Gespräche mit Freunden, durch NGOs, die einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Bürger leisten, dargelegt wurde, dass eine Handvoll riesiger Konzerne (die ich, um mich rechtlich abzusichern nicht beim Namen nenne, die aber ein jeder, der sich dafür interessiert im Handumdrehen entdecken und entlarven kann) mittelbar und unmittelbar für die Ungerechtigkeit und einen Großteil des Elends in der Welt verantwortlich sind, habe ich mein Konsumverhalten überdacht. Es geht dabei um Menschen, die durch den Zufall ihres Geburtsortes das Pech hatten, dass sie nicht so privilegiert wie ich aufwachsen konnten. Menschen, die unter den menschenunwürdigsten Bedingungen von diesen Konzernen ausgebeutet, ja versklavt werden. Hierbei geht es nicht nur um die Rohstoffe, sondern zugleich um die Unterstützung und Erhaltung korrupter und grausamer Regime, die diesen Konzernen ihr Einkommen und ihre Rendite sichern.
Ich habe immer gedacht, dass ich an dieser Situation nichts ändern kann, dass es keinem Menschen besser geht, wenn ich einen anderen Kaffee trinke, aber heute sehe ich, dass dies ein Trugschluss war, welcher wohl aus meiner Bequemlichkeit und meiner gefühlten Hilflosigkeit resultierte.
All jene Konzerne können jene Verbrechen gegen die Menschlichkeit nur weiter unterstützen, befördern und begehen, weil wir, die Konsumenten, tagtäglich ihre Produkte kaufen, die das Resultat dieser Ungerechtigkeit sind.
Somit lädt ein jeder, der durch sein Konsumverhalten diese Konzerne unterstützt, eine Mitschuld an all den Verbrechen auf sich, die genau jetzt, in diesem Moment, geschehen.
Von dieser Schuld wollte ich mich befreien, denn durch die bewusste Auswahl und durch die Entscheidung gegen Produkte, die nur durch den unentlohnten Schweiß und durch das unbezahlte Blut ganzer Völker produziert werden können, können wir alle diese Welt ein Stück besser und gerechter machen.

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Kommentare zu diesem Text

Dissident (22)
(26.08.08)
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 m.o.bryé (28.09.08)
inhaltlich:
find ich gut, dass du hier auch über nescafe aufklärst, das es bei instandkaffees zu menschenrechtsverletzungen kommt war mir jetzt noch nicht bekannt..allerdings finde ich das ende etwas platt - "können wir alle diese Welt ein Stück besser und gerechter machen" klingt irgendwie aggressiv anklagend und gleichzeitig abgenutzt. vllt iwas eigenes? anders bleibt am ende so ein augenverdrehen..

ansonsten halt ein ziemlich typisch für eine aufforderung dieser art...wirft nicht um, irgendwie hab ich das gefühl, dass du deine leidenschaft für das thema noch nicht völlig reingepackt hast.

ich weiß nicht, ob das in das genre passt, aber ein paar nähere auführungen so über die genauen umstände der menschenrechtsverletzung würden das thema transzendenter für unwissende (wie mich) machen.
ich bin mir nicht ganz sicher..so als aufruf...iwas stört mich. was brennendes. was mitreißt. vllt härter strukturieren..oder den aufruf aufspalten in essay oder was in der art in kombination mit einem flugblatt, also erst der aufschrei und dann die genaue begründung...
vllt mag ich auch das genre einfach nicht, aber das hier ist iwie so etwas verwaschen dazwischen. so.."es muss mal gesagt werden und regt mich eh grad auf" und lalyla - fertig.

abschließend hat dein aufruf in mir also ein interessiertes aufmerken hervorgerufen, aber näher informieren werd ich mich darüber jetzt nicht weiter, denke ich..

lg,
Lena

 autoralexanderschwarz meinte dazu am 28.09.08:
Erst einmal danke für deinen Kommentar.
Es freut immer ne Rückmeldung zu kriegen.
Deine Kritik geht ja in zwei Richtungen und ich probier mal dazu Stellung zu nehmen. Zunächst, wenn ich das richtig verstanden habe, beklagst Du,
dass das Ganze abgenutzt klingt. Es ist eigentlich durchaus erfreulich, dass ich nicht der Einzige bin, der so was schreibt.
Wäre tragisch wenn es so wäre und so abgenutzt es klingt, es ist wahr:
Wir, die Konsumenten könnten die Welt ein Stück besser und gerechter machen. Davon bin ich überzeugt. All jene Güter, die unfair produziert werden, werden ja für uns produziert und die Marktwirtschaft wird halt durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Wenn genug Menschen, (darum dieser Text auch wenn er nur ein Mosaikstein ist) daran interessiert wären "faire" Produkte zu konsumieren, würde das zu einem Umdenken in den Chefetagen der großen Firmen führen, nicht aus Humanität, sondern ausschließlich um ihre marktwirtschaftlichen Interessen zu wahren.
Und zum Thema mitreißend:
Ich will mich ja nicht mit diesem traurigen Thema profilieren, ich will zum nachdenken anregen. In diesem Sinne ist das nur in zweiter Instanz ein literarischer Text. es geht mir um die Botschaft.
Das zweite Problem, welches Du ansprichts, ist, das ich einigermaßen undeutlich bleibe. Auch das hat seine Gründe. ich kann es mir als armer Student nicht leisten mich mit den großen Weltkonzernen anzulegen. deswegen bleibe ich undeutlich. Wenn ich schreibe, dass Firma X für dieses oder jenes Massaker verantwortlich ist, dann kriege ich nach ein paar Tagen Post vom Anwalt und habe einen Prozess am Hals.
Ich möchte lediglich für dieses Thema sensibilisieren.
Die detailierten Informationen kriegst du an anderer Stelle.
Gib einfach mal einen Firmennamen und den Begriff Menschenrechtsverletzung in eine Suchmaschine ein. Zudem gibt es zahlreiche Seiten, ich verweise hier einfach mal auf ATTAC, wo du das alles genauer nachlesen kannst.
Wichtig ist doch, dass Du darüber nachgedacht hast und vielleicht, wenn Du das nächste Mal im Supermarkt stehst, denkst Du an die eine oder andere Zeile, vielleicht sogar an die, die Du zitiert hast, so abgedroschen sie auch klingt.
Soweit meine Meinung zu Deinem Kommentar.
Gruß und alles Gute
AlX

 m.o.bryé antwortete darauf am 29.09.08:
hey AlX,
nein, abgenutzt hab ich nich gemeint..ich find das genre iwie schwammig, so nichts halbes und nichts ganzes. abgenutzt kommt mir nur besagter satz vor..im prinzip stimme ich dir zu, es is gut, dass du nich der einzige bist, der das schreibt..aber einzigartig kann es ja doch sein, oder? ich meine ja icht, das du das rauskicken sollst, ich dacht nur, du könntest es so formulieren, dass die aussage wieder lebt und sich nicht wie eine hohle phrase anhört.
mit dem mitreißen verhält es sich ähnlich. ich mein nicht, dass mir ein spannungsbogen fehlt oder sowas, aber eben dieses "zum nachdenken anregen" hast du bei mir zumindest nicht direkt geschafft..ich dachte, ein aufruf soll eben das tun - aufrufen, "macht mit, steht auf, geht auf die straße,etcetc". das hat mit selbstprofilierung ja nichts zu tun. ich meine mehr, dass du deine sprachlichliterarischen fähigkeiten nutzt, um dich für dein interesser hier voll reinzuhängen.
es ist halt meist einfach so, dass man über die emotionale schiene besser für eine thema interessieren kann als über logische, fundierte leidenschaft steckt an, wenn man mitreinkommt; im moment ist es so, dass ich deine leidenschaft sehe, aber wie durch ein fenster, ich komm nicht rein, außer, ich schlag die scheibe ein.
und natürlich fordere ich dich hier nicht auf, deinen juristischen hals zu riskieren =P einfach..inwiefern werden die menschenrechte gebrochen? von wem spielt vorerst ja keine rolle.
liebe grüße,
Lena
DerPassant (57) schrieb daraufhin am 10.01.09:
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 autoralexanderschwarz äußerte darauf am 10.01.09:
Ich verstehe Deine Haltung.
Ich wusste nicht um diese Discount-Unterstützung des Krieges und ich weiß nicht, wie sie gerechtfertigt werden soll..
Auch mir blutet das Herz, wenn ich die Bilder von verwundeten und toten Kindern im Gazastreifen sehe. wenn ich in den Nachrichten höre, dass durch die Blockierung der Grenzen keine Betäubungsmittel mehr in den Krankenhäusern sind. Hier allerdings sehe ich eine Mitschuld von Ägypten.
Nicht nur Israel, sondern auch die kleinen und größeren Despotien drum herum haben Angst vor einem Erstarken fundamentalistischer Kräfte in ihren Ländern.
Das Problem ist gewaltig und die Begründung Israels seine Bürger vor Raketenangriffen schützen zu wollen kann ich auch noch nachvollziehen, aber die Unverhältnismäßigkeit mit der dort Menschenleben gegeneinander abgewogen werden ist mir unbegreiflich. Wie kann ein General stolz verkünden, dass 80 % der Getöteten Terroristen waren. Selbst wenn das stimmt bedeutet das 20 Prozent Kollateralschäden. Darauf kann niemand stolz sein.
Überhaupt schockiert einen die Leichtigkeit mit der Staaten gegen das Völkerrrecht verstoßen oder die territoriale Integrität ihrer Nachbarn verletzen. Man hat das Gefühl, dass all unsere hehren Institutionen nicht mehr als Makulatur sind.
Da baut die Uno jahrelang Schulen, Kindergärten, Infrastruktur, die dann in ein paar Stunden zerbombt werden.
Naja, ist wohl ein anderes Thema.
Sollte man wohl mal was drüber schreiben.
Kunst ist Frieden.
Ria (26) ergänzte dazu am 27.02.09:
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 Dieter_Rotmund (11.02.20)
Gelungene Satire, gerne gelesen!

 autoralexanderschwarz meinte dazu am 11.02.20:
Lieber Dieter,
ich würde das wohl heute (12 Jahre später) nicht mehr so mit Pathos aufladen, aber das ist Wort für Wort so gemeint, tief aus der Brust eines empörten 27-Jährigen. Nestle-Produkte boykottiere ich aber immer noch.
Cora (29) meinte dazu am 11.02.20:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.02.20:
Lieber Schwarzalexander, mit 27 habe ich auch noch so salbungsvoll geschrieben und war voller hehrer Ideale. So oder so, jetzt ist es in seiner Überzogenheit eine gelungene Satire.



P.S.:
Auf Kirchen-Produkte verzichte ich zu 100%.
Dieser Konzern zerstört Menschen und Umwelt.

 FrankReich meinte dazu am 13.02.20:
P.S.:
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